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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 8.1890

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Nr. 2
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Detzel, Heinrich: Die sog. Miserikordia- oder Erbärme-Bilder, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15907#0020

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11

Würfel (ebd. 27, 31), das Rohr mit dem
Schwamm, die Lanze und das Herz Jesu,
eine Zange, das Grab mit dem Leichen-
tuche (ein offenes Kästchen mit daran han-
gendem Tuche H.

Die Wappenbilder Christi haben sich
bis auf unsere Zeit erhalten und werden
besonders an den eisernen Kreuzen gefunden,
wie solche in Süddeutschland und auch in
Oesterreich an die Landstraßen gesetzt sind.

Die Darstellungen der „Waffen Christi"
und des leidenden Heilandes werden noch
mit einem anderen Bilde in Verbindung
gebracht, das im Mittelaller äußerst popu-
lär war und uns zahlreich als kleines
Andachtsobjekt sowohl in Holzschnitt und
Kupferstich als in Tafelbildern begegnet,
es ist die sogen. „Messe des hl. Gre-
gorius". Zu dieser Darstellung kam
man nach folgender Legende: Eine Frau,
die einer vom Papste Gregorius I. ge-
feierten heil. Messe beiwohnte, wollte die
von demselben konsekrirte und ausgespendete
Hostie nicht für den wahren Leib Christi
halten, und zwar aus dem Grund, weil
sie in der Hostie das von ihr nach da-
maliger Sitte in die Kirche mitgebrachte
und geopferte Brot erkannte. Der hei-
lige Gregor, dem die Frau ihren Zweifel
vortrug, flehte nun inständig zum Herrn,
er möge seine wirkliche Gegenwart unter
der Gestalt des Brotes auf irgend eine
Weise offenbaren, damit der Zweifel der
Frau behoben und auch die übrigen An-
wesenden im Glauben au seine wirkliche
Gegenwart unter der Gestalt des Brotes
bestärkt würden. Auf das Gebet des
hl. Gregor verwandelte sich die Gestalt
des Brotes vor den Augen der An-
wesenden in den blutenden Leib Christi,
der jedoch in kurzer Zeit wieder die Ge-
stalt des Brotes annahm. Dieses Er-
eignis wurde besonders im späteren Mittel-
alter unzähligemal in Miniaturen und
Holzschnitten dargestellt und zwar in fol-
gender Weise: In der Mitte des Bildes
erblickt man einen Altar, an dessen Stufen
der hl. Gregorius kniet, bekleidet mit den
päpstlichen Gewändern. Auf dem Altar-
tische sieht man den mit der Palla zu-
gedeckten Kelch, aber keine Hostie. Un-
mittelbar hinter dem Kelch steht Christus,

entweder ganz sichtbar, oder wie er sich
bis an die Kniee aus der Grabkiste er-
hebt. Er ist als Miserikordia- oder Er-
bärmdebild in der oben angegebenen Weise
gezeichnet. Hinter Christus erscheint das
Kreuz, an dem oft mehrere Leidenswerk-
zeuge aufgehängt oder auf die obere Fläche
des Querbalkens aufgestellt sind. Andere
Leidenswerkzeuge sind auch in größerer
oder geringerer Anzahl neben dem Kreuze
oder au einer Säule angebracht. Immer
werden alle diese Leidenswerkzeuge in den
Aufschriften oder in den beigefügten Ablaß-
briefen „Waffen Christi" genannt. Aus
diesen Ablaßbriefen sieht mau zugleich,
daß ursprünglich die Worte „Waffen
Christi" und „Wappen Christi" gleich-
bedeutend waren. Seit dem 16. Jahr-
hundert aber ist in Folge veränderter An-
ordnung der Leidenswerkzeuge, die jetzt
vielfach auch auf einem Schilde angebracht
werden, ein Unterschied in der Bedeutung
des Wortes eingetreten. „Wappen Christi"
werden jetzt eben die Marterwerkzeuge ge-
nannt, die ans einem solchen Schilde sich
zeigen. Ein ganz schönes und interessantes
Beispiel dieser Art ist in die 1. Serie
„Altdeutscher Bilder, 150 Stück diverse
Bilder nach Miniaturen des Mittelalters,
Wohlgemuth, A. Dürer, Springinklee,
Schäuffeliu u. A.", die seiner Zeit
Or. Huttler in Augsburg herausgab, auf-
geuommen. Wir sehen hier einen Schild
dargestellt, der oben einen Helm zeigt u. s.w.,
den Schild mit reichem, äußerst flott
gezeichnetem Laubornament umgeben. Auf
dem Schilde selbst sind die Leidens-
Werkzeuge Christi dargestellt und zwar er-
hebt sich in der Mitte desselben das Kreuz,
dessen Fuß in der unten angebrachten
Grabkiste steht. Das Kreuz ist ein sogen.
T-Kreuz, darüber der Schild mit den
Buchstaben inri, an den Querbalken lehnen
Speer und Schwamm und in der Mitte,
da, wo sich die Balken schneiden, ist die
Dornenkrone angebracht; unter den Quer-
balken sind von rechts nach links das
Brustbild des Judas mit dem au seinem
Halse hängenden Geldbeutel, die Zange,
der Hammer, eine Hand, darunter das
Wassergefäß; auf dem Rand der Grab-
kiste steht die Laterne und liegt auf der
anderen Seite das Gewand des Herrn,
worauf die Würfel. Auf dem Helme steht

0 Vgl. Otte, i. 041 A. 2.
 
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