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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 8.1890

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Nr. 10
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Schnell, ...: Die Altäre der Heiligkreuzkirche zu Rottweil a. N., [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15907#0108
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96

innigen in Gesicht und Händen abgerechnet,
macht es einen wohlthuenden Eindruck und
ist fromm empfunden. Es wurde vom Maler
Fuchs im Jahre 1872 gemalt. Der Aufbau
ist von Maintel in Horb. Gestiftet wurde
der Altar vom Kapellenfond und durch frei-
willige Beiträge. Unter der Mensa ist der
reichgefaßte Leib einer Heiligen. Das Ge-
wand wie das Kissen, auf welchem der Leib
ruht, zeigen prachtvolle, ungewöhnlich reiche
Hochstickerei in Gold auf rothem Sammt.
Im Vergleich zu den anderen Altären ist
dieser etwas einfach.

6. Der Dreifaltigkeits-Altar.

Es ist ein moderner gothischer Altar mit

der Krönung Mariä, gestiftet von der
Heiligkreuzbruderschaft im Jahre 1865. Im
Altaraufsatze ist zunächst über der Mensa in
einem Glasschreine der prächtig gefaßte Leib
einer Heiligen. Darüber ist in einer spitz-
bogigen weiten Nische ein ganz hübsches
Hoch-Relief: Mariä Krönung. Es stand
früher in einem Zopfaltare, tvurde dann von
Bäcker Dürr gekauft und da der Bildhauer
Kämmerer den Altaraufsatz vorräthig hatte,
so gab dies Veranlassung, beides zu einem
Altar zu vereinigen. Die Skulptur ist aus
der Zeit der Frührenaissance, flott geschnitzt,
voll Feinheit und Leben. Der Hintergrund
paßt freilich nicht ganz dazu.

Die Seitenrahmen des Reliefs sind etwas
plumpe Pfeiler mit schmalen Nischen. in
denen zwei Figuren stehen; auf der Epistel-
feite Johannes unb auf der Evangelienseite
Maria, welche der Sammlung des st Herrn
Kirchenraths Dursch entstammen und früher
einen Theil einer Kreuzignngsgruppe bildeten.
Diese Figuren mit den flach geschnittenen
Köpfen haben etwas Naives, Befangenes an
sich, >vas an Frühgothik erinnert, aber die
geknitterten Falten des Mantels sprechen da-
gegen. Wie ans dein Apostelaltar hat auch
hier Johannes ein Buch in einem Säckchen.
Das Gleiche wiederholt sich noch oft in den
Schlußsteinen des spätgethischen Ge-
wölbes des südlichen Seitenschiffes der hl.
Kreuzkirche. Ans diesen Gründen muß man
die Figuren ebenfalls der späteren Gothik
zuschreiben. Die Figur der Mutter Gottes
ist in ihrer Haltung und im Ausdruck besser.
Das Relief schließt nach oben ein spätgothischer
Bogen mit Kreuzblume ab; dieser ist mit
den Seitenpfeilern durch eine etwas lang-
weilige Gallerte verbunden.

7. Der Valentin- Altar ist ganz ähnlich
veranlagt wie der vorgenannte und der Herz
Jesu-Altar. Wir haben vor uns ein neun
Fuß hohes icnd sechs Fuß breites Bild,

welches spätgothische Umrahmung mit Bogen
und Kreuzblume, sowie Seitenfialen hat.
Die Umrahmung machte Schreiner Haas
aus Nürnberg um 140 fl. Das Gemälde
schließt rechteckig und das Tympanon dar-
über zeigt mit Gold gemaltes gothisches
Rankenwerk auf blauem Grunde, in der
Mitte ein Wappen: ein rother Löwe, einen
Pfeil haltend, auf Goldgrund.

Das Bild selbst ist gemalt von Viktor
Heideloff, dem Vater des Restaurators der
hl. Kreuzkirche, im Jahre 1792. Der Stil
ist antikisirend griechisch. Vor einem Tempel
steht ein Bischof in Albe und Chorrock und hebt
die Hände segnend über ein todtes Kind, welches
ihm eine ganz griechisch gekleidete Frau eilt-
gegenhält. Weitere drei Frauen in gleicher
Gewandung stehen rechts von ihr und die
erste derselben hält ein krankes Kind in den
Armen. Rechts vom Bischöfe im Hinter-
grund sind die Kirchendiener mit Kerzen,
Blich und Stab. Es ist begreiflich, daß
dieses Gemälde znm Stil der Kirche und zu
den übrigen Altargemälden nicht recht paßt,
obgleich es, für sich betrachtet, verschiedene
gute Eigenschaften aufweist. Es ist ein Ge-
schenk des Herrn Heideloff.

Ans diesem Altar steht gegenwärtig eine
recht gut geschnitzte Pieta aub dem Anfang
des vorigen Jahrhunderts, welche früher im
Altäre der Nepomukskapelle (Nr. 8) auf
der Südseite der Kirche sich befand. Ferner
ist auf der Epistelseite ein Selbdritt-Bild,
welches seiner Gewandung nach sehr an die
Krönung Mariä im vorigen Altäre erinnert.
Gegenüber sehen wir auf der Evangelienseite
eine spätgothische Statuette: der hl. Bischof
Eligius, in der Linken einen Hammer, in
der Rechten einen Pferdefuß haltend. Die
Insul hat auf der Vorderseite als Schmuck
ein Basrelief: Mariä Verkündigung.

In der letzten Kapelle der Nordscite be-
findet sich eine Lonrdesgrotte, deren Statue
durch wärmere Fassung entschieden gewinnen
würde; ihr gegenüber an der Westwand
eine etwas über lebensgroße Statue aus dem
vorigen Jahrhundert: der segnende Christus,
in der Linken die Weltkugel tragend. Die
Gewandung ist eine tüchtige Arbeit. Links
davon steht ein Andreas, rechts ein Joh.
Nepomuk, in der Auffassung und theilweise
auch in der Ausführung besser als die
Christusstatue. (Forts, folgt.)

Beilage: Jrühgothischer Mruat aus der Kunst-
stickerei-Anstalt der Geschwister Äsiauder in
Ravensburg.

Stuttgart, Buchdruckerei der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt".
 
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