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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 8.1890

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Nr. 9
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Schnell, ...: Die Altäre der Heiligkreuzkirche zu Rottweil a. N., [3]
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Die Generalversammlung des Kunstvereins der Diocefe Rottenburg am 31. Juli in Ravensburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.15907#0098

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87

Hände vor der Brust ausstreckend^ links
seitwärts vom Heiligen in einer Loge ist
ein König und eine Königin. Es ist der
König Polemins, dessen vom Teufel besessene
Tochter der Apostel geheilt hatte und die er
nun im christlichen Glauben unterrichtet.
„Da er ihnen die Geheimnisse gepredigt
hatte," fährt die Legende fort, „sagte er dem
Könige, daß, wenn er getauft werden wolle,
er ihm seinen mit Ketten gebundenen Gott
zeigen werde. Am anderen Tage, als die
Priester neben dem Palaste des Königs den
Götzen opferten, fieng der Dämon zu
schreien an und zu sprechen: „Höret auf, ihr
Armselige, mir zu opfern, daß ihr nichts
Schlimmeres als ich erleiden müßt, der ich
mit feurigen Ketten von den Engeln dieses
Christus gefesselt bin, welchen die Inden
gekreuzigt haben, da sie glaubten, er werde
vom Tode zurückbehalten. Er aber hat den
Tod selbst, die Königin der Natur, gefangen
genommen und hat unseren Fürsten, den
Urheber des Todes, mit feurigen Ketten ge-
fesselt." Und sogleich warfen alle Seile gegen
das Bild, um es zu stürzen, aber sie
konnten es nicht. Der Apostel aber befahl
den: Dämon, daß er ausfahre und das
Götzenbild zugleich stürze. Dieser fuhr so-
gleich und zerstörte selbst alle Götzenbilder
des Tempels." Diese Begebenheit ist dar-
gestellt aus der Außenseite des vorderen
Altarflügels der Epistelseite. Hier steht der
Heilige in einer Kirche vor einer schlanken,
grünen Säule, dessen Kapitäl sammt dem
darauf befindlichen Götzenbild zerfällt. Der
Heilige ist bekleidet mit weißem Mantel
und blaß-rosafarbigem Kleid, er erhebt die
drei Schwörfinger der Rechten und berührt
mit der Linken die Säule.

Der König, eine ernste Gestalt mit star-
kem Barte, trägt einen Mantel mH Pelz-
Verbrämung, Turban und Scepter, er ist in
Begleitung von vier Höflingen. Die 1-6-
gencla aurea fährt fort: „Angesichts dieses
Wunders ließ sich der König Potentins mit
seiner Gemahlin und allen von dein Apostel
laufen." Dies finden wir dargestellt auf der
Außenseite des Altarflügels der Evangelien-
seite, ans eine allerdings etwas seltsame Weise.
Der König sitzt nackt im Taufstein mit auf-
gehobenen Händen, die Krone auf dem Haupt.
Bartholomäus gießt mit der erhobeneu
Rechten aus einem silbernen Kännchen Wasser
über das Haupt des Königs, während er
mit der linken Hand nach dem kleeblatt-
förmigen Oelgefäßchen langt, welches auf
dem Rand des vierblättrigen Taufsteines
steht. Hinter dem König stehen die Kö-
nigin und drei Hofdamen. Die Königin
hält in der linken Hand einen kleinen Rosen-

kranz, mit großen, rothen Perlen. Sie trägt
ebenfalls eine Krone auf dem Kopfbund.
Ihr Gewand ist aus Goldbrokat, an der
Brust weit ausgeschnitten und an den Ellen-
bogen geschlitzt, so daß das weiße Hemd
hervortritt; auch die Hofdamen tragen die
Tracht ans der Zeit von 1500—1520.

(Fortsetzung folgt.)

Die Generalversammlung des Aunstver-
eins der Diöcefe Rottenburg am 5\. ()uli
in Ravensburg.

In der am Vortag stattfindenden Aus-
schuß sitznng einigte man sich, nach Er-
ledigung der laufenden Geschäftsangelegen-
heiten, zunächst über den Entwurf zu dem
neuen Hochaltar, welchen der Verein aus
seinen Mitteln für die Kirche in Frenden-
stadt erstellen läßt; derselbe ist im Stil der
guten Renaissance gehalten; seine Grundidee
kann kurz so gegeben werden: der als Sa-
kramentshaus für sich stehende Doppeltaber-
nakel wird von einem kräftig architektonisch
gegliederten Gehäuse schirmend in die Mitte
genommen und baldachinartig überwölbt.
Wir werden seiner Zeit im „Archiv" den Ent-
wurf nebst ausführlicher Motivierung mit-
theilen. Den zweiten Hanptgegenstand der
Berathung bildete die Wahl der Vereinsgabe
an die Mitglieder pro 1889—91; man be-
schloß, denselben 14 Tafeln mit Nachbildungen
der 14 Stationen einzuhändigen, welche
gegenwärtig die Beuroner Malerschnle tu
der Marienkirche in Stuttgart vollenden,
begleitet von einem kleinen Teptbüchlein.

Am Hanpttag hatte der Kirchenchor der
Stadtpfarrkirche unter der Direktion des
Herrn Stattdacher die Güte, ben Gottesdienst
um 8 Uhr, welchenr viele Vereinsntitglieder
aitwohnten, mit seinem Gesang zu begleiten;
die echt kirchliche, von guter Schttlung und
Leitung zengeitde Musik war ein würdiger
und begeisternder Introitus für die folgenden
Verhandlttngen. Horr Pfarrer Detzel von
St. Christina erläuterte znitächst nach dent
Gottesdienst das Nestaurationsprojekt, welches
Herr Architekt Cades für die Frauenkirche
attsgearbeitet hat. Von 9 Uhr an waren
die Räume für die Generalversantmlttng int
Gesellenhause schon gefüllt; hier hatten näm-
lich die Ravensburger Ateliers für christliche
Kunst unter Leituitg des Herrn Pfarrers Detzel
eine kleine Kollektivausstelluttg ihrer Arbeiten
veranstaltet, deren geschmackvolle Arrangierung
inmitten reichen Baum- und Blumenschmucks
freudige Bewunderuttg erregte. Der Verein
konnte hier gewifserinaßen angesichts herrlicher
Früchte seiner Thätigkeit tagen und atts
dieseit Leistungen ersehen, daß sein Wirken
 
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