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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 8.1890

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Nr. 6
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Die religiösen Bilder für die Kinder und das Haus, [2]
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Keppler, Eugen: Der Hirsauer Bilderfries, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15907#0058

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47

Was hier über die Bedeutung und
Berechtigung der Bilder gesagt worden,
das ist alles in nuce znsanunengefaßt in
der bündigen E r k l ä r u n g des Konzils
von Trient über diesen Gegenstand, in
welche zugleich höchst beachtenswerthe prak-
tische Winke für die Bischöfe eingewoben
sind. Nachdem in der 3es.?. 25 zuerst
der wahre Sinn der Verehrung der Bilder
sestgestellt worden unter Berufung auf die
diesbezüglichen Dekrete der Synode von
Nicäa, wird sortgefahren: „Das aber
mögen die Bischöfe fleißig darlegen, daß
durch die in Gemälden oder in ähnlichen
Bildern zur Anschauung gebrachten That-
sachen der Geheimnisse unserer Erlösung
das Volk unterwiesen und befestigt werde
in der Vergegenwärtigung und steten Er-
wägung der Lehren des Glaubens; sodann
daß aus allen heiligen Bileern reiche Frucht
zu gewinnen sei, nicht bloß weil das Volk
gemahnt wird au die Wohlthateu und
Gnaden, die ihm von Christus verliehen
wurden, sondern auch weil den Gläubigen
die Wunder, die Gott durch die Heiligen
gewirkt, und heilsame Vorbilder vor Augen
gestellt werden, damit sie dafür Gott
danken, in ihrem Leben und ihren Sitten
die Heiligen uachzuahmeu trachten, und er-
muntert werden, Gott auzubeten und zu
lieben und die Frömmigkeit zu pflegen ...
Wenn aber in diese heiligen und heil-
samen Gebräuche sich etwa Mißstände eiu-
geschlichen hätten, so ist es der entschiedene
Wille der hl. Synode, daß dieselben gründ-
lich abgethan werden, so daß keine Bilder
zur Aufstellung kommen, welche falscher
Lehre huldigen (nullae falsi dogmatis
imagines) und Unerfahrenen Anlaß zu
gefährlichem Jrrthum geben. Wenn mit-
unter Geschichten und Erzählungen der
hl. Schrift, wie es für das ungelehrte Volk
von Nutzen ist, figürlich dargestellt wer-
den, so soll das Volk belehrt werden, daß
die Gottheit nicht in dem Sinn körperlich
abgebildet werde, als ob sie mit leiblichen
Augen geschaut, oder mit Farben und
Figuren nachgebildet werden könnte. Ferner
soll aller Aberglaube in der Anrufung der
Heiligen, der Verehrung der Reliquien,
dem heiligen Gebrauch der Bilder abge-
schafft , jeder schändliche Erwerb fernge-
halten, jede Lüsternheit gemieden werden,
so daß mau nicht Bilder von frech-sinn-

licher Schönheit male oder künstlerisch dar-
stelle. Endlich sollen die Bischöfe hierin
mit solchem Ernst und solcher Sorgfalt
Vorgehen, daß nichts Unordentliches, nichts
in verkehrter Weise und in Hast znbe-
reitetes, nichts Profanes und nichts Un-
anständiges zur Schau gestellt werde, da
dem Hause Gottes Heiligkeit ziemt. Da-
mit dies um so treuer beobachtet werde,
bestimmt die hl. Synode, daß es nie-
mand erlaubt sein s o l l e, a n i r g e u d
einem Orte oder in einer Kirche,
und sei sie auch wie immer eyemt,
irgend ein von der Gewohnheit
abweichendes Bild a u f z u st e l l e u
oder aus stellen zu lassen, ohne
daß es zuvor vom Bischof appro-
birt worden ist." (Forts, folgt.)

Der Hirsauer Bilderfries.

Bon Stadtpfarrcr Eugen Kepplcr in
Frcudenstadt.

Sechster Brief.

Sie beglückwünschen den „geistreichen
Erklärer, dem zuerst der große Wurf ge-
lungen , aus den Hirsauer Böcken etwas
Ordentliches, ja sogar Achtungswertes zu
machen. Ob ich es wohl fertig bringen
werde, der geheimnißvolleu Gais (wenn
es eine sei) ebensoviel Geschmack abzu-
gewinnen?" — Ich nehme diesen Glück-
wunsch sammt Aufforderung, so zweideutig
beide sind, an. Kann ich dafür, daß Sie
mir das Kunststück nicht zuvorgethan?
Uebrigens was ist „geistreicher", über ein
mittelalterliches Kunstwerk wirkliche An-
schauungen der Alten aufzudeckeu, oder
darüber eigene neue, aber windige An-
sichten auszuhecken? Wenn in meinen
Auslegungen Geistreiches sich mitunter
breit macht, ja Gesuchtes, Geschraubtes,
Geschmackloses, so dürfen Sie überzeugt
sein, daß es von mir nicht hiueiugetragen,
sondern mit dem Gegenstand ureigenst ver-
wachsen ist. — Die „geistreichen" Ein-
fälle , welche Sie Preisgaben, verriethen
nur allzu deutlich ihren Ursprung und
damit ihre Falschheit; die geistreichen Ein-
fälle hingegen, welche Sie in meinen Er-
klärungen finden werden, sind durchträukt
von dem Duft der phantasiereichen Naivität
des Mittelalters und bekunden eben da-
durch ihre Aechtheit und Nichtigkeit. O
 
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