Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 7.1889

DOI Heft:
Nr. 6
DOI Artikel:
Busl, Karl Anton: Der Bildhauer Friedrich Schramm
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15865#0066
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
62

es diejenigen der Leiter des dortigen Mu-
seums sind, zur Verfügung gestellt, werden
sie doch als Werke verschiedener Hände er-
kannt. — Das Ergebnis unserer Untersu-
chung bezüglich der Ravensburger Skulpturen
in Berlin ist somit: das Bild „Mariä
Schutz" kann man, wenn auch nicht mit ab-
solutester, urkundlicher Sicherheit, doch mit
zureichenden Gründen, wie sie hundertmal
in der alten Kunstgeschichte genügen müssen,
als ein Werk des Bildhauers Friedrich
Schramm und des Malers Christoph Kelten-
ofen ansprechen, während die Gruppen
„Messe des hl. Papstes Gregorius" und
„Enthauptung der hl. Katharina" (und die
in München zurückgebliebene Figur des hl.
Onofrius) einem anderen, bis jetzt dem Na-
men nach unbekannten, oberschwäbischen, ver-
mutlich Raveusburger Meister aus dem Ende
des 15. Jahrhunderts zuzuschreiben sind.4)

Aus NagleO) ist in eine Anzahl Handbücher
der Kunstgeschichte die vermuthlich von Hir-
scher herrührende Nachricht von einer in der
Heimatspfarrei desselben, Bodnegg, OA.
Ravensburg, befindlichen, fast lebensgroßen
Statue des heiligen Bischofs Ulrich, dortigen
ersten Kirchenpatrons, übergegangen. Von dem
Verfasser schon vor Jahr und Tag bei dem
früheren Herrn Ortspfarrer Braun, welcher
noch mit Domdekan Hirscher in Verkehr
stand, und dem Herrn Pfarrverweser Marxer,
welcher die ältesten Gemeindemitglieder ver-
nahm, gestellte Anfragen hatten das nämliche
Ergebnis, wie das von Hrn. Beck 3) berich-
tete , daß nämlich niemand sich fraglicher
Statue zu erinnern wisse und sie wahrschein-
lich mit einer nicht mehr vorhandenen Figur
des hl. Magnus, zweiten Kirchenpatrons,
verwechselt worden sei. Dieser Ulrich ist also
einfach zu streichen.

Ueber zwei Statnen in der Lorcnzkapelle
in Rottweil, welche Dursch ebenfalls Schramm
zntheilen wollte, ist bereits int „Archiv" 1889
S. 39 sf. gehandelt worden, s. ebendort auch
die Abbildungen derselben.

Gleichfalls dem Schramm wies Dursch 4) * 2

*) Bode (Gesch. der Plastik, 1887, S. 187)
hatte nicht die Madonna Hirschers, sondern die
letztgenannten zwei Gruppen dem Schramm zu-
geschrieben. Ein Jahr später (1888) in „Be-
schreibung" u.s. w. S. 95 begnügt er sich, Schramm
nur noch mit Berufung ans Grüneisen, Entres und
Förster zu nennen und erklärt, weil er das von uns
Beigebrachte noch nicht kennen konnte, Schramm
„für eine vollständig mythische Persönlichkeit".

2) A. n. O. Bd. 16. S. 5 fl.

8) „Diözesan-Archiv von Schwaben" 1889,
Nr. 3, S. 11.

Neue Mittheilungen des archäologischen
Vereins in Rottweil: Ebendaselbst 1870. S. 22.
— Verzeichnis n. s. w. Nr. 154, S. 32.

eine auch aus Eriskirch erworbene 5' 5"
hohe Statue des Bischofs Nikolaus zu. Der
Heilige hat schlanke Gestalt, jugendliches,
freundliches Gesicht, die bischöfliche Gewan-
dung schönen, abwechselnden Faltenwurf.
Aus dem etwas abgekehrten Buch die be-
kannten drei goldenen Aepsel. — Wir
stehen so ziemlich erst am Anfang der Lo-
kalforschung über die oberschwäbischen Holz-
schnitzwerke. Zu prüfen wären außer den
genannten zunächst weitere Skulpturen in
der Lorenzkapelle zu Rottweil, welche aus
dem südlichen Oberschwaben und der Boden-
seegegend stammen, so 140 und 146 des
Verzeichnisses, gleichfalls heilige Frauen von
einer Kreuzigungsgruppe, die Reliefs 12 und
13 und die Figur 44 aus Waldsee und Um-

gegend, 37 und 39 aus Ringgenweiler das,
Relief die Geburt Christi Nr. 59 aus Mark-
dors: „Das Werk eines unbekannten guten
Meisters, der uns in den Bildern am Bo-
densee öfters begegnet," H 61 und 156 aus
Ravensburg, 120 und 143 aus Markdorf
und Umgegend, sodann einige in Südschwa-
ben selbst noch da und dort in Kirchen und
Privatbesitz zerstreute Schnitzereien. Bei der
Untersuchung wird auch Jakob Ruß im Auge
behalten werden müssen. Seine Wirksamkeit
ist ja für die letzten zwei Jahrzehnte des
15. Jahrhunderts urkundlich beglaubigt und
sichere Werke von ihm befinden sich in Chur
und Ueberlingen. Diejenigen Skulpturen,
deren Stil einigermaßen dem der Hirscher-
schen Madonna in Berlin oder den Ruß-

si Verzeichniß S. 20.
 
Annotationen