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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 9.1891

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Nr. 6
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Neue Beiträge zur Frage der Caselform, [3]: der Schnitt des Meßgewandes
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https://doi.org/10.11588/diglit.15908#0064

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schwaben wird das ehemalige Cistercien-
serinnenkloster in H egg back, OA. Bi-
berach, als eine nicht unbedentende Heim-
stätte von mittelalterlicken Gemälden und
Skulpturen genannt. So bei Manch und
Grüneisen: Ulms Knnstleben S. 48 und
S. 52 (1840). Ein ausführlicher Bericht
wurde über die dort befindlichen Tafeln
mit Oelgemälden erstattet von Manch in
den Veröffentlichungen des Vereins für
Kunst und Alterthum in Ulm und Ober-
sckwaben (1844) II. S. 27, woraus wir
bloß entnehmen, daß die 8 Tafeln mit
Gemälden in einem von Abend gegen
Morgen laufenden Korridor des Klosters
sich befanden und zum Wenden eingerichtet
waren, d. h. auf der Vorderseite und
Rückseite bemalt waren. Diese Tafeln
waren 3\'2 Fuß breit (ohne Rahmen)
und 4 Fuß hoch; die Rahmen selbst, 3
Zoll breit, hatten einen starken Ring, ver-
möge dessen dieselben aufgehängt werden
konnten. Diese Gemälde haben ihren Weg
über Buxheim nach Stuttgart gefunden
(cf. Keppler: Die kirchlichen Kunstwerke
und Alterthümer in Württemberg S. 26).
Ein weiterer Bericht wurde in der siebenten
Veröffentlichung (1850) des Ulmer Vereins
ans S. 59 über die gleichen Gegenstände
erstattet, unterzeichnet v. R. (Obrist-
lieutenant von Rath). Derselbe traf aber
diese Objekte schon nicht mehr in Hegg-
bach, sondern in Buxheim bei Memmingen,
wohin sie durch den Grasen von Bassen-
heim gebracht worden waren. In seinem
Bericht kommt der Passus vor: „In einer
am Ende des Kreuzwegs (besser Kreuz-
gangs) daselbst befindlichen schönen, aber
jetzt zur Rumpelkammer dienenden Kapelle
(St. Annakapelle) sieht man mehrere
hier a u s b e w a h r t e gute Schnitz-
werke von Altären, überdieß mehrere
auf beide Seiten bemalte Tafeln rc. All
diese Bilder sollen aus Heggbach bei Bi-
berach herstammen."

Die von mir im Druck hervorgehobenen
Worte beachtete ich früher nicht, und erst
als ich den Bericht in dem letzten Jahre
(1889) wiederum las, erweckten dieselben
meine lebhafte Aufmerksamkeit. Was ist
aus diesen Skulpturen geworden?
Sind dieselben noch in der Kapelle? wenn
nicht, wohin sind sie gekommen? Diese
Fragen drängten sich dem Verfasser um

so mehr ans, als bei seinen Einkäufen in
den Jahren 1859 und 1860 (für die
Pfarrkirche in Mettenberg) mehrere Händler
theils aus der Nähe von Memmingen
theils weiter der Iller abwärts wiederholt
aussagten, daß diese Skulpturen „ans der
Gegend von Memmingen" kommen, ohne
eine genauere Auskunft geben zu können
oder zu wollen. Der Verfasser gewann
dazumal schon den Eindruck, als ob in
der Nähe von Memmingen irgendwo ein
ergiebiger Fundort für mittelalterliche
Gegenstände aufgegangen sein müsse, ohne
den Sachverhalt weiter verfolgen zu können.
Ich hielt jedock dafür, daß vielleicht die
Mühe fick lohnen dürfte, auch jetzt noch,
nach Verflnß von drei Dezennien, weiter
nachznforschen, nachdem meine Aufmerk-
samkeit durch obigen Bericht erweckt wor-
den war.

In Memmingen war nichts zu er-
fragen; hingegen in Buxheim selbst wurde
durch die sehr dankenswerthe Beihilfe des
Herrn H. daselbst eine, man darf sagen,
sichere Spur aufgefunden. Die St. Anna-
kapelle war zwar, wie zu erwarten, leer;
aber es wurde erhoben, daß um die Zeit
1860 sich eine längst gestorbene bedienstete
Frauensperson daselbst notorisch (sie wurde
bald nachher entlassen) aus eigene Faust
mit Handelsgeschäften befaßt habe, wodurch
verschiedene Händler angezogen wurden.
All das mußte etwas ausführlicher gesagt
werden zur Beleuchtung des Sachverhalts.
Es soll damit aber Niemanden zu nahe
getreten werden. Es ist ja bekannt, daß
überall und bis in die jüngste Zeit herein
die höchst unscheinbaren und verwahrlosten
mittelalterlichen Holzskulpturen als ganz
werthlose Sachen behandelt und verschleu-
dert wurden.

Es kann aber keinem Zweifel unter-
liegen, daß auf diesem Weg eine gute
Zahl der vorübergehend in Buxheim,
ursprünglich aber in Heggbach
b efind li ch en Skulpturen in die
Pfarrkirche in Mettenberg über-
siedelt wurden und nunmehr hier einen
festen Platz eingenommen haben.

Hieher gehören nach meinen Aufzeich-
nungen aus den Jahren 1859 und 1860:

Am Choraltar: die Statuen der hl.
Katharina und Barbara und eines Kirchen-
lehrers nebst dem Johannes dem Täufer
 
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