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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 6.1888

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Nr. 8
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Schöninger, Artur: Die Ruinen des Klosters Herrenalb, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15864#0077

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Archiv für christliche Nunst.

Mrgan des Rottenburger Diözesan-Vereins für christliche Kunst.

fterausgegeben und redigirt von Professor Dr. Kepplcr in Tübingen.

Verlag des Rottenburger Diözefan-Kunftvereins, für denselben: der Vorstand Professor Dr. Aeppler.

Mi* 8»

Erscheint monatlich einmal. Halbjährl. für M. 2. 05 durch die wllrttemb. <M. t. 90
im Stuttg. Bcstellbczirk), M. 2. 20 durch die bayerischen und die Rcichspostanstalten,
fl. 1. 27 in Oesterreich, Frcs. 3. 40 in der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden
auch angenommen von allen Buchhandlungen, sowie gegen Einsendung des Betrags
direkt von der Expedition des „Deutschen Volksblatts" in Stuttgart, Urbansstraßc 94,
zum Preise von M. 2. 05 halbjährlich.

i888.

Die Ruinen des Klosters cherrenalb.

Von Stadtpfarrocrweser Schöniuger.

(Fortsetzung.)

Der jetzige niedere Eingang gegen Osten
war früher offenbar ein Fenster und zwar
nach den Resten zu schließen dreigetheilt. Der
oberste Trittstein, breit und lang, kann von
einer Altarplatte herrühren, die hieher versetzt
wurde. Von der Hinteren Gewölbeabthei-
lung führt eine Thüre zu einer Treppen-
slncht in die eigentliche Gruft unter benx
Chore der Kirche. — Da nun dieser be-
reits das Eingreifen der Frühgothik ».zei-
gende Raum bedeutend tiefer liegt als der
Boden der SeitenhalleU und der Kirche,
die eigentliche Gruft oder Krypta aber
noch etwa 15 Stufen tiefer, so ist er ent-
weder eine Vorhalle zu dieser gewesen mit
dem Eingang vom Krenzgang des Klosters
her, oder er war eine an das Querschiss
angebaute Kapelle. Von außen ist nichts
zu bemerken, da südlich vom Kloster nichts
mehr erhalten ist.

Von den beiden Seitenhallen an läuft
gegen Westen die jetzige einschiffige Kirche
mit an der Westseite vorgelegtem Thurme,
im einfachen nüchternsten Zopfstil 1739
erbaut; sie erreicht aber nicht die Aus-
dehnung des alten Baus. Denn von
diesem steht noch der untere Theil des West-
giebels, von dem modernen Thurme — die
alten Cistercienserkirchen hatten bloß Dach-
reiter — etwa 10 Schritte entfernt. Der
alte Westgiebel, zugleich die Ostwand der
Vorhalle oder des Paradieses, kann uns
leider keinen Aufschluß über Höhe und
Breite der Westfa^ade der Kirche geben.
Seine obere Partie ist zerstört, und als
Bekrönung trägt er jetzt eine Tanne. 5 m
von der nördlichen- Ecke deä Paradieses,
1,5 m von der später eingezogenen Wand
eines benachbarten Hauses entfernt, also
wohl ursprünglich in der Mitte, befindet

sich ein ziemlich einfaches romanisches Por-
tal, dessen Abschrägungen aus Mauerecken,
in denen je drei schlanke Säulchen mit
Eckblattvorsprüngen an der attischen Basis
und einfachen kelchförmigen Kapitälen stehen,
konstrnirt sind. Der Halbkreisbogen ist
vom untern Theile geschieden durch einen
gemeinschaftlichen Abacus und ausgefüllt
durch eine Tympanonplatte mit der In-
schrift:

Si quaeris lector fuerit quo nomine
dictus noster tun davor, Bertholdus II
nomine fertur. Ipsum cum sanctis
nunc detinet aula perennis.

Nördlich von diesem Portal, das in das
Mittelschiff der alten Kirche führte, sind
in der Wand die Spuren eines jetzt zu-
gemauerten Portals in das ursprüngliche
Seitenschiff bemerkbar. Das Pendant auf
der Südseite ist nicht mehr sichtbar.

Vor diesen Portalen in der Westgiebel-
mauer der alten Klosterkirche befinden sich
jetzt noch die Umfassungsmauern der alten
Vorhalle. Während das Paradies zu Maul-
bronn den Uebergangsstil zeigt, herrscht
hier der streng romanische Stil im Portal
und den gekuppelten Fenstern. Auch legt
sich die Vorhalle nicht breit vor die Fa^ade,
sondern länglich, (10 zu 14 m) auch
ziemlich nieder; denn die Höhe der nörd-
lichen Seitenwand beträgt nur 3,35 m.
Diese Seitenwand hat ein weitausladendes
Gesims von drei mit Dreiecken verzierten
Wülsten oder Rundstäben. Auf der Nord-
seite, derjenigen Seite, die noch erhalten,
ist die Mauer durchbrochen durch drei
romanische, zweigetheilte Fensteröffnungen.
Die Zweitheilung ist gebildet durch je zwei
Säulchen in der Mitte, denen an den
Wandungen ebenfalls je zwei Säulchen
gegenüberstehen. Diese Säulchen mit ein-
fachen Basen und eben so einfachen Kapi-
tellen verjüngen sich von unten nach oben
und sind oben, unter denk Kapital, von
 
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