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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 9.1891

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Nr. 6
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Kirchenbauten aus Holz- und Fachwerk
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https://doi.org/10.11588/diglit.15908#0056

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Archiv für christliche Kunst.

Organ des Rottenburger DiözesanOereins für christliche Kunst.

Oerausgegeben und redigirt von Professor Dr. Keppler in Tübingen.

Verlag des Rottenburger Diözesan-Uunstvereins, für denselben: der Vorstand Professor Dr. Keppler.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährlich für Ji 2.05 durch die württembergischen (Jt. 1.90
im Stuttgarter Bestellbezirk). Jl. 2.20 durch die bayerischen und die Reichspostanstalten,

-1^,» /C fl. 1.27 in Oesterreich, Fres. 3-40 in der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden
i'l* i ♦ vJ. auch angenommen von allen Buchhandlungen, sowie gegen Einsendung des Betrags direkt lOWi
von der Expedition des „Deutschen Volksblatts" in Stuttgart, Urbansstraße 94, zum
Preise von J(>. 2. 05 halbjährlich.

Kirchenbauten aus Lyolz- und
Machwerk.

Die Vorgänger unserer steinernenKirchen-
bauten waren Holzkirchen. Besonders im
Norden Europas blieb die Holzarchitektnr
bis ins 10. Jahrhundert in Herrschaft
und wich auch von da an nur langsam
dem Steinban. Schottland, England,
Schweden, Norwegen und Island waren
reich an Holzkirchen. Im Norden von
Deutschland behauptete sich der Holzbau
bis ins 12., sa vereinzelt bis ins 14. Jahr-
hundert. Erhalten haben sich noch Holz-
kirchen in Schweden, Böhmen, Mähren,
Galizien, Schlesien; sie sind zwar alle
nicht mehr ans jener Frühzeit, aber ohne
allen Zweifel nach dem alten und ursprüng-
lichen Schema gebaut und gebeil daher
einige Vorstellung von jener nntergegangenen
Architekturperiode. Die Mittheilungen der
k. k. Centralkommission führen in höchst
interessanten Aufsätzen und Abbildungen
die noch erhaltenen Holzkirchen von Böh-
men, Mähren, Galizien vor (s. Mitthei-
lungen 1856, Heft 10, 12; 1858 Nr. 4;
1870 p. LXII 8g.). Ihre Hauptanlage
zeigt im Allgemeinen einen einheitlichen
Typus; der westlich Vorgesetzte Holzthurm,
welcher sich nach oben pyramidenförmig
durch Schrägen verjüngt, bildet in seinem
Untergeschoß eine geräumige Vorhalle; an
sie schließt sich das eigentliche Schiff, meist
ein einheitlicher, selten ein dreigetheilter
Raum, und von diesem scheidet sich der
Polygon geschlossene Chor auch nach außen
sichtbar ab. Der Jnnenraum und das
äußere Architekturbild erfährt eine nütz-
liche und wirkungsvolle Bereicherung durch
Laufgäuge mit Pultdächern, welche einen
Umgang um das Schiss, mitunter auch um
Schiff und Chor bilden. Sie zeigen für
die Regel den Blockwandbau, d. h. sie sind
gezimmert aus waldkantig belassenen, mit

festein Blockverband in einander gefügteil
Stämmeii, so daß die Enden der letzteren
kunstreich in einander verzahilt oder ver-
zapft sind; seltener ist der Pfahlwandbau,
bei welchem die Balken senkrecht neben
einander gefügt siiid. Der tüchtigste und
imposanteste kirchliche Holzbau Böhmens,
ein schönes Paradigma dieser Architektur,
ist die Wallfahrtskirche Maria unter deil
Linden bei Braunau (Ansicht und Grund-
riß in den Mittheilniigen der Ceutral-
kommission 1870 p. LXIV). Stark
beeinträchtigt wird allerdings der gute Ein-
drnck dieser Bauteil dadurch, daß sie großen-
theils innen und außen stark getüncht sind,
nicht aus Barbarei, sondern zur Minde-
rung der Feucrsgefahr.

Nun werden wir freilich in unseren
Verhältnissen selten daran denken können,
mit dieser Technik Kirchenbanten aufzu-
führen. Immerhin könnte sie in Betracht
kommen in waldreichen Gegenden, wo die
Holzpreise niedrig sind und das Stein-
material fehlt, namentlich auch für isolirte
Kirchen und Kapellen. Die Feuergefähr-
lichkeit könnte auf eine wirksamere und
ästhetischere Art beschworen werden, als
durch Tüuchung, nämlich durch eineil Oel-
sarbenanstrich mit Ausstreuung von Saiid.
auf die noch frische und nasse Farbe; so
werden im Schwarzwald die Verkleiduugö-
schindeln behandelt und gewissermaßen ver-
steinert.

lim so öfter aber können wir in die
Lage kommen, in Fällen der Noch, wie sie
durch Geldmangel und Armnth an gutem
Steinmaterial herbeigeführt werden, von
einer andern einfachen Bantechnik Gebrauch
machen zu können, welche eine Verbindnug
von Holzbau und Steinban darstellt. Dieser
Technik des Riegelbaus, angewandt auf
kirchliche Architektur, ist die Beilage ge-
widmet, welche einen von Architekt Cades
stammenden Entwurf für eine Filialkirche
 
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