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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 10.1892

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Nr. 1
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Neue kirchliche Wandgemälde
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https://doi.org/10.11588/diglit.15909#0005

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Archiv für christliche Ärmst.

Vrgan des Rottenburger Diözesan-Oereins für christliche Kunst.

Uerausgegeben und redigirt von Professor Dr. Keppler in Tübingen.

Verlag des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins, für deuselben: der Vorstand Professor vr. Reppler.

Mr. i.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährlich für M 2.05 durch die württembergischen (Ji 1.90
im Stuttgarter Bestellbezirk), .«2.20 durch die bayerischen und die Reichspostanstalten,
fl. 1.27 in Oesterreich, Frcs. 3.40 in der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden
auch angenommen von allen Buchhandlungen, sowie gegen Einsendung des Betrags direkt
von der Expedition des „Deutschen Bolksbkatts" in Stuttgart, Urbansstraße 94, zum
Preise von Ji 2. 05 halbjährlich.

Neue kirchliche Wandgemälde.

Nicht ohne Bangen wird man in der
Regel den Auftrag übernehmen, ein fach-
männisches Gutachten abzngeben über eine
vollendete Kirchenrestauration, ans welche
man selbst einen maßgebenden Einfluß
nicht ansznüben vermochte. Gar zu leicht
kommt hier die Pflicht, die Wahrheit 51t
sagen, in schlimme Kollision mit der scho-
nenden Rücksicht ans die betheiligten Künst-
ler, ans Pfarrer und Gemeinde, welche
Opfer gebracht haben. Als Schreiber
dieser Zeilen im August d. I. nach Staff-
langen bei Biberach berufen wurde, um
die in der dortigen Kirche ansgeführten
Wandmalereien zu begutachten, verwan-
delte sich jene Bangigkeit schon beim ersten
Ueberblick über das Geschehene in aufrich-
tige Freude. An dieser Freude möchte ich
auch andere theilnehmen lassen, indem ich
in Beschreibung und Beilage die malerische
Ausstattung der genannten Kirche vorführe.

In Stafslangen befand sich ein Som-
mersitz des Prälaten von Schnssenried,
jetzt Pfarrhaus. Von eben diesem Kloster
wurde auch um die Mitte des vorigen
Jahrhunderts die Kirche gebaut, die mit
ihrem stattlichen Thurm zwischen Chor und
Schiff von einer kleinen Anhöhe ans das
Dorf beherrscht. Sie ist architektonisch
nicht von Bedeutung, ganz nach dem da-
mals üblichen Schema angelegt, ohne aus-
schweifende Formen und ohne Stuckatnr-
verzirnng im Innern. Das Schiff ist
nur wenig breiter als der Chor, weßwegen
die Nebenaltäre an den Chorbogenpfeilern
nicht genügend Platz fanden, sondern schief
gestellt werden mußten. Ueber der dem
Chor vorgebauten Sakristei befindet sich
ein Oratorium, das rechts und links vom
Hochaltar durch zwei Fenster sich in den
Chor öffnet. Die Verhältnisse im Innern
sind gut, die Beleuchtung reich. Während

man im Allgemeinen bei Kirchen dieses
Stiles widerralhen muß, große Summen
ans Plafondbilder zu verwenden, weil sie
wegen der Schwierigkeit der Besichtigung
für Erbauung des Volkes nur wenig zu
leisten vermögen, konnte man in dieser
Kirche sich mit figürlicher Ausstattung des
ebenen Schiff- und Chorplafonds einver-
standen erklären, denn beide sind weder
so niedrig, daß Gruppenbilder drückend
wirken würden, noch so hoch, daß sie dem
Ang nicht mehr leicht erreichbar wären;
überdies bieten die Wände keine geeigneten
Flächen für Kompositionen dar.

Dem Maler stellte sich somit die Auf-
gabe , einmal die Wände von Sckifs und
Chor mit einfacher Dekorationsmalerei zu
bedenken, sodann in die schon gegebenen,
mit starken Stnckrahmen umzogenen Felder
des Plafonds geeignete Gruppenbilder hin-
ein zu komponiren. Die Ausstattung der
Wände ist einfach; leichte, wenig gegen
einander abgestnfte Töne, meist grau und
gelblich; die Fensterlaibungen sind mit
gelblichen Feldern ans einem grauen Grnnd-
ton ausgelegt und ans der Wandfläche mit
plastisch gemalten Zopfnmrahmnngen, un-
ten mit konsolenartigem Ornament ver-
sehen. Diese Umsäumung wäre wohl besser
weggeblieben, weil immerhin ans Täuschung
berechnet, und weil schließlich doch unfähig,
die Täuschung bis zur Illusion zu steigern.
Zwischen den Fenstern sind Felder ans-
gespart, die dann mit Oelgemälden oder
Skulpturen besetzt wurden; daß diese Fel-
der aber unten nicht in der Linie der
Fensterbänke abschließen, fällt auf. Die
untern Wandpartieen, fast bis zur Fenster-
höhe, hätten wir entschieden dunkler ge-
halten gewünscht; auch die Farbenausstat-
tnng bedarf eines starken Sockels, der das
Ganze trägt und das Gewoge der Farben
zur Ruhe kommen läßt. Ueberhanpt hätten
 
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