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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 5.1887

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Nr. 9
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Weber, Heinrich: Zur Geschichte der Glockeninschriften aus dem Bamberger Land, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15863#0088

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84

Bildwerk ist das genaue Maß, Durchmesser
und Höhe, beigefügt. Von beit Stadtglocken
sind selbst die der kleinsten Kapellchen auf-
genommen; nur die des St. Klaraklosters
und des Heiliggrabklosters (Dominikanerin-
nen) fehlen, offenbar weil dem Sammler der
Zutritt in die unter strenger Klausur stehen-
den Klöster nicht gestattet war. Diese Kol-
lektion von Glocken ergänze ich nach Haas,
Geschichte des Staventandes an der Aisch
und den Ebrach-Flüßchen, Bamberg 1819,
welcher bei Beschreibung der betreffenden Kir-
chen häufig die Inschriften der Glocken bietet,
wenn auch nicht so genau wie Schram. Ihm
entnehme ich die Beschreibung von 37 Glocken,
welche durch Petitdrnck bezeichnet sind.

Nachstehende Abhandlung soll sich nicht
mit der musikalischen Seite der Glockenkunde
beschäftigen. Hiefür bieten interessantes Ma-
terial die „Fliegenden Blätter" von Witt,
Pustet, Regensburg, 1877 S. 1. 14. 25.
41. 73, Fingerzeige für Kirchenvorstände bei
Anschaffung neuer Glocken von A. G. Stein.
Ebensowenig wollen wir uns mit dem rein
ästhetischen und knnstgeschichtlichen Theil be-
schäftigen, obschon auch hiefür diese Kollektion
interessantes Material in den meistens mit
großer Treue kopirten Verzierungen bieten
würde.

Wir haben uns vielmehr die eng begrenzte
Aufgabe gestellt, diese Glocken nach ihren
Inschriften zu gruppireu und daraus einige
für die Geschichte der Glockenkunde im frän-
kischen Gebiet interessante Sätze abzuleiten.
Derartige Jnschriftensammlungen sind nicht
selten.^) Es finden sich solche in den
„Historisch-politischen Blättern" Band 26,
S. 215—218; bei Otte, Glockenkunde S. 80
bis 85, zweite Auslage, S. 121 — 134, und

H Betreffs der Verzierungen sei nur erwähnt,
daß die sog. Ave Maria-Glocke in St. Jakob in
Bamberg auf ihrer ganzen Wandung mit rauten-
förmig sich schneidenden Linien bedeckt ist. Um
den Kranz zieht sich 16mal die auf die Spitze
gestellte französische Lilie. Vielfach finden sich
zur Abgrenzung der einzelnen Worte nebst dem
Kreuz und der Rosette auch kleine Glöckchen.

3) Sehr instruktiv für die Geschichte der Glocken
im Allgemeinen sind die Abhandlungen im Organ
für christliche Kunst, Jahrgang VII, 1887, S. 109.
121. (131.) 133. 145. 157. (165.) und im „Katho-
lik" 1869, S. 589—602; 701—710. Bergt, auch
Jakob, Die Kunst im Dienste der Kirche, 3 Ausl.
255; Atz, Die christliche Kunst in Wort und Bild,

2. Ausl. Botzen 1884, S. 119 ff. Kirchenlexikon,
2. Ausl., und Kraus, Realencyklopädic des kirchl.
Alterthums sub verbo Glocken. „Kirchenschmnck"
Jahrgang 8. 10. 11. 16. 22. 24. Reiche Lite-
ratur ist angegeben bei Otte, Glockenkunde S. 1
bis 6.

in seinem Handbuch der kirchlichen Kunst-
archäologie 3. Ausl. S. 255 f., besonders bei
Böckeler, Beiträge zur Glockenknnde, Aachen
1882, S. 76—98. Aber diese Inschriften

sind aus weitesten Kreisen zusammengetragen,
während die von mir gebotenen aus einem
eng begrenzten Gebiet und vielleicht aus
nur etwa 20 Gießwerkstätten stammen. Man
wird hier eine Reihe von Inschriften finden,
welche ganz ähnlich auch in weiter Ferne Vor-
kommen; aber auch nicht wenige, welche man
anderwärts vergebens sucht.

Die aus dieser Sammlung abgeleiteten
Sätze mögen zugleich dazu dienen, einer da
und dort einreißenden Geschmacklosigkeit be-
treffs der Inschriften entgegenznwirken.

Pon den 114 bei Schram aufgeführten
Glocken sind acht ohne Inschriften und Bil-
der. Unter diesen ist die merkwürdige St.
Kunigundisglocke im Dom zu Bamberg. Sie
hat eine Höhe von 4' 7stM und einen Durch-
messer von 5' 2 V'.4) Als Verzierung trägt
sie nur zwei eigenthümlich stilisirte Zeichen,
welche Schram für das Monogramm des
Gießers oder für die Siglen von Cunigunda
Augusta hält. In Wirklichkeit sind sie wohl
nichts anderes als Alpha und Omega. Diese
Glocke hat an der Haube oder Platte eine
runde, trichterförmige Oeffnung, außen fünf,
innen drei Finger im Durchmesser.

Daran knüpft sich die schöne Sage, daß der
hl. Heinrich und seine hl. Gemahlin einst aus
der Ferne die beiden von ihnen gestifteten und
nach ihnen benannten Glocken läuten hörten und
deren Klang verglichen. Die Kunigundisglocke
tönte heller und schöner, und als der hl. Heinrich
davon unaugenehnl berührt schien, streifte die
Kaiserin den Ehering vom Finger und warf ihn
in die Luft in der Richtung des Domes. Augen-
blicklich änderte sich der Ton ihrer Glocke und
wurde tiefer und dumpfer. Und als man nach-
forschte, lag der Ring auf dem Boden unter der
Glocke, hatte aber durch dieselbe ein Loch ge-
schlagen.

Man hat darüber gestritten, ob diese Oeff-
nung ein absichtliches Kunststück des Gießers
war, oder ein Unglück, welches beim Guß
passirte; nach der gutachtlichen Aenßernng
eines Fachmannes ist die letztere Ursache maß-
gebend. (Fortsetzung folgt.)

Offert.

Die Verlagsbuchhandlung von W. Kohlham-
mer in Stuttgart bietet Exemplare der in Nr. 7
des „Archivs" besprochenen Monographie: Wal-
ch e r, Bilder vom Hochaltar in Drucken-
stein, zu dem ermäßigten Preis von 50 Pf.
(ohne Illustrationen) an.

4) Die St. Heinrichsglocke hat 5' 100s" Durch-
messer, 4' 111k“ Höhe.

Stuttgart, Buchdruckerei der Akt.-Gcs. „Deutsches Votksbtall".
 
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