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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 7.1889

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Nr. 10
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Hofmeister, Eugen: Die Freskobilder in der Casa Bartholdy in Rom und deren Uebertragung nach Berlin
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.15865#0108

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104

in alle Länder an allen Orten die frohe Bot-
schaft einer verjüngten echten Kunst verkünden,"
so hat sich diese zuversichtliche Hoffnung voll-
kommen erfüllt.

„Die Kunst für Alle" berichtet, daß schon
unter König Friedrich Wilhelm IV. das Bild
Joseph und Potiphars Frau von PH. Beit ab-
zunehmen und auf Leinwand zu übertragen ver-
sucht, hiebei aber stark beschädigt wurde. Der
Artikel berichtet ferner: „Dieser Mißerfolg ver-
anlaßte bei der neuerlichen Ablösung der andern
Gemälde die Anwendung einer umständlicheren,
sehr viel kostspieligeren aber zuverlässigeren Me-
thode, nach welcher der Florentiner Kunsthändler
Stefano Bardini die Ablösung sämtlicher Ge-
mälde für den Preis von 13 000 Lire übernahm,
und tadellos ausführte. Sein Verfahren war
folgendes: Rund unl die Gemälde wurden
Ruthen in die Wand eingehauen und die Bild-
fläche mit einem Stück des dahinterliegenden
Mauerwerkes in einen eisernen Rahmen einge-
spannt. Eine Holzkiste wurde alsdann dicht vor
das Bild gebracht und mit ihren Seitentheilen
in die Ruthen eingeschoben. Der Boden der
Kiste sollte die Oberfläche des Bildes, welches
mit starkem Papier bedeckt worden war, glatt
anschließend berühren und vor Zerbröckelung
schützen. Da aber die Bildfläche nicht in einer
Ebene lag, sondern wie dies bei Freskomalereien
leicht vorkommt, durch das stückweise Aufträgen
des Verputzes wellig geworden war, so half Bar-
dini auf sinnreiche Art diesem Uebelstande ab,
indem er den Boden der Kiste in Abständen von
5 cm durchlöcherte und durch diese Löcher Holz-
pflöcke vorsichtig eintrieb, bis sie die Bildvber-
fläche berührten und die Mulden derselben auf
diese Weise begleiteten und aus füllten. Hierauf
wurde von der Rückseite her die Mauer bis auf
die Tiefe der Ruthen, resp. der Kistenseitenwände,
abgemeiselt und mit dem letzten dünnen Rest des
Mauerwerks wurde die Kiste sodann horizontal
nach dem Zimmer hinein umgelegt und dieser
letzte Mauerrest nunmehr auch noch abgemeiselt,
so daß nur die verschiedenen Mörtelschichten des
Verputzes übrig blieben. Diese Schichten, welche
nicht immer ganz genügende Verbindung auf-
wiesen und jede für sich besondere Sprünge
zeigten, befestigte Bardini nun untereinander,
indem er einen Brei von Kalkmilch und Sieb-
käse erst dünn auftrug und in die Spalten und
Risse einfließen ließ und denselben hierauf all-
mählig verstärkte. Nachdem die gauze Masse durch
und durch getrocknet war, breitete er eine dicke
Lage von Gips über die ganze Rückseite aus, in
welche ein dichtes Maschengeflecht von galvani-
siertem Draht eingedrückt wurde, welches an
einem 7 cm dicken und ebenso breiten Holz-
rahmen so befestigt war, daß derselbe die abgelöste
Masse in ihrem ganzen Umfange umschloß.
Dieser Blendrahmen war mif seiner Rückseite
durch Zwischenstücke von 2st?—4 cm Stärke,
welche Quadrate von ca. 22 cm bilden, — wie
dies auch bei dem Beit'schen Fresko des Städel-
schen Instituts geschah — verstärkt und nachdem
auch die Gipslage durchgetrocknet war, ließ sich
das ganze Gemälde wieder ohne allzu große

Schwierigkeiten aufrichten und transportieren.
In einem durchgehenden Eisenbahnwagen, auf-
rechtgestellt wie Spiegelscheiben, gingen am
2. Oktober 1887 die Gemälde nach Berlin ab. —
Run sind diese Bilder in einem besondern
Oberlichtranm in: dritten Stock der Rational-
gallerie in Berlin aufgestellt, im Schutze des
Landes, das Besteller wie Ausführende ihre
Heimat genannt, und dessen Zierde sie waren.

E. Hofmeister.

Literatur.

Glasmalereien des Mittel-
alters und der Renaissance.
Original-Aufnahmen von H. Kolb,
Professor an der Kgl. Kunstgewerbe-
schule in Stuttgart. Stuttgart,

Wittwer. Lieferung 8—10 ä 10 M.

Nunmehr ist das herrliche Werk zum Ab-
schluß gekommen, über dessen einzelne Lieferungen
wir schon mehrmals unfern Lesern freudig Bericht
gaben. Die ietztcn Lieferungen sind den vorher-
gehenden ebenbürtig, zum Thcil überlegen. Auch
von ihnen wie von den andern gilt, daß fast
jede Tafel ein Meisterwerk der Polychromie ge-
nannt werden kann, das der lithographischen An-
stalt von A. Gatternicht alle Ehre macht. Ueber-
schaut man jetzt die ganze Serie, so wächst die
Achtung vor dem Herausgeber und befestigt sich
die Ueberzeugung von der eminenten Wichtigkeit
der Publikation. Die Kenntniß der alten Glas-
malerei ist uns durch sie bedeutend erweitert,
ein vergleichendes Studium erstmals ermöglicht
worden; zu diesem theoretisch-historischen Moment
fügt sich aber ein eminent praktisches. Den Glas-
malern und den Bestellern ist hier eine uner-
schöpfliche Fülle bester Muster geboten; je mehr
die letzteren bei ihren Bestellungen den Meister
auf eines dieser Musterbeispiele verpflichten, um-
somehr wird die Glasmalerei genöthigt sein, in
den Bahnen der alten Kunst zu gehen. Und
solche Röthiguug tvird nur zu ihrem eigensten
Besten sein. Möge der Preis von 100 Mark,
der für das Gebotene tiicht zu hoch genannt
werden kann, eine größere Verbreitung des
Werkes nicht hindern; mögen insbesondere Kunst-
vereine, Staatsbibliotheken das Werk von bleiben-
dem Wcrthe sich aneignen!

Annoncen.

b^erdersche Berlagshandlung, Hreiburg
im Breisgau.

Missa, Sk.. 8. 1., Die Bau-
führung der Mittelalters. Studl-

über die Kirche des hl. Viktor zu Xanten. —
Ban. Geldwerth und Arbeitslohn. — Aus-
stattung. Mit Abbildungen. Zweite,
vermehrte und verbesserte Aus-
gabe. gr. 80. (XVI u. 614 S.) M. 7.50.

Stuttgart, Buchdruckerei der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt".
 
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