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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 6.1888

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Nr. 9
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Die Vortragkreuze im Landkapitel Ravensburg, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15864#0088
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bie Arme sind fast horizontal, die Hände
aufwärts gerichtet, plump, mit ausgestreckten
Fingern. Die Füße sind über einander
gelegt, der sie ans Kreuz heftende Nagel
geht durch beit rechten Fuß, ohne den
linken zu durchbohren.

6. Die Filialkirche A l b e r t s k i r ch, Pfarrei
Thaldorf, besitzt ein gothifches Prozessions-
krenz, dessen Kern ausnahmsweise nicht Holz,
sondern starkes Eisenblech ist. Die Höhe be-
trägt 38 cm, die Weite der Arme 27,5, die
Breite des Stammes 3,5 cm. Die wenig
vortretenden Vierungsstücke auf beiden Sei-
ten sind mit einfachem eingravirtem Kreuze
verziert; reicher ist die Verzierung der
Kreuzesbalkeu. Die Vorderseite zeigt dreier-
lei Ornamente, eines auf dem unteren
Theile des Längenbalkens, ein zweites etwas
von diesem abweichendes ans den Ouer-
balken und ein drittes auf dem oberen Theile
des Längenbalkens; letzteres ein sich um
einen knorrigen Stamm windendes Laub-
werk; die beiden anderen Motive gebildet
ans Laubwerk, welches sich in Schlangen-
linie hinzieht und bei jeder Wendung um-
schlägt. Das Ornament aus der Rückseite
ist das gleiche wie das aus den Querarmen
der Vorderseite. Aus den Vierpässen sind
zu beiden Seiten Kreise zur Anbringung
von Medaillons frei gelassen; die ursprüng-
lichen sind aber durch spätere in schlechtem
Gusse ersetzt. Von den Kreisen gehen
Strahlen aus, welche die Kreissegmente
ausfülleu und beleben. Der Hintergrund
sämmtlicher Verzierungen ist schraffirt.

7. Ein besonders schönes Kreuz befindet
sich in der Pfarrkirche zu Wilhelmskirch,
33 cm hoch, an den Querarmen 23, am
Stamme 3,5 cm breit (s. Beil, der vor. Nr.
Fig. 1). Dasselbe weicht in seinem Charakter
ganz von den bisherigen ab. Die Vierung
ist weder durch Einfügung von Eckstückchen,
noch durch das Ornament betont; auch
sind an den Enden zwischen den Kreis-
theilen keine Ecken eingefügt. Der Kern
ist, wie bei fast allen anderen, Holz, aus
dem die Kupferbleche befestigt sind. Aus
beiden Seiten läuft am Rande ein aufge-
löthetes, durch Linien mattirtes Streifchen
ringsum. Auf der Vorderseite, wo sich
der Kruzifixus befindet, schlingt sich über
Längenstab und Qnerarme reiches, stark
gravirtes Ast-, Ranken- und Laubwerk mit
Blumen hin. An den Enden befinden sich

die Symbole der Evangelisten je mit Spruch-
bändern, aus welchen bisher noch nicht ge-
deutete Buchstaben sichen. Beim Adler A.
R. II. N., beim Ochsen H. W. A. M.,
beim Löwen E. W. H. T., beim Engel
W. H. M. Diese Bilder sind eingerahmt
von im Kreise geführten starken Ranken,
aus denen zierliches Laubwerk hervorsproßt,
das die Kreissegmente ausfüllt. Auf der
Rückseite befindet sich in der Mitte des
Längenbalkens das Bild der Mutter Got-
tes mit Jesuskind aus der Mondsichel,
7,5 cm hoch, in schöner Zeichnung und
guter Graviruug. Die Ausläufer des
Kreuzes sind ähnlich wie auf der Vorder-
seite ornamentirt; in den Kreisen befinden
sich die Bilder von Petrus und Paulus,
Johannes Evang. und Christophorus. Auf
die Kreuzesarme ist wiederum reiches
Ranken-, Laub- und Blumenwerk gravirt.

8. Ein schönes Renaissancekreuz befindet
sich in der Kirche zu Eggartskirch,
dem vorigen in der äußeren Form ziemlich
ähnlich, 30 cm hoch, an den Kreuzarmen
23, im Stabe 2,8 cm breit. Vorder-,
Rück- und Seitentheile bestehen aus
Kupferblech, fest zusammeugelöthet, nur die
Rückseite kann abgeschraubt werden; innen
sind durch Querwände Abtheilungen ge-
bildet, worin sich Reliquien befunden haben
mögen. Die dreiseitigen Ausläufer sind
durch Hinzufügung eines weiteren in das
Kreuz hereinragenden Kreisbogens zu einem
Vierblatt gestaltet; aus diesen Vierblättern
befinden sich auf der Vorderseite die Bil-
der der vier Evangelisten, ans Polstern am
Schreibpult sitzend, mit Buch und Feder.
Der hl. Johannes richtet seinen Blick auf
eine strahlende Sonne. Auf der Rückseite
befinden sich an den Enden Rosetten. Auf
den Stäben verschlungene Zweige mit seinem
Laubwerk, letzteres durch horizontale Quer-
striche schraffirt. Sämmtliche Ornamente
sind schön und kräftig gravirt, der Krnzi-
sirus ein Renaissanceguß.

Schließlich sei noch genannt das Prozes-
sionskreuz in Hasenweiler, dem Renaissance-
stil angehörig, mit noch einigen gothischen
Anklängen.l)

J) Obige Studie stammt von dem inzwischen
verstorbenen kunstsinnigen Pfarrer Edelmann,
der dem Ausschuß des Diözesankunstvereins an-
gehörte.
 
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