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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 9.1891

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Nr. 2
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Detzel, Heinrich: St. Georg, [4]: in Legende und bildender Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.15908#0024
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18

Devise des Hosenbandordens zu lesen. Dieses
Gemälde kam nach mancherlei Irrfahrten
nach St. Petersburg, wo es iu der
Eremitage aufbewahrt wird uub als Schutz-
patron Rußlands mit einer ewigen Lampe
bedacht ist. Die geistreichen Federeutwürfe
zu beiden Gemälden besitzt die Sammlung
der Uffizien gn Florenz.

Die vierte A r t der Darstellung
unseres Heiligen bilden die c y k l i f ch e n
K o m p o f i t i o u e n a u 3 seinem Leben,
se nach den verschiedenen Legendensamm-
lungen; sie sind ziemlich selten, reichen aber
schon in die früheste Zeit des Mittelalters
hinauf. Den ältesten und wohl auch den
umfangreichsten dieser Cykleu enthalten die
im Jahre 1338 auf Veranlassung Ulrichs IV.
von Nenhaus, eines Freundes und Gönners
des deutschen Ritterordens, ausgeführten
Wandmalereien in einein Gemach der Herren-
burg auf Schloß N e u h aus in B ö h m e n. st
Sie ziehen sich an den vier Wänden iu zwei
Reihen von ea. 16 m Länge hin, sind aber
theilweise zerstört. Von den ursprünglichen
43 Darstellungen sind fünf ganz verloren
gegangen. Von den erhaltenen Bilderreihen
haben fünf die Darstellung des Drachen-
kampfes, zwei die Absendung der Boten mit
dem Befehl der Christenverfolgung für die
Unterkönige Daciens, die übrigen schildern
die Wunder und das Martyrium des Hei-
ligen und der Alexandra von Georgs erster
Gefangenschaft bis zum Untergang Daciens.
Auf den Kompositionen des Drachenkampfes
erscheint St. Georg gerüstet, in den Gemälden
aber, die seine Wunder und Marter enthalten,
sieht man ihn in ritterlicher Haustracht, in
rother mit Wappen verzierter Tunika unb
mit übergeworfenem grauem Mantel. Die
Bilder zeigen ein so tiefes Eingehen inS
Detail der schriftlichen Quellen, daß bisher
ein zweites Beispiel dieser Art nicht gefunden
ist; sie sind auch voll naiver unb anmuthiger
Auffassung, mit deutschen Inschriften versehen
und unzweifelhaft das Werk eines deutschen
Künstlers.

Künstlerisch sehr bebcuteitb und von außer-
ordentlicher Schönheit ist der kleine Cyklus
der Georgslegende iu den berühmten Fresken
der St. Georgskapelle zu Padua, von
einem der größten Künstler seiner Zeit,
A l t i ch i e r o da Z e v i o unb seinem Gehilfen
Iacöpo d'Avanzo, dem letzten Viertel
des 14. Jahrhunderts angehörig.2) Diese * 4

st Vgl. Wocel, Die Wandgemälde der St.
Georgslegende in der Burg zu Neuhaus. Mit

4 Tos. in Farbendruck. (Aus Bd. X der Denk-
schriften der k. k. Akad. d. Miss.) 1859.

'st Croive u. Caval erstelle, Geschichte
der ital. Malerei. Bd. 11. p. 400. E. Förster

Darstellungen aus dem Leben unseres Hei-
ligen beginnen an der Ostwand mit dem
Kampfe gegen den Drachen, welchen St. Georg
siegreich besteht, worauf er den König zur
Annahme des Christenthums bewegt. Es
folgt die feierliche Scene, wie der hl. Georg
den König samt den Seinen tauft. Dann
sieht man, wie der Heilige, durch Diokletian
verurtheilt, den Giftbecher trinkt, aber durch
göttlichen Beistand am Leben bleibt. Ebenso
vergeblich wird der Tod des Rades gegen
ihn versucht, denu Engel zerschmettern das
Rad, so daß die Stücke desselben die Henkers-
knechte zu Boden strecken. Als sodann auf
das Gehet Georgs sogar die Heideutempel
mit ihren Götzenbildern zusammenbrechen,
wird er burct) das Schwert enthauptet.

Eine Reihenfolge von 10 Darstellungen
aus dem Leben des hl. Georg findet sich
auch im Wallraf-Richartz-Mnseum zu Köln,
welche in doppelter Hinsicht interessant ist.
Man hat nämlich, lvie der Katalog st aus-
weist, noch bis iu die neueste Zeit die Hälfte
dieses Cyklus als die Legende des hl. Hip-
polyt enthaltend angesehen, daher der bis-
herige Name St. Hippolyt-Altar. Es sind
fünf große Tafeln, Nr. 172—176 des Kata-
logs, die sich unter den Gemälden der alt-
kölnischen Malerschule befinden unb also
beschrieben werden: „Das Mittelbild und
die beiden dazugehörigen Flügel zeigen die
Legende deS hl. Georg, des von den frühesten
Zeiten an im Morgenlande und Abendlande
hochverehrten Schutzpatrons der christlichen
Heere, welche nach einzelnen Auffassungen die
Befreiung Kappadoziens vom Götzendienste in
allegorischen Darstellungen ausdrückt, nach
anderen historische Schilderungen der Ereignisse
aus dem Leben des großen Märtyerers geben
soll. An diese knüpft sich die Legende des hl.
Hippolyt. Die Darstellungen ziehen sich auf
den Feldern, die teilweise nochmals ge-
trennt sind, von links nach rechts." Dann
werden die einzelnen Bilder erklärt, und zwar
ist diese Erklärung se der iu dem jedesmali-
ge!^ Nimbus des Heiligen enthaltenen Be-
zeichnung angepaßt, die auf drei Bildern den
Heiligen als „St. Georg", iu allen übrigen
aber als „St. Hippolyt" benennt. Diese
Bezeichnung mit „St. Hippolyt", wie die
Beschreibung des Kataloges ist nun aber eine
vollständig irrige. Wir haben nämlich hier

hat das Verdienst, diese Werke der St. Gevrgs-
kopellc luieter entdeckt und veröffentlicht zu haben.
Bgl. seine Publikation: Die St. Georgskapelle
zu Padua. Berlin 184l. Fol. Mit Abbildungen.
Förster, Gesch. der ital. Kunst. Bd. II. 482.

st Führer in den geistigen Inhalt der Ge-
in ä l d e - S a m m lang des Mus. Wallraf-Richartz
in Köln. Köln 1883. S. 32.
 
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