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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 6.1888

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Nr. 6
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Hofmeister, Eugen: Karl Baumeister
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Saupp, ...: Praktische Rathschläge für Pfarrer bei Kirchbauten, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15864#0066

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62

Kinderköpfe aus Ms. Skizzenbuch unb eine
„Kreuztragung". Ist dieses letzte Bild
von so erschütterndem Ernst, daß ihm
nur wenige des gleichen Gegenstandes an
die Seite gestellt werden dürften, so er-
scheint die Mutter Gottes auf dem Bilde
für Burgkirchen in raphaelischer Schön-
heit, und die „Gloria" singenden Engels-
kinder auf dem Bilde „die Freudenkönigin"
sind von so kindlich - glücklicher Fröh-
lichkeit, wie sie nur bei denen Vorkommen
kann, denen die Erdenschwere abgenommen
ist. Diese Beispiele illustriren die außer-
ordentlich umfangreiche Gestaltungskraft
Baumeisters, welche keine Halbheit duldet
und die entlegensten Pole des Empfindens
erfassen und im Bilde wiedergeben kann.

Nach dem Gesagten dürften biographische
Notizen über den Künstler willkommen
sein. Ich entnehme dieselben dem Ans-
satze Richard Pauls in dem oben citir-
ten Heft der „Kunst für Alle", und,
wie dort, möge auch hier der Artikel da-
mit geschlossen sein. „Unser Meister ist
geboren zu Zwiefalten, einer ehemaligen
Benediktiner- und Reichs-Abtei in Württem-
berg, woselbst die dortige imposante Barock-
kirche, mit ihrem verschwenderischen Fres-
kenschmucke wahrscheinlich auf den künftigen
Berus des Mannes den ersten Einfluß
ausübte. Mit zwölf Jahren kam der
Knabe nach Ulm, um die Lithographie zu
lernen, 1855 nach München auf die
Akademie, wo er von 59—65 der Kom-
positionsschule des verstorbenen Pros.
Phil. Foltz angehörte. Die Früchte des
gewissenhaften Studiums der alten Meister
zeigten sich alsbald in größeren Kompo-
sitionen , sodann in einer Menge Holz-
schnitt-Zeichnungen für Kalender, Er-
banungsbücher, Legenden und dergl. mehr.
Seine Thätigkeit in größerem Umfange
begann mit den elf Glasgemälden, Kar-
tons aus dem Leben der hl. Walbert
und Adelgunde, für Carmel du Maus.
Dann folgt 1868 als ein Hauptwerk die
Legende des hl. Christoph, prämiirt in
Rom. Inzwischen und bis heute schuf
der Künstler folgende Altarblätter: Mariä
Himmelfahrt für Hochaltingen im Ries,
St. Bartholomäus für Pafsau, Jlzstatt,
Tod Josephs für Pondicherry in Indien,
von Graf Ludwig von Arco- Zinneberg
dahin gestiftet, St. Leonhard nach Burg-

kirchen a. d. Altz, Mater amabilis nach
Mühldorf, Abendmahl nach Haunstetten
bei Augsburg, die hl. Katharina für die
Herzogin von Ratibor, den Schutzengel
für Pustet in Regensburg. 1884 ent-
standen die Kartons der hl. Siegfried und
Christoph, letzterer (s. uns. Abbildung)
für die Hauskapelle I. K. Hoh. der Frau
Herzogin Max Emanuel in Bayern,
welche mit Baronin Adolsine Reichlin v.
Meldegg die Bilder nach den Kartons
unter Leitung des Künstlers in KeinLscher
Mineral-Maltechnik selbst aussührte.
Einen wichtigen Abschnitt in der Ent-
wicklung Baumeisters bildete der Auftrag
Ihrer Durchlaucht der Frau Fürstin von
Waldburg zu Wolfegg zu dem großen
Bilde „Gründung des Jesuitenordens",
dann der „Frauen Vorbilder" der hl.
Agnes, Notburga, Monika, Kunigunde
und Elsbeth und des Erinuerungsge-
mäldes an den verstorbenen Grafen v.
Arco-Zinneberg, im Besitz der gräflichen
Wittwe zu Maxlrain. Von gleich hervor-
ragender Bedeutung war für den Künstler
die Aufgabe, für Se. Erlaucht den Grafen
Friedrich v. Quadt auf Schloß Moos bei
Lindau das Votivbild der gräflichen Familie
zu malen, welches schöne Werk die inter-
nationale Ausstellung im Münchener Glas-
palaste 1879 der Oessentlichkeit bekannt
machte, und endlich die vom gleichen Mäcen
übertragene Ausmalung der gothischen, von
dem Münchener Architekt Joseph Müller
in Moos erbauten Schloßkapelle, welche
Tempera-Wandbilder „die Verherrlichung
der Königin des Rosenkranzes" zum
Gegenstände haben und welche Arbeit bis
vor kurzem die Kräfte des Künstlers voll
in Anspruch nahm und zu den schönsten
und zugleich ergreifendsten und vollendetsten
Darstellungen gehört, mit welcher der
Meister nicht nur seine Kirche, sondern
auch die vaterländische Kunst verherrlichte
und bereicherte." Eugen Hofmeister.

-praktische Rathschläge für Pfarrer
bei Rirchenbauten.

Von Pfarrer Sa»pp i» Dotteruhauseu.
(Fortsetzung und Schluß.)

4. Vorarbeiten zur Fertigung des
K o st en v or a n s ch l a g.s. Der Architekt
 
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