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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 5.1887

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Nr. 7
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https://doi.org/10.11588/diglit.15863#0071

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der siebziger Jahre unseres Jahrhun-
derts wurden sie f ii r die Ausmalung
der Kirche von der Kirchen gemein de in
Drackenstein dem Maler au Zahluugs-
statt gegeben!!!

Diese Bilder erweisen sich nun als vorzügliche
Werke aus der Mitte bezw. dem letzten Drittel
des 15. Jahrh., so vortrefflich, das; der Vers,
keinen Meisternamen, sei es der schwäbischen, sei
es einer andern oberdeutschen Schule, für zu
hoch hält, als das; diese Werke ihm zugeschrieben
tverdeu dürften, und daß er als Meister des
einen Flügelbildes Martin Schön, als Meister
des andern Bartholomäus Zeitblom vermutet.
Bon der Schönheit und Bedeutung der Bilder
sind wir ebenfalls voll überzeugt und wir theilen
ganz die Begeisterung des Vers. für den hl. Jo-
hannes und Sebastianus, zwei ideal schöne, wie
in einer Vision vom Himmel herabgeschwebte
Gestalten. In der Frage nach der Autorschaft
traue ich mir ein sicheres Urteil nicht zu, aber
ich stehe nicht au zu bezeugen, daß der Vers, mit
viel Besonnenheit, Gründlichkeit und Sachkennt-
nis; diese Untersuchung führt und die Resultate
zieht. Neben dieser kunsthistorischen Akribie hat
die herzliche Weise, in welcher er in mittelalter-
liche Glaubens- und Kunstübung sich vertieft,
etwas überaus Wohlthueudes und Rührendes.
Man darf wohl sagen, wenn wir einige hundert
derartige Monographien über mittelalterliche
Kunstwerke hätten, so gründlich in der Erforsch-
ung, so verständig in der Erfassung, so warm
begeistert für das religiös Schöne, wir wären
weiter voran in der Kunstforschung, und unsere
Kuustforschung würbe uns dem leider so fern
verwehten Geist jener Kunst unserer Vorfahren
längst wieder näher gebracht haben. Dem prote-
stantischen Herrn Vers, sei für die edle Art,
mit w..cher er katholische Anschauungen auffaßt
und bespricht, in unserer konfessionell verhetzten
Zeit noch besondere Anerkennung ausgesprochen.
Seine Vermuthung, daß in dem Maße, in wel-
cheni Maria als Fürsprecherin angesehen wor-
den, ihre Züge freundlicher und milder, die Züge
Christi strenger und herber sich gestaltet haben,
wird sich kuusthistorisch kaum rechtfertigen lassen.
Der Heilandstypus ist fast durchgeheuds in der
ganzen alten und mittelalterlichen Kunst ein stren-
ger und ernster, namentlich wenn der Herr im
Kreise seiner Apostel dargestellt wird; es lag
jener Kunst daran, im Bilde des Gottmenschen,
in welchem der Mensch von selbst in die Erschei-
nung trat, den Gott zu betonen, und sie strebte
durch die strengeren Züge den Ausdruck der über-
meuschlicheu Hoheit au. — Keppler.

U eb er d en dekorativen Stil in der
a ltchrist li ch en Knnst. Von Fried-
rich P o r t h e i m. Stuttgart, Speemann,
1886. 43 S.

Rom, von jeher Meisterin in der Konstruktion,
empsieng den Sinn für Dekoration erst aus dem
Orient, weßwegen auch Konstruktion und Deko
ration im Occideut bis ins Mittelalter hinein
sich nur äußerlich verbinden, nicht innerlich durch-
dringeu. Je mehr das Mark kräftigen Selbst-
bewußtseins im römischen Volk schwand, um so

mehr gewinnt die spielende Dekoration der ern-
sten Konstruktion den Vorsprung ab; mit dem
Zurückweicheu der Konstruktion war das Vor-
wiegeu des Malerischen gegeben. Das Christen-
thum nun, so führt der Vers, nach diesen grund-
legenden Betrachtungen aus, stellte sich in keiner
Weise in Gegensatz gegen die Knust, welche es
antraf: „gleich auf den ersten Blick füllt es auf,
wie völlig unbegründet die noch immer weitver-
breitete Ansicht ist, das; die ersten Christen in
Rom sich der bildenden Kunst feindlich gegenüber-
gestellt hätten; ols ob es uns nicht mit Bewun-
derung erfüllen müßte, die lichtarmeu Gänge und
Höhlen der Katakomben, so sehr sie auch von den
eiugebrocheueu Grabsteinen durchlöchert wurden,
dennoch, lvo immer die Gelegenheit sich bot, mit
Malereien förmlich bedeckt zu sehen" (S. 11).
Gewiß ein besonnenes und gerechtes Urteil, wel-
ches dann nur durch etwas schiefe und befangene
Anschauungen einigermaßen beeinträchtigt wirb,
als ob „das natürliche Hängen am Schönen und
die großartige Pietät für die letzten Ruhestätten
der Menschen" einzige Triebfeder dieser Achtung
und Benützung der Kunst gewesen sei. Schief
sind auch die Bemerkungen, das; mau die Kuust-
pflege des Christeuthums nur verstehen könne,
wenn man es als Nachfolger des Isis- und
Mithras-Kultus und als Kind der römisch-helle-
nischen Kultur des Orients auffasse, das; bloß
„die Lebenslust und ein rein antiker Sinn für
das Reizende und Schöne" die Katakomben mit
Malereien ausgestattet habe; auch sein Haupt-
gruudsatz, man könne sich das Verhältnis; des
Kultus zur Dekoration gar nicht äußerlich genug
denken (S. 14), ist doch nur von sehr bedingter
Nichtigkeit. Keppler.

G r n ti d r i ß d er G e s ch i ch t e d e r b i l d e n-
b e n K i't n st e. Von Dr. Adolf F ä h.
Freiburg, Herder, 1887. I.Liefrg. 1,25 M.

Was die Herdersche Verlagshandluug, welche
besonders in neueren Zeiten auch auf dem Ge-
biet der Kunstgeschichte und Archäologie sich über-
aus verdient gemacht hat, seit fast einem halben
Jahrhundert anstrebt, liegt nun in seinen An-
fängen vor: eine Kunstgeschichte vom katholischen
Standpunkt. Der Berf. einer tüchtigen Mono-
graphie über das Madonuenideal in den älteren
deutschen Schulen, tvelcher insbesondere durch den
Direktor des Georgiauums in München, Pro-
fessor Dr. Andreas Schniid, Anleitung und An-
regung zum Kunststudium erhielt, hat es unter-
nommen, einen Grundriß der Kunstgeschichte zu
verfassen, der in 8—10 Lieferungen ä 1,25 M.
erscheinen soll. Die erste Lieferung enthält: die
hebräische, ägyptische, assyrische, persische, indische
Kunst, lieber Geist und Richtung braucht nichts
gesagt zu werden; die kunsthistorischen Prinzipien
und leitenden Gedanken, welche die Vorrede dar
legt, versprechen eine geistvolle Behandlung der
Kunstgeschichte. Die Illustrationen sind reichlich
und durchlveg tüchtig. Ein abschließendes Urtheil
ist natürlich erst nach dem Erscheinen des Ganzen
möglich; mit den: Inhalt der ersten Lieferung
kann man nach Stoffbehandlung und Form wohl
zufrieden sein. Bei Besprechung der israelitischen
Kunst hätte sollen angemerkt werden, in tvelch
 
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