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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 8.1890

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Nr. 3
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Tizians Assunta
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Zeitschriftenschau
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Annoncen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15907#0034

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Apostelfiguren int Schatten der Wolke stehen,
so daß symbolisch Grund und Berechtigung
ihrer Sehnsucht nach den Sphären des Lichtes
ailgegeben ist. Alls dein Antlitz des Johannes
steigert sich das Heimweh unb Heimverlangen in
die Exstase hinein; er, der der Mutter so nahe
gestanden im Leben, er meint nach ihrem Heim-
gailg nicht mehr ans Erden bleiben 31t können,
seine Seele pocht an die Maliern ihres Kerkers,
ja sie scheint mit seinem Blick nach obeil ztl
entschweben.

Die Hauptgestalt der Madomta ist dlirch
das Wunder der Exstase irdischer Schwere und
dem Bereich der materiellen Welt entnommen;
das stark aufwärts gerichtete Antlitz über-
strömt überirdischer Jubel; die allsgebreiteten
unb erhobenen Arme, der lebendig bewegte
Leib mit dem fliegenden lind wallenden Ge-
wand harnloniren anfs Schönste mit denl
Wonneschaucr, der ans denl Antlitz liegt.
Die reichen Engelschaaren zil beiden Seiten
der Gottesnlntter sind keiiteswegs bloß
Stassage, sonderil helfen die Seligkeit und
den Jubel zum AllSdruck bringen, das Glück
des Himmels schildcril, in welches die Heilige
einzieht. Es ist eilte reiche Mtlsik voit Freude
lind Jubel, welche diese beiden Engelchöre
vernehmen lassen; auf jedent Munde schwebt
ein anderer Ton, aber alle Töite einigen sich
zur Harntonie. Boit den beiden Gruppen
ans aber schwingen sich am äußeren Rande des
Bildes zwei Eitgelreiheit auf, die oben im
Halbkreis zusammen treffen unb die Gestalt
Gottvaters umziehen, so daß die Komposition
dieses obereil BitdtheileS ungemein weich abge-
rundet erscheint; auch hier wieder eilte Fülle von
Gesichtern, ans welchen von Himmelsseligkeit
und Himmelöglorie zu lesen ist. Gottvater
breitet die Arme weit aus unb neigt daS
majestätische Antlitz mild und sanft herab.
Bon besonderer Schönheit ist der vorn rechts
assistirende, einen Kranz tragende Engel, der
iil ehrfürchtiger Zwiesprache fein Antlitz denl
himmlischen Vater znwendet. Das kann ja
freilich gesagt werden, daß das Bild feinem
ganzen Stil noch besser in die Säle der
Akademie paßt, denn als Hochaltarbild in die
Kirche der Frari, unb insofern kann man
die Transferirung desselben llicht bedattern.

Von diesem Werke, das unter die größten
Leistungen der Kuilst zu rechnen ist, ließ
die Königliche Gcmäldegallerie in Stuttgart
durch einen jungen, reichbegabten Maler,
Herrn Gebhard Fugel, eine große Kopie
anfertigen, die ztl allgemeiner Zttfriedenheit
allsgefallen ist. Nicht bloß die gesamiute
reiche Formenwelt des Bildes kommt hier zu
richtiger Reproduktion, nicht bloß das schwer
wiederzugebende Kolorit mit seiner mächtigen

Glitt unb mit seinen kraftvollen Tonen hat
der Pinsel zil erreichen gewußt, was das
Wichtigste ist, auch die geistigen Reflexe, and)
der Hauch unb Duft des Gedankens unb
Affektes, auch die Seele ist vom Original in
der Kopie übertragen, llns ist bei der Ver-
gleichung nur Eilt Bedenken ausgestiegen:
ob nicht auf dem Antlitz der Madonna der,
soviel ilils erinnerlich, int Original ziemlich
uilgemischk auftveteube Affekt der Freude unb
des Jubels unvermerkt eine Beimischung von
Wehmut erfahren habe. Doch möchten wirkeine
Behauptung aufstellen, ehe nur nochmals das
Original vor Augen gehabt habeil. Der Werth
der Eopie bleibt besteheil, unb wir schätzen uns
glücklich, nnnmehr im eigenen Land unb wenn
nicht am Original, so doch an einer so trcss-
licheil Wiedergabe erfreuen zil können. —

Zeilschristenschau.

Heft drei und vier des fünften Bandes der
Berichte des „Fr eie n d eilt sch c ll H 0chstifts"
zu Frankfurt a. M. enthält neuere Mit-
teilmlgen über den Maler Jörg Ratgeb von
Schlväbisch-Gmiind, aus der Feder des Malers
Otto Donner von Richter. Wir ge-
denken später in einem Artikel zusaminenzustellen,
was bis jetzt über dieseil Meister des 16. Jahr-
hunderts bekannt geworden.

Der 37. Band, Jahrgang 1889 der „Stim-
men ans Maria-Laach" bringt eine gründ-
liche Studie über die Symbolik der Taube
von St. Beissel mit reichem patristischem Mate-
rial; ferner von demselben einen Aufsatz über
die alte Reichsstadt Goslar und die lienen
Malereien des restaurierten Kaiserhauses.

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I?ili rar Mezger/ Maler,

Assistent des t Herrn Kunstmalers

F. x. uiiiü,

hat sich in TNwangen niedergelassen und em-
pfiehlt sich einer hochwürdigen Geistlichkeit im
Restaurieren von Kirchen, Kapellen re.,
s 0 w i e i n a l l e n d i e s b c z ü g l i ch e n A r b e i t e n.

Stilgerechte, solide Ausführung bei mäßigen
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sitäts-Buchhandlung (Gust. Himmer) in Mün-
chen erschien soeben :

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des bayerischen Nationalmuseums.

5. Band-

Romanische Alterthümer.

Von Dr. Hugo Graf.

IC. I. Konservator des bayer. Nationalmuseums.

Mit 1x2 Abbildungen in Lichtdruck auf 15
Tafeln. 40 Karton. Preis M. 4.

Stuttgart Buchdruckerei der Akt.-Ges. „Deutsche? Volksblatt".
 
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