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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 8.1890

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Nr. 3
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Probst, Josef: Ueberblick über die Resultate der kunsthistorischen Lokalforschungen in Oberschwaben, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15907#0027

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Archiv für christliche Uunst.

Organ des Rottenburger Diözesan-Vereins für christliche Runst.

Oerausgegeben und redigirt von Professor 0r. Reppler in Tübingen.

Verlag des Rottenburger Diözesan-Aunstvereins, für denselben: der Vorstand Professor Dr. Kepplcr.

M.

o

,V

Erscheint monatlich einmal. Halbjährl. für M. 2. 05 durch die württemb. (M. l. 90
im Stuttg. Bestellbezirk), M. 2. 20 durch die bayerischen und die Reichspostanstaltcn,
fl. 1. 27 in Oesterreich, Frcs. 3. 40 in der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden
auch angenommen von allen Buchhandlungen, sowie gegen Einsendung des Betrags
direkt von der Expedition des „Deutschen Volksblatts" in Stuttgart, Urbansstrahc 94,
zum Preise von M. 2. 05 halbjährlich.

1890.

Ueberblick über die Resultate der
knnstbistorischen Lokalforschungen
in Oberschwaben.

Von Pfarrer vr. Probst iu Esscudorf.

(Fortsetzung.)

Zu gleicher Zeit bestand daselbst aber
auch eine Bildschnitzerwerkstätte, iu welcher
die Chorgestühle der Martinskirche (1501)
von den Meistern H e i u r i ch S t a r k und
H ans Dapratzhawer in Memmingen
gefertigt wurden. Sie sind eine verein-
fachte, aber immer noch sehr reiche freie
Nachbildung des Uliner Chorgestühls. ^)
Diese Arbeit wurde anfänglich irriger
Weise in Verbindung gebracht mit der
Werkstätte der Heidelberger in Memmingen,
aus welche wir sogleich zu sprechen kom-
men werden. Die erste Veröffentlichung
über die richtigen Namen der Urheber ist
gegeben von Presset ^) auf Grund einer
Mittheilung des Stadtbibliothekars Dobel
in Memmingen. Von anderweitigen Wer-
ken dieser Meister ist noch nichts bekannt,
aber ein größerer Wirkungskreis derselben
unzweifelhaft.

Mit dem Jahr 1520 ungefähr beginnt
aber auch für Memmingen wie für Ulm
sene kritische Zeit, durch die kirchlichen
Wirren hervorgernfen, welche 1531 ju
einem Bildersturm führte. Das bedeutete
jedenfalls auch für Memmingen eine Zeit
des Stillstandes der Produktion "auf
mehrere Jahrzehnte. Aber nochmals, gegen
die Mitte des 16. Jahrhunderts, taucht in
Memmingen eine bedeutende Werkstätte
ans, welcher Thomas Heidelberger
Vorstand.

Nach dem Zeugnisse von Maurus Feier-

0 Eine Beschreibung ist gegeben i'.ll Kirchen-
schmuck voll Laib und Schwarz 1861 Heft VI
S. 86.

^ O^Ulm und sein Münster,

Festschrift 1877

abend im Kloster Ottobenren ist gar nicht
zu zweifeln, daß von den Arbeiten, die
Thomas Heidelberger daselbst zwischen 1547
und 1558 ansführte, wenigstens noch einige
Paramentenschränke in der Sakristei der
Klosterkirche erhalten sind. Hienach ist
Thomas Heidelberger ein Meister, der
schon ganz in dem Stil der Renaissance
arbeitete, aber Tüchtiges leistete.

Die Frage stellt sich nun, ob und in-
wieweit auch diese Werkstätte ans unsere
Gegend einen Einfluß ansübte? Das ist
zwar noch nicht mit Bestimmtheit zu be-
jahen, aber sehr wahrscheinlich. In der
Nachbarschaft, im Kloster Ochsen h a n s e n
(Prälatur) befinden sich Schnitzarbeiten
im Renaissancestil, die unter der Regie-
rung des Abtes Sonntag (1567—1585)
entstanden sind. Eine Benrtheilung der-
selben in einem neuesten Werke *) er-
kennt diesen Portalnmrahmungen eine sel-
tene Eleganz in ihren Ornamenten zu.
„Der italienische Einfluß in der Compo-
sition des schön gebauten Portals ist nicht
zu verkennen; doch muß sie einem deut-
schen Meister zugeschrieben werden. Es
verleugnet sich die diesseits der Alpen
geübte Kunstart am wenigsten in der eigen-
thümlich derben Behandlung des Figür-
lichen, an dem Reliefbilde der Kreuzab-
nahme, wie an den Putten des Laub-
werks."

lieber die Wahrscheinlichkeit seiner Her-
kunft wird aber nicht einmal eine Ver-
mnthnng geäußert.

Da jedoch in der Mitte des 16. Jahr-
hunderts in dem benachbarten Memmingen
eine sehr leistungsfähige Werkstätte des
Renaissancestils bestand, so darf die Ver-
muthnng mit vieler Berechtigung dorthin

0 Bilder aus dein königlichen Kunst- und
Alterthurnskabinet in Stuttgart 1889 S. 20.
Eine von diesen vier Portalumrahmungeu ist
nach Stuttgart verbracht worden.
 
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