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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 7.1889

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Nr. 6
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Detzel, Heinrich: Der Glasmaler Ludwig Mittermaier, [4]
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Busl, Karl Anton: Der Bildhauer Friedrich Schramm
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https://doi.org/10.11588/diglit.15865#0061
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— 57

wir den eigentlichsten Erfolg dieser neun
großen Fenster doch in erster Linie in ihrer
brillanten Farbenwirkung, in der Art und
Weise, wie diese künstlerisch und harmonisch
verteilt ist. Jede überflüssige und darum
unschöne Farbenhäufuug ist hier sorgfältig
und mit gutem Geschmack vermieden, keine
ist an diesem oder jenem Theile zu über-
wiegend angewendet. Ueberall ist der Grund-
charakter eines farbenreichen Teppichs gewahrt
und tvir sehen in gelungenster Weise jene
herrliche Glasmosaik nachgeahmt, wie sie be-
sonders die letzte Halste des 14. und erste
Hälfte des 15. Jahrhunderts mit ihren kleinen
Figurenkompositionen aufweist. Der leider
;u früh verstorbene Meister Bernhard Mitter-
maier (P 12. Dezember 1885) hat sich hier
an der Stätte seiner Wirksamkeit ein Denkmal
gesetzt, das ihn selbst bei den spätesten Ge-
schlechtern, so lange noch Verständniß für
wahrhaft monumentale Glasmalerei herrscht,
in besten: Andenken bewahren wird.

Schließlich bemerken wir, daß die Mitter-
maier'sche Anstalt auch heute noch fortbesteht,
indem der Bruder des Verstorbenen, Map
Mittermaier, dieselbe mit besten: Verständnis
und Erfolg leitet.

Der Bildhauer Friedrich schramm.

Von Pfarrer K. A. Busl in Bavendorf.

Dem vor mehr als vier Jahrzehnten erst-
mals durch eine Mariei:statue in: Besitz des
verstorbenen Domdekans Professor Dr. von
Hirscher in Freiburg in der Kunstwelt bekannt
gewordenen und seitdem in die größeren
Handbücher der mittelalterlichen Kunstge-
schichte übergegangenen Künstlernanwn Fried-
rich Schramm hat sich neuerdings wieder das
Interesse der Kunstforscher zugewe>:det. Wäh-
rend die einen ihn als den Schöpfer einer
Anzahl Werke der schwäbischen Holzskulptur
vermutheten, verhielten sich andere gegenüber
diesen: Namen vollständig skeptisch und nannten
ihn geradezu apokryph.

Unsere Studie versucht dei: Nachweis, daß
einerseits ein Bildhauer Friedrich Schramm
ii: den achtziger Jahren des fünfzehnten Jahr-
hunderts und später höchst wahrscheinlich
wirklich gelebt und wenigstens zeitweise in
Ravensburg gearbeitet, auch genannte Marien-
statue verfertigt hat, andererseits einige ihn:
zugeschriebene Werke nicht von ihm her-
stammen.

Ravensburg und Umgegend barg in: ersten
Drittel unseres Jahrhunderts noch eine stattliche
Anzahl von Knnstgegenständen aller Art ans der
Zeit der Gothik und Renaissance. Sie lagen theils
unbeachtet auf den Bühnen dec Kirchen und

Kapellen,*), theils befanden sie sich in: Privat-
besitz, mitunter vo>: den Versteigerungen her,
welche anläßlich der Säkularisation des Karme-
liter- und Franziskanernonnenklosters zu Ravens-
burg , der reichen Abteiei: Weingarten und
Weissenau, des Cisterzienserinnenklosters zu Baindt
und des Priorates in Hofen abgehalten wurden.
Weitere Gelegenheiten zu Erwerbungen fandei:
sich, als der Magistrat von Ravensburg die
Mühlbruckkapelle und die zu St. Leonhard (1812),
die Kapellen zun: hl. Kreuz (1826), zu St.
Georg (1832) und zu St. Beit ans den: Burg-
berg (1833) verkaufte. Bis auf die profanirte
St. Leonhardskapelle wurde:: diese alle samt der
durch Blitzschlag in dei: Mehlsack (1824) be-
schädigten St. Michaelskapelle abgebrochen. Z>:
dieser Zeit lebte in Ravensburg der Bürger,
Maler und Zeichenlehrer Karl Joseph Emmanuel
von Herr ich?) Als Maler nicht vo>: Bedeu-
tung, zeichnete er sich um so mehr als eifriger,
kundiger und zudem als einziger dortiger Sammler-
in jener Zeit aus, (erst später und in viel ge-
ringerem Umfang folgte ihn: der fl Maler Biber)
und rettete so manche alte Knnstgegenstände vor
Verwahrlosung oder Verderben in einer Zeit,
wo solche gemeiniglich meist unbeachtet blieben
und ihre Werthschätzung erst in engeren Kreisen
anfzndämmern begann. Seine Wohnung (in
der jetzigen Essigfabrik bein: grünen Thurm) war
mit Knnstsachcn der gothischen und noch mehr
der späteren Perioden angefüllt, die er übrigens
nach mündlicher Ueberlieferung nur aus der Stadt
und deren Hingebung znsammcnbrachte. Kunst-
liebhabern wohl bekannt, verhandelte v. Herrich
viel da und dorthin, namentlich an Liebhaber
und Händler in Augsburg, wo er Verwandte
besaß; was nach seinen: Tode noch verhanden
war, wurde in alle Winde zerstreut.") Wein: * 2 * * * * * 8

') Es standen wohl bis zur Restauratioi: in
unserem Jahrhundert laut „descriptio omnium
beneficiorum etc.“ von Stadtpfarrer und Dekan
Matthias Barth aus dein Jahre 1670 ii: der
oberen Pfarrkirche zu ll. L. F. allein, abgesehen
von dem nicht genannten Hochaltar, wenigstens
13 Altäre; es sind nur diejenigen anfgeführt,
mit tvelchen damals Pfründei: verbunden waren.
(Pfarrregistratur.)

2) Geboren als Sohn des k. k. österreich.
Hauptmannes Karl Emmannel von Herrich und
der Agnes geb. Gmeindcr den 5. Sept. 1786,

verehelichte sich den 18. April 1814 mit Maria
Veronika geb. Martini, Tochter des Strnmpf-

fabrikanten Josef Martini und der Elisabetha
geb. Knoblauch und starb den 4. Rovbr. 1856.

Seine sieben Kinder sind säniilich gestorbeii, das

letzte, Maria Veronika, Wittive des Schullehrers
Fohmann, an: 29. Novbr. 1882. (Familienregister
der kathol. Stadtpfarrei, >vv „Herich" geschrieben
ist, die gewöhnliche Schreibart ist „Herrich".)

") Verfasser besitzt ans dieser Sammlung eine
knieende, vom Engel begrüßte Madonna, poly-
chromirtes Flachrelief, 85 cm hoch, ans den: An-
fang des 16. Jahrhunderts. Der Engel fehlt.

8 Tafeln von B. Zeitblom, 1 Porträt, angeblich
von Amberger, und zwei Doppeltafeln, angeblich
von Peter Tagprett, erwarb Professor Häßler.
 
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