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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 8.1890

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Nr. 4
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Keppler, Eugen: Der Hirsauer Bilderfries, [4]
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Detzel, Heinrich: Die Kirchenrestauration in St. Christina bei Ravensburg, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15907#0039

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29

der Arbeit und zwar der Arbeit um
Gottes Willen, der Arbeit im Geiste des
Gehorsams nicht erschüttern; ebensowenig
kann sie über dieselbe mehr Licht ans-
gießen. Lassen Sie also diese gewiß un-
gezwungene Deutung, obschon sie nur die
meine ist, ohne weitere spitzfindige Klau-
seln, ohne Streit um den Mönchs-, ich
hätte bald gesagt um des Kaisers Bart,
einfach von dem Mönchthnm im Ganzen
gelten, wie es auch der Sachlage und der
Geschichte entspricht! Für Ihre Gelehr-
samkeit wird es deswegen doch nicht an
einer Gelegenheit, sich zu zeigen, fehlen.
Bald werden Sie vielleicht Ihren Scharf-
sinn wohl brauchen können, wenn es gelten
sollte, herauszubringen, ob unser Fignren-
fries nicht auch eine Anspielung auf den
andern Grundpfeiler des Mönchthums ent-
halte, welcher bekanntlich das Abstine ist.
Neben dem Snstine, das wir schon haben,
noch das Abstine, wie passend! und wie
schön würde es erst für Sie passen, es zu
entdecken! (Fortsetzung folgt.)

Die Airchonrestauration in 5t. Shristina
bei Ravensburg.

Von Pfarrer Detzel.

(Schluß.)

Es wurden die Geheiiuuisse des glor-
reichen Rosenkranzes in fünf Darstellungen
so vertheilt, daß sie einerseits die Größe des
eintönigen Raumes mäßigen, anderseits aber
auch nicht durch ihre Farbenfülle, nament-
lich durch einen starken Farbenauftrag er-
drückend und den Plafond erniedrigend wirken
sollten. Darunr wurde für die Umrahmung
der Bilder die Medaillonform gewählt, um
nicht durch geometrische Eintheiluug an einer
freieren Lokation der Bilder gehindert zu
sein. Und der Meister verstand es auch,
durch ein fortlaufendes, die Medaillons um-
ziehendes, schwunghaftes Laubornament die
fünf Darstellungen einheitlich so zu verbinden,
daß die Gesanuntwirkung eine prächtige ist.
Die Auffassung der einzelnen Geheimnisse
ist nach den bekannten Rosenkranzbildern des
Wiener Altmeisters Führich, nur die Himmel-
fahrt Mariens gleich beim Eingänge ist nach
einem altkölnischen Bildchen komponirt. Das
Kolorit sowohl in den Bildern selbst als
namentlich auch in der dekorativen Umrahm-
ung sollte dem oben ausgesprochenen Prinzip
gemäß möglichst licht gehalten werden, und
der Maler hat durch strickte Einhaltung dieses
Wunsches den besten Erfolg erzielt. Ein

duftiger Farbenschmelz ist über diese schön
gezeichneten Gestalten ausgegossen, und der
so ideal aufgefaßte Ausdruck in den Gesichtern
ist innig und fromm, doch fern von jeder
Sentimentalität. Wie herrlich schön ist das
Profilautlitz des Heilandes im Krönungsbilde
und wie jungfräulich zart ist die Madonna
in der Himmelfahrt mit den sie begleitenden
lieblichen Engelsgestalten gegeben!

Von besonders schönen architektonischen
Verhältnissen ist der Chor der Kirche zu St.
Christina; die Wölbung, ein Sterngewölbe,
ist auch insofern von Interesse, als die
Rippen in ihren mittleren Theilen aus ge-
branntem Thone, die Kreuzungen aber, so-
wie die ohne Schlußstein in die Wand aus-
laufenden Spitzen der Rippen von Sandstein
sind. Diese monumentale Eigenthümlichkeit
mußte durch entsprechende, stärkere Bemalung
dieser Bautheile hervorgehoben werden. Die
Zwickel zwischen den Gewölberippen dagegen
boten Gelegenheit für figurale Ausstattung
und es konnte so eine ziemliche Gleichmäßig-
keit auch in der quantitativen Anwendung
der Malerei zwischen Chor und Schiff her-
gestellt werden. Für diese Bemalung wählte ich
einen Gegenstand, der in der griechischen Kirche
einstens so häufig zur Darstellung kam, in
der Kunst der abendländischen Kirche aber
fast vergessen ward, nämlich der Darstellung
der neun Chöre der Engel. In ihrer
Klassifikation ist die Rangstufe eingehalten,
wie sie nach dem Vorgänge des hl. Cyrill
von Jerusalem und anderen Vätern seit
Pseudo-Dionysius dem Areopagiten (in
seinem Buche de coelesti hierarchia) und Gre-
gor I., dem Großen (in Evang. Rom. 34)
durgehends festgehalten und besonders seit der
Zeit der Scholastik allgemein vertreten wurde.

Es folgen sich, mit der untersten Stufe an-
gefangen, auf der Evangelienseite je ein Ver-
treter der:

1) Angeli (Engel); sie tragen hier ein grünes
Gewand und schwingen das Rauchfaß.

2) Archangeli (Erzengel), in weißem Ober-
und Untergewande tragen sie in der Rechten
als Engel der Verkündigung den Lilienzweig
und ein Stirnband, worauf das Kreuz (Archan-
geli, qui maiora, Angeli, qui minora nuntiant.
St. Gregor M.).

3) Virtutes (Tugenden, Kräfte) in weißem
Unter- und rvthem Obergewand, Scepter und
Stirnband tragend.

4) Potestates (Mächte) in violettem Ober-
nnd gelbem Untergewande tragen als bewahrende
und schützende Engel das Schwert.

5) Prineipatus (Fürstenthümer) in blauem
Gewände und mit der Stola halten eine Krone
in der Rechten.

6) Dominationes (Herrschaften) in rothem
Ober- und Untergewande, mit Stola und Krone
auf dem Haupte, halten in der Rechten den
 
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