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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 9.1891

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Nr. 1
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Die Frage der Kirchenheizung
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Zwei Entwürfe zu Gottesacker-Kapellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15908#0010

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5

prakti s ch e n R a t h zu geben haben?
Da ein absolutes Bedürfnis; nach geheizten
Kirchen nicht vorliegt, da kein allgemein
und laut geäußerter Wunsch des christlichen
Volkes sofortige Erfüllung heischt, da ge-
wiß nicht gesagt werden kann, es sei
periculum in morn, da wir doch schließ-
lich noch keine nach der Seite der Wohl-
feilheit und des Heizerfolgs ganz entspre-
chende Einrichtung haben, da wir zur Zeit
iioch außer Stand sind, den Vortheilen
der Heizung ein gaiiz sicheres llebergewicht
über deren mögliche und wahrscheinliche
Nachtheile zu verschaffen, — so wird die
Mahnung gewiß gerechtfertigt sein: kestinn
kente! Warten wir zu und überstürzen
wir uns nicht. Damit sind wir dann auch
der Gefahr enthoben, durch Nachgiebigkeit
der Weichlichkeit unserer Zeit iioch Vor-
schub zu leisten.

Wenn aber irgendwo besondere Ver-
hältnisse und Bedürfnisse doch die sofortige
Einrichtung der Heizung verlangen, so wird,
soweit die jetzige Erfahrung reicht, das
System der Ofenheizung wegen der Wohl-
feilheit und des rascheren Erfolgs immer-
hin den Vorzug verdienen vor dem Leitnngs-
systein, welches freilich das voraus hätte,
daß es sich im Innern der Kirche in keiner
Weise störend geltend macht. Soll aber
für Herstellung, Auswahl, Postirilng der
Oefen ein künstlerischer Grundsatz ausge-
sprochen werden, so wird dieser nicht anders
lauten können als: man lasse getrost hie-
bei Stil und Kunst bei Seite, halte diese
Heizvorrichtnngen so einfach als möglich,
so nebensächlich als möglich, verzichte auf
jeden unstatthaften Versuch, diese Oefen
als eigentliche Jnventarstücke der Kirche
erscheinen und sie in eine gewisse Konkur-
renz mit den Altären, mit Kanzel und
Beichtstühlen treten zu lassen und man
bringe sie so an, daß man sie im Sommer
oder sofort nach geleisteten Diensten ent-
fernen kann. Es ist thöricht, mit diesen
Dingen in der Kirche Eclat machen
oder paradiren zu wollen; viel besser, es
erregt ihre schlichte Ausstattung und ver-
borgene Anbringung den Schein, als ob
man sich ihrer etwas schäme. Wenn die
Oefen etwas andere Gestalt haben als die
in unfern Zimmern, so ist das ja gut und
selbstverständlich wird man keine Oefen
mit heidnischen Genien, oder Jagdscenen

oder lascivem Bildwerk in die Kirche stellen;
die Form der Wasseralfinger Kirchenöfen
kann als würdig bezeichnet werden, nur
hat sie schon etwas zu prätentiösen Schmuck.
Dazu brauche ich wohl zum Schlüsse nicht
noch ausdrücklich zu ermahnen, daß man
es nicht wage, das horrende Beispiel eines
Pfarrers nachzuahmen, der den Ofen mit
dem Nebenaltar in organische Verbindung
bringen will, so daß der obere Theil des
Ofens mit einer Nische für ein Heiligen-
bild den Altaraufsatz darstellt, und welcher
diesen genialen Gedanken gar im Anzeiger
für die katholische Geistlichkeit der Nach-
ahmung empfiehlt. Das kann man nur
als ein Majestätsverbrechen gegen die Hei-
ligkeit des Altars bezeichnen, welches nicht
viel geringer ist, als wenn es jemand ein-
siele, mit dem Altar ein Sopha zu kom-
biniren oder unter der Mensa ein Ruhe-
bett anzubringen; daö hieße nichts anderes,
als seine Weichlichkeit, deren man billig
sich schämen soll, kanonisiren und auf den
Altar erheben.

Endlich sei nur noch kurz darauf hin-
gewiesen, daß wir denn doch außer der
Heizung auch noch einige andere Schutz-
mittel gegen des Winters grimmigste Kälte
haben, deren Anwendung unbedingt em-
pfohlen werden kann. Ein ganz vorzüg-
liches ist die Legung von Matten in den
Gängen und ans den Böden. Mitunter
wird auch eine gewisse Fürsorge für bessere
Kleidung namentlich der Kinder möglich
sein. Für die Filialisten könnte meist in
der Weise gesorgt werden, daß ihnen ein
geheiztes Schnlzimmer zur Verfügung ge-
stellt würde, um vor und nach der Kirche
sich zu wärmen bezw. zu trocknen. Der
Geistliche hat, im Falle er biniren muß,
doppelten Anspruch ans eine geheizte Sa-
kristei u. s. f.

Zwei Entwürfe zu Gottesacker-
Rapellen.

Diese Ueberschrift und unsere Beilage
gemahnt am Anfang des Jahres ans Ende
des Lebens und begrüßt die Leser mit dem
Trappistengrnß: mernento mvri! Da
und dort regt sich der Wunsch, über beit
Friedhof der Gemeinde sich eine Kapelle
erheben zu sehen, und dieser Wunsch ist
ganz im Einklang mit dem Gefühl un-
 
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