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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 10.1892

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Nr. 3
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Der Kirchenbau von Schwenningen
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Phantastische scherz- und boshafte Gebilde mittelalterlicher Kunst, [12]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15909#0029

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24

b. Sitzplätze im Schiff für Er-
wachsene .380

Sitzplätze im Schiff für

Kinder.90

Sitzplätze im Chor für Er-
wachsene . 10

Sänger auf der Empore . 24

zusammen Erwachsene 420

Kinder 90

Außerdem können im Bedürfnißfall spä-
ter noch zu beiden Seiten der Orgel für
00 Personen Plätze gewonnen werden.

Gesammtsnmme der Baukosten: circa
80 000 Mark.

Wer diesen Ausführungen mit Aufmerk-
samkeit gefolgt ist und sich an der Hand
der Beilage in den Entwurf einstudirt hat,
der wird unsere Freude über die glückliche
Lösung einer schwierigen Kirchenbausrage,
zunächst ans dem Papier, gewiß theilen. !
Er wird dem Plan das Zeugnis; nicht j
verweigern, daß er ans Einem Guß ist,
das Produkt nicht eines geistesarmen Ko - |
pirens, welches Glieder und Elemente
aus allen Ländern und Bauten zusammen-
liest und an einander schiebt, sondern geist- i
vollen, schöpferischens Konstruirens, das
frei in den Bahnen der alten Meister
wandelt. Daher auch der erfrischende und
erquickende Eindruck dieses Baues, so völlig
verschieden von der anödenden und abstoßeu- !
den Wirkung so mancher modern gothischer ]
Bauten, bei welchen elende Flitter von i
Dekoration kümmerlich die Schwächen der
Konstruktion decken. Der Architekt, der in
solcher Weise Sparsamkeit mit imposanter
Kraft, Beschränkung auf das konstruktiv
Nothwendige und Verzicht aus alles ent-
behrliche Ornament mit bedeutender archi-
tektonischer Wirkung und streng kirchlichem
Charakter zu verbinden weiß, ist eben der
Baumeister, dessen wir in der Gegenwart
bedürfen; sein Stil verdient Nachachtuug
und wird der kirchliche Baustil der Zu-
kunft werden müssen. Möge mit Gottes
Hilfe der Ban, wie er im Gedanken und
Bild glücklich erstanden, so nun auch in
steinerner Wirklichkeit glücklich und ohne
störenden Zwischenfall vollendet werden —
ein Denkmal des Glaubens und der jungen
Gemeinde ein Hort und eine Heimat! -

phantastische, scherz- und boshafte
Gebilde mittelalterlicher Runst.

Von Stadtpfarrer Eug. K e p p l e r in Frendenstadt.

(Fortsetzung.)

Zn den satyrischen Schilderungen ans
dem gewöhnlichen Leben gehören auch die
ans dem Kreis gewisser Handwerker. Nur
sind sie viel zahmer als die vorigen. Es
sind oft Genrebildchen ohne deutlichen
satyrischen Beigesckmack. Und doch standen
gewisse Handwerker im denkbar übelsten
Geruch und wurden (wie der Müller, der
Bäcker) in den voltsthümlichen Literatur-
erzeugnissen als Diebe und Betrüger an
den Pranger gestellt. Aber den Miß-
bräuchen, deren man sie beschuldigte, konnte
mit den Mitteln, über welche die darstellende
Ktinst verfügte, nicht leicht beigekommen
werden. Deshalb sind unmittelbare An-
spielungen ans dieselben in Skulptur und
Zeichnung selten. Airs der Bilderreihe der
früheren Chorstühle zu Corbeil war die
Broterzetigung in ihrem ganzen Verlaus
zu seheu: vou der Arbeit des Schnitters
an bis zum Augenblick, da der Bäcker
sich anschickt, den Ofen zu leeren. —
Unter den beständig vom Spott Verfolgten
waren die Weinverkäufer und Schank-
wirthe. Den letztereit wurde uachgesagt,
daß sie schlechten Wein und schlechtes Maß
führen und deit Zechern, wenn sie kein
Geld haben, auf Pfand hin zu trinken
geben. In Corbeil war der Wirth dar-
gestellt als ein Mann, der ein Fäßchen
ans einem Karren vor sich herschiebt. Die
gewichtige Miene, mit welcher er dies be-
sorgt, läßt vermuthen, daß Wein in dem
Fäßchen ist. Ein Glas und ein Schank-
gefäß, die über ihm an der Wand zu
seheu, bezeichnen den Einzelverkauf. —
Auch die Bierwirthin blieb nicht vergessen.
Manch ein mittelalterliches Denkmal zeigt
ihr Bild. Es ziert z. B. eine Sitz-
tonsole am Ehorgestühl zu Wellinborongh
(Northampton), wo sie aus einem Krug
Bier iu ein Glas gießt, um eS einem
Bauer zu reichen, der durch eine Hand-
bewegnng nach dem Kopf andentet, wie
heiß es ihm ist. Eine andere Sitzkousole
in der Pfarrkirche zu Ludlow zeigt einen
Zapfenwirth, welcher mit schlauem Augen-
blinzeln dem Hahnen den Krug unterhält,
der fast so groß ist als das Fäßchen selbst.
 
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