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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 9.1891

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Nr. 1
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Detzel, Heinrich: St. Georg, [3]: in Legende und bildender Kunst
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.15908#0016

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11

anschließenden Bilder der alten russischen
Kalender stellen ihn dagegen schon als Krieger
dar, mit der Rechten das Schwert, mit der
Linken die Scheide haltend.*)

Für die Folgezeit, schon vom 13. Jahr-
hundert an, kann man eigentlich vier Arten
von Darstellungen des hl. Georg in der
bildenden Kunst unterscheiden.

Die erfte so ziemlich seltene Art seiner
Abbildung ist die ohne das Attribut des
Drachen, worin dann der Heilige meistens
als Patron oder in der Zusammenstellung
der 14 Nothhelfer — denn zu diesen wird
er gerechnet — oder einfach als selbständige
Heiligenfigur auftritt. Er erscheint da, wie
and) in der folgenden Art seiner Darstellung,
gewöhnlich als jugendlicher, meist nnbärtiger
Jüngling, in voller Rüstung, jedoch fast
immer ohne Helm und, wenn mit einem
solchen, stets mit anfgeschlagenem Visier. Er
hält die Lanze oder das Schwert, manchmal
auch beide; sehr oft sieht man ihn aber bloß
mit dem Georgsbanner, welches das rothe
Kreuz auf weißem Felde zeigt. Er ist dann
nur mehr, besonders in der Kunst der Renais-
sance und auch noch später, durch das Kreuz
auf seinem Banner oder Schilde von ähn-
lichen Heiligen, z. B. dem hl. Mauritius,
Gereon und anderen zu unterscheiden.

Die älteste derartige Darstellung ohne das
Attribut des Drachen wäre wohl auf einer
Kirchensahne zu suchen, die, wie eine alte
Handschrift des Virgil besage, auf Befehl
des Bischofs Filippo zu Ferrara im Jahre
1242 von Gelasio di Ricolo die San Gior-
gio di Ferrara gemalt worden fei.* 2) Ferner
zeigt ihn so die berühmteste unter den be-
rühmten Statuen an der Kirche von Orsan-
michele zu Florenz, die des hl. Georg
von Donatello, die höchste Leistung des
Meisters; hier bezeichnet bloß das Kreuz
auf dem Schilde den Heiligen, indem jedes
andere Attribut fehlt. Auch Bilder von
Cima da Conegliano (in der Akademie zu
Venedig), von Tintoretto (S. Giovanni e
Paolo in Venedig) und die Flügel eines
berühmten Altargemäldes von Jan v. Scho-
reel um 1500 haben ihn ohne Drachen.
Schon öfter aber sieht man ihn so, wenn
er z. B. auf Madonnenbildern mit anderen
Heiligen zusammengruppirt ist; auch hier ist
er dann jugendlich, bartlos und in voller
Rüstung (nach Ephes. 6, 11—17), bisweilen
als römischer Krieger, auch mit rothem
Mantel, als Zeichen seines für Christus ver-
gossenen Blutes. Als Patron ohne das

i) Act. S. S. 106.

2j Mittheilungen des K. Sachs. Alterthums-
vereins S. 42.

Attribut des Drachen sehen wir ihn auch
auf den: van der Pälen-Altar des Jan van
Eyck in der Akademie zit Brügge, und
als selbständige Heiligenfigur auf dem dem
H a n s S ch ü h l e i n zngeschriebenen Gemälde
der Münchener Pinakothek (Nr. 714);
auch hier ist der Heilige gepanzert, greift
mit der Linken nach dem Schwert und hält
in der Rechten ein weißes Banner; ganz
ähnlich das dem B. Mainardi zngeschrie-
bene Bild daselbst (dir. 1162); nur ist er
hier durch das rothe Kreitz auf seinem Banner
kenntlicher gentacht.

Ungleich zahlreicher sind die Darstellnngen
der zw ei teil Art, in denen der Heilige
nt 11 dem Attribut des Drachen, aber ohne
Pferd, als Ritter zu Fuß, erscheint. Es
wird ihm hier der Drache entweder als Attri-
bttt in kleinerem Maßstabe beigegeben oder
ist er, und dies besonders in Holzschnitten
des 14. und 15. Jahrhunderts, mit weit-
gespreizten Beinen auf denselben gestellt und
stößt ihm die Lanze in den Nachen. Wie
außerordentlich häufig dieser Typus des
Heiligen, wie er ruhig und mit gespreizten
Beinen auf dem besiegten Drachen steht
oder über ihn hinwegschreitet, im 14. und
15., und noch int Anfang des 16. Jahr-
hunderts dargestellt wurde, geht daraus her-
vor, daß sich allein im bayerischen Rational-
Musenm in München mehr als ein Dutzend
derartiger Bilder findet. Auf einem Me-
tallschnitt von 1425*) durchstößt er den
Drachen und hat den Fuß ans ihn gesetzt;
er trägt Panzer und Schild; Muth und
Sicherheit zeigt sich in Haltung und Stoß.
So ist er auch auf dem nettnten Blatt von
von A. Dürers Randzeichnungen zum
Gebetbuche Maximilians, wo er in der
Rechten sein Banner hält, während die Linke
den Drachen fest am Halse faßt; in der
nach ihm benannten Madonna des Cor-
reggio (Museum in D r e s d e n) dagegen
steht er als römischer Krieger trinmphirend
den Fuß auf dem Kopf des besiegten Drachen.

(Schluß folgt.)

Literatur.

WalafridiStrabonis über de
exordiis et increm entis
quarundam in observationibus ec-
clesiasticis rerum. Textum re-
censuit, adnotationibus historicis
et exegeticis illustravit, introduc-
tionem et indicem addidit Dr.
Aloisius Knöpfler, ss. theo-

') T. O. Weigel u. De A. Zestermann,
Die Anfänge der Druckerkunst in Bild und Schrift.
Leipzig 1866. S. 22.
 
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