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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 6.1888

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Nr. 6
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Detzel, Heinrich: Adam und Eva: in der christlichen Kunst, [2]
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Hofmeister, Eugen: Karl Baumeister
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https://doi.org/10.11588/diglit.15864#0064

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louse. Auf der entgegengesetzten Seite
steht die Mutter Jesu mit den drei hei-
ligen Marien und dem hl. Johannes, im
Vordergründe kniet die Stifterin des Bil-
des. — Theologie, Ascese und heilige Kunst
verbinden sich wirklich in dieser Darstel-
lung des Lebensbaumes zu einem erhabenen
geistlichen Dreiklang.

Vielfach finden wir und zwar schon
vom frühen Mittelalter an unsere Legende
vom Paradieses- oder Lebensbanme auch
bloß dadurch angedeutet, daß das Kreuz,
sei es, daß der Heiland daran hängt oder
dieses nur allein abgebildet ist, als ein
zackiger Baumstamm dargestellt ist,
so z. B. das Kreuz bei dem jüngsten (Be-
richte an der Westapsis der St. Georgs-
kirche ans der Insel Reichenau, das
ein Engel neben dem thronenden Richter
hält, oder das Kreuz mit dem Kruzifixus
beim jüngsten Gerichte in der Vorhalle
des Münsters zu Frei bürg. In neuerer
Zeit ist die ganze Legende in sechs Dar-
stellungen von Prof. Kl ei u gezeichnet
worden und sind diese Zeichnungen am
Kreuzaltare in der Kirche am Kapitol zu
Köln in Email ausgeführt worden. H

Die Art und Weise der Darstellung
des Sündenfalles der ersten Menschen
ist sich im Allgemeinen durch alle Pe-
rioden der christlichen Kunst gleich ge-
blieben unb auch die Renaissance hält sich
noch an die überlieferte Tradition, benützt
aber, wie wir Eingangs bemerkt, diesen
Gegenstand hauptsächlich dazu, Probleme
der menschlichen Anatomie zu lösen. Schon
mit seinem K np f erst i ch e des ersten Men-
schenpaares ans dem Jahre 1504 * 2 3) wollte
A. Dürer hierin etwas Besonderes lei-
sten und hat deßhalb alle Sorgfalt ans
seine Ausführung verwendet. Seine ge-
malten Adam und Eva aber vom Jahre
1507 „sind die vollendetsten nackten Men-
schengestalten, welche die Kunst des Nor-
dens bis dahin hervorgebracht hat".^)
Auch der Sündenfall, mit dem die Folge
der kleinen Holzschnitt-Passion
vom Jahre 1510 beginnt, ist eine derb

st Abbildung im Glücksradkalender für
Zeit und Ewigkeit. Wien 1884, S. 70 f.

2) Bartsch, Nr. l.

3) Thausing, A. Dürer, Gesch. seines
Lebens und seiner Kunst. Leipzig. 1886. D. 287.

realistische Darstellung ohne alle unb jede
höhere Weihe. Die ganze Geschichte des
ersten Menschenpaares hat ebenfalls Prof.
Klein in der Neuzeit in zwölf Darstel-
lungen für Glasmalerei gezeichnet, welche
Zeichnungen für den Kölner Dom zur
Ausführung kamen; das betreffende gemalte
Fenster ist unter dem Nordthurme über
der Thüre lind die Zeichnungen sind nach-
gebildet im „Glücksradkalender 1884"
S. 48 ff.

Rarl Baumeister.

Die in München erscheinende Zeitschrift
„Die Kunst für Alle", heransgegeben von
F. Pecht, widmet den bedeutendsten Theil
ihres 4. Heftes (3. Jahrg. 1887) der Be-
sprechung des Malers K. Baumeister und
seiner Werke, deren sie einige in Abbil-
dung bringt, als die giltigsten Belege des
großen Lobes, das sie ihm spendet und
als das Dringendste, das sie zunächst ihrem
Leserkreise zti bieten hat. Da dieser Zei-
tung vor allem die künstlerische Voll-
kommenheit der Werke den Maßstab zu
deren Veröffentlichung abgibt, so dürfte
den Lesern des „Archivs für christliche
Kunst" die Bekanntschaft mit den Werken
Baumeisters doppelt willkommen sein, da
dieselben nicht nur künstlerisch vollendete,
sondern vor allem religiöse und christliche
Bilder im hervorragendsten Sinne des
Wortes sind.

Die veröffentlichten größeren Arbeiten
sind zunächst: „Die Freudenkönigin" aus
dem Rosenkranzcyklns der Schloßkapelle
Sr. Erlaucht des Grafen Qnadt, „Der
hl. Christophorns" nach dem Karton für
die Hanskapelle I. K. H. der Frau Her-
zogin 'Max Emanuel in Bayern (s. uns.
Abbildung), „St. Leonhard" Karton für
das Altarbild zu Burgkirchen a. d. Alz.

Das erste Bild zeigt uns die Gottes-
mutter Maria vor dem Eingang eines
Stalles, der durch Ausmauerung, lieber-
Wölbung und dürftige Bedachung einer
Felsenklnft abgewonnen wurde, ans einer
ans dem Stein herausgehauenen Bank, zu
welcher fünf Stufen hinaufführen. Ein
Stück Gestein bildet die Rücklehne. Maria
aber beugt sich andächtig und glücklich vor-
wärts über ihr göttliches Kind, das sie
aus der Krippe heraus zu sich ans den
 
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