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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 8.1890

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Nr. 6
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Die religiösen Bilder für die Kinder und das Haus, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15907#0056

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Archiv für christliche Ärmst.

Mrgan des Rottenburger OiözesanMereins für christliche Runft.

perausgegeben und redigirt von Professor Dr. Keppler in Tübingen.

Verlag des Rottenburger Diözefan-Runstvereins, für denselben: der Vorstand Professor Uv. Ueppler.

Dr. 6.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährl. für M. 2. 05 durch die ivürttemb. (M. t. SO
im Stuttg. Bcstcllbezirk), M. 2. 20 durch die bayerischen und die Rcichspostanstalten,
fl. 1.27 in Oesterreich, Frcs. 3. 40 in der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden
auch angenommen von allen Buchhandlungen, sowie gegen Einsendung des Betrags
direkt von der Expedition des „Deutschen Volksblatts" in Stuttgart, Urbansstrahc 94,
zum Preise von M. 2. 05 halbjährlich.

1890.

Die religiösen Bilder für die Rinder
und das Baus.

(Fortsetzung.)

Von den ältesten Zeiten an, noch ehe die
Knnst sich an Abbildung der wirklichen Per-
son Jesu heranwagte, war es das Bild des
guten Hirten, unter welchem sie Ihn vor-
stellte und dieses Bild blieb eine treffende,
sprechende Darstellung seines Erlöserwirkens
und seiner Erlöserliebe, ähnlich wie das
des barmherzigen Samariters die rettende
Mission Christi und des Christenthums
sinnbildete. In der so leicht und so rüh-
rend darstellbaren Geschichte vom ver-
lorenen Sohn kann die Knnst einen er-
greifenden Unterricht ertheilen über Fall,
Elend, Umkehr und Versöhnung des Sün-
ders; die Gestalten des Zöllners und
Pharisäers ertheilen Anschauungsunterricht
über die Eigenschaften des Gebets, der
reiche Prasser und der arme Lazarus
über den Unwerth irdischen Glücks, über
den Nutzen irdischen Elends und über das
Eine Nothwendige, die klugen und thö-
richten Jungfrauen über die Nothwendig-
keit des Glaubens und der Gnade. Wie
viele derartige Züge könnten noch ange-
führt werden, wo das Wort des Evan-
geliums sozusagen dem Künstler förmlich
die Hand führt znm Entwurf von er-
greifenden, rührenden Scenen, welche ganze
Kapitel der Dogmatik und Moral illn-
striren. Man beachte nur noch, wie nun,
im Lichte des Neuen Testaments, auch das
Alte für den Künstler Wichtigkeit erhielt
und reiche Stoffqnelle wurde. Manche
Vorkommnisse, Züge und Scenen der Ge-
schichte Israels wurden durch ihre jetzt zu
Tag liegende typische Bezüglichkeit ans
Christus von universaler Bedeutung und
kamen so in beit nentestamentlichen Bildcr-
kreis herein. Endlich eröffnet sich der dar-

stellenden Knnst ein unermeßliches Feld im
Leben der Heiligen, welche Nachbilder des
Urbildes Christus sind — nur relativ
vollkommene Nachbilder, aber wichtig deß-
wegen, weil sie uns menschlich näher stehen
und weil wir an ihnen abnehmen können,
wie wir in unseren Verhältnissen an der
Copirung des Lebens Jesu zu arbeiten
haben.

So ist es ein weites und großes Ge-
biet, das die christliche Religion der bil-
denden Knnst anwies; es ist aber auch
ein hohes und herrliches Ziel, das sie
ihrem Schaffen setzte. Zunächst wird die
bildende Knnst wie alle Künste beigezogen,
um ins Erdenkleid der Kirche die farben-
frohen und goldenen Fäden der Schönheit
einznweben und so ein Gewand zu schaffen,
wie es der Gottesbrant ziemt. Jenes
Herzensbedürfniß ruft sie herbei, welches
die Kirche als Trägerin der Wahrheit und
Gnade einen Bund eingehen heißt mit der
Schönheit und Anmut. „Komm," spricht
die Kirche zur bildenden Kunst, „komm
und schmücke mein Hans, das die Archi-
tektur gebaut hat, gib dem Stein die
warme Glut der Farbe, gib den tobten
Wänden Leben und Sprache, laß ans den
leeren Steinfeldern der Gewölbe Blumen
der Knnst anfblühen, damit mein Hans
würdig werde, dem göttlichen Bräutigam
zur Wohnung zu dienen; all dein Können
aber biete ans, um den Altar und seine
nächste Umgebung ansznzeichnen, damit
dem Drange meines Herzens, damit meiner
tiefgefühlten Pflicht genügt werde, dem
encharistischen Gott eine würdige Wohn-
stätte zu bereiten. Aber nicht ans die
Kirche schränke deine Thätigkeit ein; sei
nicht karg mit deinen Gaben, theile davon
ans an meine Kinder, kehre ein in die
Hütten der Armen, in die Häuser der
Gläubigen, leite deine lichten, verklärenden
 
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