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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 5.1887

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Nr. 7
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Prill, Joseph: Grammatik der kirchlichen Baukunst, [19]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15863#0062

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58

weit vergrößert, daß sie nach oben den
umschließenden Bogen, nach unten die Wölb-
steine der zwei Fenster säst berührt; nehmen
wir dann statt der runden Sänlchen einen
Mittelpfosten
Wesentlichen die
Anordnung eines
gothischen Fen-
sters. Zunächst
wird zur Ueber-
wölbnng der go-
thischen Fenster
(wenigstens an
Kirchengebäuden)
fast ausschließlich
der Spitzbogen
angewandt unb
die Fenster sind
in der Regel von
bedeutenderer
Größe. Ueber-
schreiten dieselben
nun in der Breite
ein gewisses Maß,
so werden sie durch
einen mittleren
Pfosten in zwei
Oeffnungen ge-
theilt, über welche
sich in der Grund-
linie des großen
Spitzbogens wie-
der kleinere Bö-
gen wölben. Der
zwischen diesen
und dem großen
Fensterbogen ver-
bleibende Raum
wird dann durch
einen Kreis aus-
gefüllt, so daß
ein förmliches
Steingerippe
entsteht. Damit
nun dieser Kreis
nicht zu klein
und darum be-
deutungslos er-
scheine, wird häu-
fig durch Hinun-
terrücken der kleineren Spitzbögen unter die
Grundlinie des großen mehr Raum für den-
selben geschaffen. Bei sehr großen Fenstern
würden aber auch noch bei einfacher Theilung

F,g. 130.

Fenster der Katharmenktrche zu Oppenheim (Ende 13. Jahrh.)
nach Rcdtcnbacher.

Frühgothischc Rose über den gedoppelten Chorfenstern dcr
Kathedrale von Chartres.

die beiden Hälften zu weit sein, und es wird
daher häufig innerhalb derselben die eben
beschriebene Theilung wiederholt. Ein
solches Steingerüst innerhalb der Fenster
pflegt man, weil es mit Zirkel und Maß
gebildet wird,
M a ß w e r k zu
nennen, im Ge-
gensatz zu den frei
gearbeiten Laub-
zieraten. Zur Er-
läuterung der
Grundform go-
thischen Fenster-
maßwerks möge
Fig. 130 dienen.

Hier erscheint
das spitzbog. Fen-
ster zunächst in
zwei Hälften ge-
theilt. Auf den,
die Hälften über-
deckenden Spitz-
bögen ruht ein
großer Kreis, des-
sen Durchmesser
zwei Drittel der
ganzen Fenster-
breite beträgt.
Jede der beiden
Abtheilungen ist
nun wieder inganz
gleicher Weise ge-
checkt. Um die
Hanptabtheilung
vor den Unter-
abtheilungen ge-
bührend hervor-
znheben, sind die
Stäbe und Kreise,
ans denen sie be-
steht, stärker und
mehr gegliedert,
als die der Unter-
abtheilnngen.Wir
bemerken aber so-
fort noch eine
reichere Ausbil-
dung des Maß-
werkes. In die
kleineren Kreise ist ein Vierblatt oder „Vier-
paß" eingeschrieben, bei welchem die Spitzen,
die durch das Znsammenschneiden der Kreise
gebildet werden, in Blumen auslaufen. Ein
 
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