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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 8.1890

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Probst, Josef: Ueberblick über die Resultate der kunsthistorischen Lokalforschungen in Oberschwaben, [3]: Salem
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https://doi.org/10.11588/diglit.15907#0035

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Archiv für christliche Kunst.

Organ des Rottenburger DiözesanOereins für christliche Kunst.

perausgegeben und redigirt von Professor Dr. Keppler in Tübingen.

Verlag des Rottenburger Diözefan-Runstvereins, für denselben: der Vorstand Professor Dr. Keppler.

Erscheint monatlich einmal. Halbjahr!. für M. 2. 05 durch die württemb.(M. l. 90
im Stuttg. Bcstcllbczirk), M. 2. 20 durch die bayerischen und die Rcichspostanstalten,

I» . fl. 1.27 in Oesterreich, Frcs. 3. io in der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden rQnpi

auch angenommen von allen Buchhandlungen, sowie gegen Einsendung des Betrags i-OyKJ*
direkt von der Expedition des „Deutschen Volksblatts" in Stuttgart, Urbansstraßc 94,
zum Preise von M. 2. 05 halbjährlich.

Ueberblick über die Resultate der
kunstbistorischen Lokalforschungen
in Oberschwaben.

Von Pfarrer vr. Probst in Essendorf.

(Schluß.)

IV. Salem.

Die drei angeführten Städte: Ulm,

Memmingen und Ravensburg, beherrschten
im Norden, Osten und Süden die ober-
schwäbische Landschaft. Es erübrigt nur
noch, ans den südwestlichen Theil einen
Blick zu werfen.

Hier umschlossen die Mauern der Stadt
Konstanz die alte Kathedrale der ganzen
Landschaft; aber diese Stadt scheint nach
den einläßlichen Untersuchungen von Kraus,
die wir oben schon berührt haben, mehr
Impulse von auswärts empfangen, als
selbstthätig ans andere Gegenden eingewirkt
zu haben. Daß dasselbe der Sitz einer Jllu-
minatorenschule war um 1400 (Richenthals
Chronik des Konstanzer Konzils) wird von
Janitfcheck ausgesprochen; Simon Haider
aber ist nach Kraus nur als Handwerker,
nicht als Künstler aufznfassen. Dagegen
wird dem Kloster Salem eine achtbare
Selbständigkeit auf dem Gebiete der Kunst
znerkannt, und nicht bloß in seinen eigenen
Mauern, sondern auch eine ersprießliche
Wirksamkeit in entfernteren Gegenden.
Kraus bemerkt (1. c. S. 558), daß Salem
schon seit dem Schluß des 13. Jahrhunderts
eine eigene Bauhütte gehabt habe. In das
14. Jahrhundert fällt dann der Bau seiner
anerkannt hervorragend schönen Kirche, und
noch am Ende des 15. und zu Anfang des
16. Jahrhunderts bestand dort unter dem
Abt Jodok eine Glasmalerwerkstätte, welche
innerhalb 20 Jahren 20 gemalte Fenster
lieferte (I. c. S. 559).

In gleich anerkennender Weise spricht
sich Paulus (Bebenhausen S. 115) aus,
der zugleich die direkte Einwirkung von

Salem auf das ziemlich weit entlegene
Cistercienserkloster Bebenhansen betont.
Wir heben den Passus aus: „Das Werk
des Sommerrefektoriums in Bebenhansen
weist auf die Schule von Salem hin, dem
Vorort der Cistercienserklöster in Südwest-
dentschland, dessen herrliches fünfschifsiges
Münster durch Abt Ulrich von Selvingen
1297 als Neubau begonnen, mit großem
Eifer und großen Kosten gefördert, aber
von ihm in seinem Todesjahr 1311 un-
vollendet hinterlassen worden; eingeweiht
wurde dasselbe erst im Jahr 1414. So-
wohl im ganzen Geist als in den einzelnen
Formen, den Gliederungen, Maßwerken er-
innert das Salemer Münster auffallend an
das B e b e n h a u s e r So m m e r r e f e k -
torinm; nur sind dort die Formen etwas
alterthümlicher. Außerdem findet sich am
Salemer Münster in der Giebelwand des
nördlichen Querschiffarmes ein gleichfalls
siebensprossiges Prachtfenster, das wieder
gar sehr an das Ostfenster im Chor der
Bebenhäuser Klosterkirche erinnert. Es ist
auch etwas alterthümlicher und hat merk-
würdiger Weise dieselbe Breite mit unserm
Prachtfenster, das gleichzeitig mit dem
Sommerrefektorium und auch, wie die
Formen zeigen, von demselben Baumeister
gemacht wurde. Und wie ein Fortkliugen
der Salemer Schule in Bebenhausen und
gerade am Sommerrefektorinm, wird das
zierliche steinerne Glockenthürmcheu auf
dem Südgiebel des Sommerrefektoriums
im Jahre 1410 vou einem Meister auö
Salem, dem Meister unseres Glocken-
thnrmes, Georg, erbaut. Kloster Salem
muß ein großer Mittelpunkt für die Kunst
der Cistercienser gewesen sein; so erbaute
der Abt Ulrich ein eigenes Hans, worin
die Maler und Glasmaler in der Regel
wohnten."

Soweit Paulus. Bei der letzten Be-
merknng wird man unwillkürlich auch an
 
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