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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 7.1889

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Nr. 3
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Detzel, Heinrich: Der Glasmaler Ludwig Mittermaier, [1]
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Orgelgehäuse, Chorstühle, Kommunionbank und Credenz
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.15865#0035

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31

Glasmalerei neu erfunden und betrieb sie
auch in ganz eigener Weise. Im 17. und
18. Jahrhundert ging bekanntlich in Deutsch-
land die kirchliche Glasmalerei vollständig zu
Grunde; es wurden bald keine farbigen
Gläser mehr verwendet, da sogar die Kennt-
nis der Bereitung des Farbglases überhaupt
in Vergessenheit gerieth. Wo sich in Kirchen
noch mittelalterliche Farbenfenster fanden,
wurden sie entweder eingeschlagen oder an
Alterthumshändler verschleudert. Erst am
Anfänge dieses Jahrhunderts ist durch Mich.
S i g i s m u n d Frank (geb. 1770 zu Nürn-
berg) der Versuch gemacht worden, einige
wenn auch unvollkommene Glasmalereien
herzustellen. König Ludwig I. errichtete danu
in München ein eigenes Institut für Glas-
malerei, und Frank war der erste Vorstand
dieser Anstalt. Die bekanntesten Werke dieser
Glasmalerei, mit deren technischer Betriebs-
leitung vom Jahre 1837 an Map Ainmüller
betraut war, sind die von König Ludwig I.
bestellten Fenster im Dome zu Regensburg,
in der Mariahilskirche der Münchener Vor-
stadt Air und im Dom zu Köln. Nach ilnd
ilach entstanden nun nach dem Muster dieser
Hauptanstalt verschiedene kleinere Glas-
malereien, die aber alle in der Manier der
Münchener Anstalt arbeiteten und ihre tech-
nischen Leiter auch meistens daher bezogen.
Mittermaier nun aber hatte keine Verbin-
dung mit der Münchener Anstalt oder irgend
einer andern; er begann die Glasmalertechnik
ganz allein, alles a ll s sich selber
und ans fick beschränkt schaffend.
Anfänglich fertigte er bloß kleinere Werke,
als bloße Experimente, um nothdürftig
einiges Geld zll größeren Proben zll er-
werben. Die ersten dieser Proben waren
zwei Ornamentfenster für die gräfl. Fug-
ger'sche Hauskapelle in Dillingell. Dazu
zeichnete er selber die Kartons, malte alles
allein uild schmelzte die Farben ein; er mußte
sogar bei der Zusammensetzung dem Glaser
Anleitung geben und das Holz für den Ofen
selber spalten. So zwang es ihn, sich
mehrere Jahre zll plagen mit Wappen-
und Kleinbildermalen, um nur höchst spär-
lich lind mitunter kümmerlich leben zll können.

(Fortsetzung folgt)

Grgelgehäuse, Lhorstühle, Rom-
munionbank und Lredenz.

Mit unserer Beilage ergänzen wir das
Inventar der neuen frühgothischen Kirche in
Dotternhausen OA. Balingen in Württem-
berg. Wir haben nun auf folgenden Blät-
tern ein beinahe vollständiges Bild einer

srühgothischen Kirche mit einem strengstens
im Stil des Balles gehaltenen Inventar:
Archiv 1886 Nr. 8 Ansicht, Grundriß,
Aufriß der genannten Kirche; 1886 Nr. 6
Hochaltar; 1887 Nr. 6 Taufstein, Weih-
wasserkessel, Betstuhl uild kleinere Jnventar-
stücke; hiezu unsere Beilage mit dem oben
angeschriebenen Inhalt.

Das Orgelgehäuse wurde ausgeführt
von Späth in Ennetach; die Vorder-
wand ist aus Eichenholz; Preis 1000 M.
Die Orgel selbst hat 16 Register und kostet
5000 M. — Die Chorst ü h l e (Fig. 1
Vorderansicht,Fig. la Vertikalschnitt) wurden
von Staudenmaier in Süßen in Fichten-
und Lindenholz ausgeführt und gebeizt;
4 Stück ä 125 M. -- 500 M. — Die
Kommunionbank (Fig. 2 Vorderansicht, Fig.
2a Vertikalschnitt), 5,5 m lang, gefertigt von
Warth in Sigmaringen, Preis 220 M. —
Der Credenztisch (Fig. 3), voil Fanlhaber in
Rottweil in Binsdorser Stein ausgeführt;
Preis 60 M.

Sämmtliche Entwürfe stammen vom Er-
bauer der Kirche, Herrn Architekt C a d e s
in Stuttgart, der nun das Verdieilst uild
die Freude hat, eine ganze Kirche mit der
ganzen Inneneinrichtung völlig stileinheitlich
durchgeführt zu haben. Im verflossenen
Sommer wurde die Kirche durch Maler
Loosen alis Köln noch ausgemalt, und sie ist
nun eine der schönsten und würdigsten Vew
treterinnen des gothischen Stils aus der
Neuzeit.

Literatur.

Wandgemälde und Maler des
Brix e n er Kreuz gang es. Eine
Skizze von Hans Semper. Mit
15 Lichtdruckbildern. Innsbruck,
Wagner 1887. 89 S. Preis 3 Mk.

Eine kleine, aber nicht mühelose und sehr ver-
dienstliche Arbeit, welche sehr erwünschtes Licht
bringt zur Werthung des reichen Freskenschmuckes
ini Krenzgang des Domes von Brixeu. Der
Verfasser hat die Gemälde Zug für Zug und
Strich für Strich durchstudirl und ist nun ini
Stande, als ziemlich unzweifelhaftes Resultat zu
erweisen, daß eine Reihe dieser Bilder dem

14. Jahrhundert und zwar meist einer giotlesk-
deutschen Kunstrichtung angehört. Sind hier
auch keine Künstlernamen mehr 511 eruiren, so
gelingt es dagegen dem Verfasser aus den dem

15. Jahrhundert allgehörigen Gemälden zwei
sehr bedeutende Meister Herauszudcmonstriren,
den Brixener Meister mit dem Skorpion (meist
findet sich auf seinen Bildern eine weiße Fahne
mit schwarzem Skorpion) und den Meister
Jakob Sunter, wohl einen Schüler des vorigen
(irrthümlich von einigen als Vater Lukas Kranachs
 
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