Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 9.1891

DOI Heft:
Nr. 1
DOI Artikel:
Zwei Entwürfe zu Gottesacker-Kapellen
DOI Artikel:
Probst, Josef: Beteiligung Oberschwabens am Holzschnitte und Kupferstich im 15. Jahrhundert
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15908#0012

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
7

Grundgedanke ist, wie aus Fig. 5 zu er-
sehen, folgender: ein Sechseck als Kern
des Gebäudes wird von einem weiteren,
niedriger geführten Sechseckbau umzogen;
das weitere Sechseck schließt sich mit Pult-
dächern an das engere an; ein quadra-
tischer Anbau, so breit als eine Seite des
inneren Sechsecks ist vorgelegt; zwischen
diesen und den Hauptbau können, wenn
es gewünscht wird, zwei niedere Thürmchen
(Fig. 9) eingefügt werden. Der niedrigere
Umbau kann nun in zweifacher Weise
fructificirt werden; die eine ist in den
Fig. 5, 6, 7, 8 durch A, die andere durch
B angedeutet. Entweder läßt man näm-
lich denselben nach außen offen, so daß
ein Arkadenumgang um den geschlossenen
iunern Sechseckbau führt (A); oder aber
man durchbricht den Jnnenbau mit hohen
Bögen und schließt den Umbau massiv
ab (B), so daß sich dem sechseckigen Mit-
telraum noch sechs bezw. fünf Kapellen
anfügen. Sowohl der offene Umgang wie
diese Nebenkapellen könnten gut verwerthet
werden. Nach diesem Entwurf würde sich
der Bau sehr reich gliedern, ließe aber
doch den Eindruck der Ruhe und des
Ernstes keineswegs vermissen. Wir fügen
noch an, daß der erste Entwurf auf dem
Kirchhof in Tettuaug eben zur Ausführung
gekommen ist. — Noch besser würden na-
türlich diese Bauten wirken, wenn inan
sie nicht isolirt in den Gottesacker hiueiu-
stellt, sondern mit Arkadengängen in orga-
nische Verbindung setzt. Während man
anderwärts Kirchhofarkaden sehr häufig
antrifst, ist bei uns in Stuttgart bei An-
legung des Pragsriedhofes ein erster An-
fang damit gemacht worden; ans dem
Kirchhof in Biberach wurde in neuester
Zeit, wie wir hören, ein Arkadengang an-
gelegt. Wenn man aus unseren Fried-
höfen Zeuge der oft fast unsinnigen Ver-
schwendung bei Erstellung von Grabdenk-
mälern wird, so möchte man wahrlich
anstatt dieser künstlichen Steinsammluugen
einen monumentalen Umgang um den
Friedhof wünschen, der den Ort der Todteu
besser umfriedigen, aus der ruhe- und
friedlosen Welt ansscheiden würde, als eine
bloße Mauer, und der noch nebenbei sehr
viele gute Dienste leisten könnte. So ließe
sich hier namentlich am besten ein Kreuz-
weg anbringen; auch wäre für besondere

Ruhestätten der Geistlichen uub hervorra-
gender Laien gesorgt, und es ließen sich
unter dem Wandelgang gemauerte Grüfte
anlegen. Die Kosten braucht man sich
nicht allznhoch vorzustellen; der Umgang
könnte stückweise oder flügelweise gebaut
werden; nur die Außenwand braucht massiv
zu fein; nach dem Kirchhof hin würden
hölzerne Pfeiler genügen, um das Dach
zu tragen; das Sparrenwerk des Daches
würde nicht verkleidet, sondern sichtbar ge-
lassen und angemessen dekorirt. Gewiß
würde ein solcher Arkadengang, der auch
der darstellenden Knust viel Spielraum
und große Themate bieten könnte, sehr
dazu beitragen, dem Kirchhof Besucher zu-
zuführen, die Andacht für die armen Seelen
zu befördern und den Gedanken an Grab
und Tod wach zu erhalten.

Beteiligung Gberschwabeus am
Bolzschnitte und Trupferstich im
(5. Jahrhundert.

Bon Pfarrer Or. Probst in Essendorf.

Ueber den in der Aufschrift bezeichneten
Gegenstand waren bislang nur sehr wenige
Notizen in der Literatur zu erlangen. In
den Veröffentlichungen des Vereins für
Kunst und Alterthum in Ulm und Ober-
schwaben 1850 S. 60 ist auf einen im
Kloster Buxheim bei Memmingen auf-
gesundenen Holzschnitt (setzt in England)
von 1423 hiugewiesen und durch Jäger
wurde (int Kunstblatt 1833) eine Reihe
von Namen von Formschneidern zu Ulm
aus de» Urkunden daselbst ansgezogen.

Das im Erscheinen begriffene Werk
von Prof. Dn v. Lützow: Geschichte des
deutschen KnpferstickS und Holzschnitts,
giebt darüber eine Anzahl von weiteren
Anhaltspunkten, aus denen hervorgeht, daß
auch Oberschwaben an diesem Zweige der
Kunstübung lebhafteren Anteil nahm, als
man bisher zu vermuten berechtigt war.

Ueber den schon erwähnten Holzschnitt
von Buxheim von 1423 werden hier ge-
nauere Angaben gemacht (S. 64): „An

der Spitze der deutschen datirten Holz-
schnitte steht der viel besprochene hl. Christo-
phorus vom Jahr 1423, ein Holzschnitt,
der in den Buchdeckel einer Handschrift
des ehemaligen Karthäuserklosters Bux-
heim bei Memmingen eingeklebt ist und
 
Annotationen