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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 7.1889

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Nr. 8
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https://doi.org/10.11588/diglit.15865#0088

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84

und ihn befähigen, bei jeder der dargestellten Per-
sonen ohne Mühe auf die ihr zugewiesene Rolle
einzugehen. Dies unmittelbare Verständnis; tvird
noch erhöht dadurch, das; die einzelnen Scenen
wie Licht und Schatten einander gegenüber ge-
stellt sind: hier Michaels lichte Siegesgestalt, dort
Satans finsterer Trotz: ans der einen Seite der
Fluch, welchen Untreue, Haß und Berrath trifft,
auf der anderen der Lohn der Treue und Freund-
schaft; die sieben Hauptsünden gegenüber den acht
Seligkeiten n. s. w. Darum ist aber doch man-
ches noch nicht genügend anfgehellt, wie cs bei
einem Werk von solcher Höhe und Tiefe nicht
anders sein kann, z. B. in welcher Aufeinander-
folge die acht Seligkeiten dargestellt sind. Man-
cher Zug wird erst dem Nachdenkenden klar, z. B.
das; wir in dem Frcundinnen-Paar Noemi und
Ruth, in den beiden zum Himmel schwebenden
Kirchenvätern wohl Gregor d. Gr. und St. Au-
gustinus zu erkennen haben; das; der Sturz des
geistigen Empörers, den Kopf nach abwärts, eine
Erinnerung an Dante, das Wiedersehen der beiden
Liebenden, deren Treue gekrönt wird, eine an
Fiesole ist. (Vgl. Schrott's Erklärung.)

Aber etwas anderes ist das tiefere Ver-
ständnis; unseres Bildes, etwas anderes sein
unmittelbarer Eindruck. Letzterer ist ga-
rantirt durch die Natürlichkeit der Anordnung,
die Einfachheit der Handlung, die Kraft des Aus-
drucks. Und diesen Eindruck zu erfassen und sich
von ihm erfassen zu lassen, dazu genügt das ein-
fache Anschanen ohne alle Biichergelehrsamkcit.
Wer erblickt hierin nicht das Kennzeichen der
populären und darum namentlich der religiösen
Kunst?

Von dem Merz'schen Kupferstich brauchen wir
eigentlich nur zu sagen, daß seine Feinheit gar
nicht ahnen läßt, tvic wenig er kostet! Die Fi-
guren sind nnt der zartesten Genauigkeit wicder-
gegeben, die sich nicht bloß auf die Umrisse, son-
dern auch ans die Gesichtszüge, die Falten der
Gewänder und die kleinsten Linien erstreckt: eine
Genauigkeit, die durchaus nothwendig ist, wenn
ein Gemälde von 18 in Höhe und 11 in Breite
in solcher Verkleinerung noch wirksam sein soll.
Die Abwesenheit der Farben aber ist der geringste
Verlust, da diese auch ans dem Original bekannt-
lich nicht sehr zur Geltung kommen — nach der
Absicht des Meisters auch nicht kommen sollten!
„Es wäre weniger die rein geistige Vision einer
über alle menschlichen Begriffe erhabenen That-
sachc, tvenn es mehr Farbe hätte." Dieses Ur-
iheil des alten Niccolini über Michelangelos
Schöpfung des Menschen in der Sixtinischen Ka-
pelle scheint uns auch für das besprochene Werk
zutreffend. Eugen Keppler.

H i m m e l s l e i t e r. Betrachtungsbuch für
das christliche Volk von Friedrich
Beetz, Pfarrer in Weiterdiugen.
Regeusburg, Pustet 1889. 463 S.

Dieses Büchlein verdient in der That in-einem
christlichen Kunstblatt Erwähnung und wärmste
Empfehlung, denn es ist durchzogen von einer
stattlichen Reihe von Bildern, und zwar von

Bildern der besten Art. Die Verlagshandlung
hat die schönen, frommen Kompositionen des sel.
Professors Klein und des in seinem Geist ar-
beitenden Ordensbruders Max Schmalz! C. Ss.R.,
welche zur Ausstattung liturgischer Bücher her-
gestellt wurden, für das Buch zur Verfügung
gestellt, und der Verfasser hat in ganz vortreff-
licher Weise Betrachtungen ansgearbeitet, welche
sich an diese Bilder anschließen, so das; hier
Wort und Bild aufs Schönste harmoniren und
gegenseitig sich fördern. In der That ein
trefflicher Gedanke und ein segensreiches Werk,
das gleichviel Gutes leisten kann, sowohl was die
Pflege der Andacht, als was die Pflege der Kunst
in; christlichen Volk anlangt. Das Betrachten,
das der heutigen Menschheit so schwer fallen will,
ist durch das Mittel des Anschauungsunterrichts
ganz wesentlich erleichtert. Dadurch wird zu-
gleich die religiöse Kunst am sichersten dem christ-
lichen Volk wieder zur Freundin und Begleiterin.
Wir zweifeln gar nicht, das; dieses Buch in Bälde
ein Liebling unseres katholischen Volkes sein wird.
Besonders werthvoll sind noch einzelne Beigaben,
wie die Zusammenstellung der wichtigsten Vor-
bilder und deren Erfüllung, der wichtigsten Pro-
phezien und ihrer Erfüllung, der gebräuchlichsten
christlichen Sinnbilder; den Schluß bilden die
gewöhnlichen Andachten und ein Kreuzweg mit
14 trefflichen Darstellungen. In der Serie der
Betrachtungen wären noch einige weitere Passions-
meditationen und Passionsbilder angezeigt, welche
wohl eine zweite Auflage bringen wird, der wir
auch ein besseres Papier wünschen. Die schöne Gabe
sei nochmals allgemeiner Beachtung empfohlen.

Annoncen.

Geschwister Burger

Mund ergingen (Württemberg)
empfehlen:

Plnlnale

von 45 M. an, mit einfach gesticktem Stab und
Cappa. Aus feinstem Patentsammt, niit gefüllt
gesticktem Stab und Cappa, ein ganz gesticktes
Bild auf der Cappa 150 M.

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in der Ausführung wie die Pluvialien sind immer
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Kreuz eingestickt.

Die hier nicht aufgeführten kostbaren Para-
mente, wie ganz goldgestickte Meßgewänder re.
betreffend, ebenso Linnengegenstände, verweisen
wir auf unser Preisverzeichniß. — Nichtkon-
venirende Paramente werden, wenn auch fest-
bestellt, gerne wieder zurückgenommen. — Aeltere
Paramente repariren wir sorgfältig und billig,
bei sofortiger Bedienung. — Wir lassen nicht
reisen und bitten die HH. Geistlichen, geehrte
Aufträge schriftlich an uns gelangen zu lassen.
— Auswahlsendungen stehen jederzeit gerne zur
Verfügung.

Stuttgart, Buchdruckerei der Akt-Ges. „Deutsches Volksblatt".
 
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