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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 10.1892

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Nr. 2
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Probst, Josef: Einblick in die mittelalterliche Gemäldesammlung des Domdekans v. Hirscher in Freiburg, [2]
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Die neue Bonifatiuskirche in Mainz
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https://doi.org/10.11588/diglit.15909#0023

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18

sich Hirscher bediente, worauf wir schon in
Dr. Hofelcks „Diözesanarchiv" 1889 Nr. 5
hingewiesen haben. Sehr wahrscheinlich
sind aber auch die Gemälde durch die gleiche
Vermittlung wenigstens zu einem großen
Theil in Hirschers Sammlung gelangt,
wodurch sich der spezifisch, oder wenigstens
vorherrschend, oberschwäbische Charakter der-
selben ganz ungezwungen erklären würde.

Aus allem möchte sich ergeben, daß die
künstlerische Vergangenheit Oberschwa-
bens viel reicher war, als die heutzutage
uoch daselbst vorfindlichen Werke ahnen
lassen. Ein Blick in das Verzeichnis; der
ehemaligen Ausstattung der Pfarrkirche und
der Kapellen der einzigen Reichsstadt B i -
b er ach (cf. „Freiburger Diözesanarchiv"
1889) bestätigt diese Annahme vollständig.

Sollten sich nun nicht Mittel und Wege
finden lassen, um wenigstens durch Photo-
graph i s ch e Auf n a h m e n, zu denen die
Direktionen der Sammlungen ohne Zweifel
willig die Erlaubniß geben würden, die in
der Heimath selbst entstandenen Lücken zu
ersetzen? Ein photographisches Al-
bum von Werken oberschwäbischer Male-
reien und Skulpturen oder Werken der
Goldschmiedknnst und des Holzschnitts rc.
nach und nach anzulegen, würde für die
oberschwäbischen Städte keinen namhaften
Aufwand erfordern. Gegenseitiger Aus-
tausch der Abdrücke und käufliche Ueber-
tassung derselben an Private, die sich da-
für interessiren, würde die Kosten noch
wesentlich vermindern. Aber auch tnanche
der uoch in den benachbarten abgelegenen
Landkircheie und Kapellen vorhandenen
Statuen und Gemälde würden einer photo-
graphischen Aufnahme recht wohl würdig
sein. Der Zweck, den das Werk von Pro-
fessor Keppler mit vieler Mühe äugestrebt
hat, würde hierdurch erst ganz erreicht wer-
den können.

Die neue Bonifatiuskirche in Mainz.

Am 29. Juni 1891 wurde der Grund-
stein gelegt und vom Bischof Leopold Hafsuer
eingeweiht für eine neue Kirche im Garten-
feld, einer nenentstandenen Vorstadt von Mainz,
die hauptsächlich von Fabrikarbeitern bewohnt
ist. Das große Werk war mit aller Vor-
sicht und Klugheit eingeleitet worden und
geht jetzt seiner Vollendung entgegen. Schon
1879 konstitnirte sich der Kirchenbanverein und

seinem stillen, unverdrossenen Wirken ist es
zu danken, daß im Jahr 1889, nachdem die
Bürgermeisterei Mainz einen Bauplatz un-
entgeltlich zur Verfügung gestellt hatte, ein
Preisausschreiben für einen Kirchenban mit
Nebenanlagen erlassen werden konnte. Das
Programm für diesen Ban oder die Bau-
gruppe ist vortrefflich entworfen und kann
der Nachachtnng für analoge Fälle empfohlen
werden. Die Grund gelegte Bausnmme
beträgt 400 000 M. Außer der Kirche sollte
in den verfügbaren Platz eingeordnet werden:
eine Sakristei, ein Katechismnssaal mit ca.
150 Sitzplätzen, eine Pfarrwohnnng und
Küsterwohnnng, — alles möglichst stilein-
heitlich mit der Kirche gehalten und in
Haustein ansgeführt. Speziell für die Kirche
wurde vorgeschriebe,: ein Chorraum von mäßi-
gen Verhältnissen, ein Langhaus mit ein-
heitlichen: und übersichtlichen: Raun: für 800
Personen und 500 Sitzplätzen, und ein Thurm,
dessen Stellung dem Ermessen des Architekten
überlassen blieb. Es wurden drei Preise von
3000, 2000, 1000 M. ausgesetzt. Von den
34 Projekten, die einliefen, banden sich manche
nicht an die sixirte Bansnmme. Für die
Ausführung wählte man den mit den: zwei-
ten Preis bedachten Entwurf des Architekt
S tri gl er ans Mainz.

Man kann an diesen: Entwurf in der That
seine Freude haben; der verfügbare Platz ist
vortrefflich ausgenützt; die vorgeschriebenen
Bauten sind zu einer iinposanten und zweck-
mäßig angeordneten Gruppe zusammengefügt
in der Weise, daß die Kirche für sich steht
und wirkt und doch an der Chorseite in die
wünschenöwerthe Verbindung nüt den An-
bauten gesetzt ist; der Thurm baut sich west-
lich vor, was desw'egen berechtigt erscheint,
weil eine Verlängerung derKirche ausgeschlossen
ist. Der Stil ist der des 14. Jahrhunderts,
reich, aber ohne Prunk und Verschwendung
gehandhabt. Die innere Raumeinheit ist
gewahrt; ein Langhaus von 28 m Länge
und über 11 in Breite bietet für obige Seelen-
zahl genügenden Platz; dabei erfährt aber
der Ban eine wirksame architektonische Be-
reicherung und der Jnnenranm eine höchst
willkommene Erweiterung durch beiderseits
unter niedrigem Pultdach angeschiftete Seiten-
schiffe, welche die Seitengänge anfnehmen,
zugleich aber durch stark eingezogene Streben
beiderseits in je fünf Kapellen für Neben-
altäre, Beichtstühle, Taufsteine rc. getheilt
sind. So ward eine Dreischiffigkeit mit allen
ihren Vortheilen, aber ohne ihre Nachtheile,
erzielt. Wir billigen diese Anlage vollkom-
men; wo es möglich ist, der ganzen Geineinde
ihre Plätze in: Mittelschiff anznweisen und
den freien Blick ans Kanzel und Altar zu
 
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