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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 7.1889

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Nr. 12
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Moderne Malerei, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15865#0117

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Archiv für christliche Kunst.

Grgan des Rottenburger Diözesan-Vereins für christliche Runst.

k^erausgegeben und redigirt von Professor Dr. Keppler in Tübingen.

Verlag des Rottenburger Diözefan-Runstvereins, für denselben: der Vorstand Professor Dr. Keppler.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährl. für M. 2. 05 durch die wiirttemb. (M. 1. 90
im Stuttg. Bcstellbezirk), M. 2. 20 durch die bayerischen und die Reichspostanstalten,
fl. 1.27 in Oesterreich, Frcs. 3. 40 in der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden
» auch angenommen von allen Buchhandlungen, sowie gegen Einsendung des Betrags
direkt von der Expedition des „Deutschen Volksblatts" in Stuttgart, Urbansstraße 94,
zum Preise von M. 2. 05 halbjährlich.

Bei Vollendung des siebenten Jahrgangs dieser Zeitschrift ladet die Redaktion
zur Erneuerung des Abonnements ein, indem sie die bisherigen Abonnenten bittet,
derselben treu zu bleiben und nach Kräften neue Freunde zu gewinnen; namentlich
mögen die Mitglieder des Diözesan-Kunstvereins sich des in Sigmaringen gegebenen
Versprechens erinnern. Das Organ wird wie bisher sich den wichtigsten praktischen
Fragen zuwenden, ohne die Kunstgeschichtsforschung und die Profankunst außer
Auge zu lassen. In Aussicht genommen sind für den nächsten Jahrgang haupt-
sächlich folgende Gegenstände: Fragen der kirchlichen Architektur, Heiligenbilder
für Schule und Haus; Fortsetzung der Studien über Paramentik; die verschiedenen
Formen des Altars; die Allegorie auf dem Gebiet der Kunst; Satire und Humor
im Bereich der religiösen Kunst; Vorführung besonders wichtiger, nicht hinläng-
lich bekannter Kunstwerke des Landes rc. Sodann soll von nun an fortlaufend
über den wichtigsten Inhalt der ersten Kunst-Zeitschriften Bericht gegeben werden.
Für Ausstattung des Organs mit Text-Illustrationen, Kunstvorlagen und Text-
beilagen wird gesorgt, soweit immer die Mittel reichen.

Or. 12

Moderne Malerei.

Im Anschluß an die Münchener Jahresausstellnng.

(Schluß.)

Wir nannten viele der pleinairistischen
Naturbilder nicht Kopien, sondern Karri-
katuren der Natur. Zum Beweise sei nur
auf Eines hingewiesen. Auf allen diesen
Bildern ist stereotyp gleich das Grün der
Wiesen und Matten, ein kaltes, giftiges,
arsenikhaltiges Grün, desgleichen weder in
den Tiefen der Thäler, noch auf den Matten
der Berge, weder in der Zeit des ersten
Sprossens im Frühling, noch in der Zeit
herbstlicher Reife, weder auf den Gefilden
Italiens, noch auf den Bergen Schottlands,
noch in den Ebenen Hollands, weder im
Sonnen- noch im Mondschein zu finden
ist. Nein, ihr kennet die Farben der Natur
nicht; euer Grün ist nicht vom goldenen
Licht der Sonne, höchstens von gemachtem
elektrischen Licht bestrahlt. Eure Kunst ist
nicht Wiedergabe, sondern Verleumdung
der Natur, ist nicht Kunst, sondern Manier!

Das sind unsere Anklagen gegen die
moderne Richtung der Malerei, das unsere
Gründe, warum wir ihr eine höhere Bedeu-
tung und Berechtigung nicht zuerkennen und

einer großen Zahl ihrer Leistungen den An-
spruch, als Kunstwerke zu gelten, entschie-
den abstreiten. Insbesondere machen wir
diesen Anspruch streitig dem vielbewunderten
Wahrzeichen der pleinairistischen Malerei
auf der diesjährigen Ausstellung, dem
„Wächter des Paradieses" von Franz
Stuck, demselben, der auch das bizarre
Ausstellungsplakat entworfen. Das ge-
nannte Bild ist leicht zu beschreiben: viele
Quadratmeter Leinwand, weiß, blau, grün,
gelb geflimmert; auf diese schillernde Wand
ist, aber nicht in deren Mittelpunkt, son-
dern nach rechts verschoben, eine Figur
gesetzt oder eigentlich geklebt, eine Jüng-
lingsgestalt in theatralischer Haltung; von
der Brust an deckt ihn ein großes, weißes
Badetuch, der linke Arm ist in die Seite
gestemmt, der rechte, wagrecht ausgestreckt,
hält etwas, was man zunächst für einen
Ochsenschwanz oder für einen rothen Regen-
schirm halten könnte, es soll aber ein
flammendes Schwert sein; das Gesicht ist
nicht schön, aber noch viel weniger geist-
reich. Der Jüngling, dem auf dem Rücken
ein zerzaustes, unendlich großes Flügel-
paar angeheftet ist, sagt zwar gar nichts,
er bleibt ans jede Frage stumm, ja er
 
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