Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 6.1888

DOI Heft:
Nr. 4
DOI Artikel:
Die Stadt Lauffen a. N., ihre Heilige und ihre Heiligthümer, [2]
DOI Artikel:
Detzel: Kunstnotiz
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15864#0042

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
38

Ulrich des Vielgeliebten durch den fürst-
lichen Baumeister Albrecht Georg für die
Prämonstratenserinnen von Adelberg neu
hergerichtet; J) 1525 im Bauernkrieg von
dem „Hellen Hausen" geplündert, 1536
durch Herzog Ulrich mit Gewalt refor-
miert,^) 1808 abgebrochen bis auf die
alte Klostermauer, einige wenige Gebäude
(davon vielleicht noch das alte Refektorium,
ein gewölbter Raum und einige baufällige
Zellen) und einige Reste von Kirche und
Kreuzgang. An der Straße steht noch
eine Manerflucht, die einst das südliche
Nebenschisf der Kirche schloß, mit Streben
besetzt und mit der frühgothifchen gedreiten
Anlage der Fenster. Weiter zurück, mitten in
den Weinbergen ragen dann noch Reste des
spätgothischen Krenzganges mit seinen Maß-
werkarkaden ans; b) hier noch eine alte Thüre
mit trefflichem gothifchen Beschläg.

In dem jenseits des Neckars gelegenen
Theil von Lausten, der Stadt, die einst
stark bewohnt war ltnb noch Proben ihrer
alten Besestigungsmauer vorzeigt, steht
noch eine Kirche St. Martin, äußer-
lich sehr unscheinbar, aber doch einer Be-
sichtigung würdig. Sie reicht unzweifelhaft
in die romanische Zeit zurück, wurde in
der gothifchen theilweise, in der Zopfzeit
schlimm verändert, nenestens verständig re-
stauriert. Der Chor ist, was einige
Jahrhunderte lang bei Landkirchen in un-
serem Vaterland stehende Regel war, im
Ostthurm, der deshalb gewaltige Breite-
anlage erhielt, welche zu seiner Höhe in
schlechtem Verhältnis steht. Das den
Chor bildende Untergeschoß hat noch das
alte Tonnengewölbe; die Fenster sind nicht
mehr ursprünglich, der Chorbogen bereits
spitz, aber ans romanischen Kämpferge-
simsen ruhend; die Sakristei neben dem
Thurm tonnengewölbt. Fenster und Por-
tale des Langhauses stillos geändert. In-
teressant ist nun aber im Innern einmal

0 Seii: Meisterzelchen noch an dem Trüm-
merstück des alten Kreuzgangs, vgl. Klemm,
Württbg. Bannieister S. i04.

2) Rothenhäusler, Standhaftigkeit der
altwiirttb. Klosterfr. 109 ff.

3) In der Königl. Bibl. zn Stutlg. ist ein
durch den Feldmesser Ernst Heinrich Meyer
1777 aufgenommener Prospekt des Chores mit
Epitaphien. — Genaue Beschreibung mit Grund-
riß: Bach, das Nonnenkloster Lanffen, Zeitschr.
für lvürttemb. Franken 1868. 2. 104 ff.

die primitive, wohl in die Erbauungszeit
der Kirche zurückreichende Sakramentsnische
in der Nordwand des Chors, überaus
schlicht und einfach, mit dreieckigem Ab-
schluß; das Thürchen fehlt, aber die
Klobenlöcher sind noch zu sehen; ein red-
liches, aber in den Mitteln armes Streben,
die Nische auszuzeichnen und ans ihre Be-
deutung hinzuweisen, brachte dann über
ihr ein in der Breite der Nische geführtes
Wasserschlaggesims an. Sodann übersehe
man nicht an der Triumphbogenwand einige
vorragende Steine, deren Bestimmung man
ans den ersten Blick nicht ahnen wird.
In der nordöstlichen Ecke des Schiffes ist
nämlich ein Rippenstück und an der Tri-
umphbogenwand eine Konsole zu bemerken;
ans der gegenüberliegenden südöstlichen
Seite noch 3 Konsolen, eine im Eck, die
andere an der Ostwand, die dritte an der
Südwand; theilweise sind diese Konsolen
jetzt mit den Tragbalken der Empore be-
lastet, aber das war nicht ursprünglich ihre
Bestimmung. Vielmehr sind sie übrig ge-
bliebene Reste von Altarciborien oder Al-
tarbaldachinen, welche über den Seiten-
altären sich wölbten und theils aus diesen
Konsolen theils auf einer, nun entfernten,
Freisäule ruhten. Wir werden demnächst
eine schöne Anzahl solcher Ciborien zur
Aufzählung bringen, welche in alten Kir-
chen unseres Landes theils ganz, theils in
Resten und Bruchtheilen sich erhalten haben.
Meist ist denselben ein eigenes kleines Fenster-
chen beigegeben, niedriger gestellt als die
andern, um dem unter dem Baldachin stehen-
den Nebenaltar Licht zuznführen; auch in
der Kirche von Lausten sind dieselben ange-
bracht, nur, wie es scheint, später vergrößert.

Damit schließen wir diese Zeilen, die
in der Absicht geschrieben sind, zur Auf-
frischung des Andenkens an die hl. Re-
ginswind etwas beizutragen und manchen
zn selbsteigener Besichtigung der Kunst-
denkmäler Lauffens einznladen. —

Aunstnotiz.

E i ,i neuer Kunst zweig ist iu jüngster
Zeit aufgestaudeu, der sich auch vortrefflich für
kirchliche Zwecke verwenden läßt, nämlich der sog.
Platina-Hvlzbrand-Apparat zum Ein-
brennen von Zeichnungen und Gemälden auf
Holz. Zn diesem Apparate gehört ein Glas,
das bis zur Hälfte mit Benzin gefüllt und mit
einem Korke, worin zwei Röhren stecken, luft-
dicht verschlossen ist. An den Röhren sind zwei
 
Annotationen