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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 10.1892

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Nr. 4
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Pfitzer, Anton: Zwei Wandgemälde in der Heiligkreuzkirche zu Schwäbisch-Gmünd
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https://doi.org/10.11588/diglit.15909#0036

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Archiv für christliche Nullst.

Organ des Rottenburger Diözesan-Oereins für christliche Kunst.

peransgegeben und redigirt von Professor Dr. Aeppler in Tübingen.

Verlag des Rottenburger Diözefan-Annftvereins, für denselben: der Vorstand Professor 0r, Reppler.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährlich für M. 2.05 durch die württembergischen (M 1.90
im Stuttgarter Bestellbezirk). ,M 2.20 durch die bayerischen und die Reichspostanstalten,

I» . fl. 1.27 in Oesterreich. Frcs. 3.40 in der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden tQoo

ZJ-* auch angenommen von allen Buchhandlungen, sowie gegen Einsendung des Betrags direkt i' )^/ _•
von der Expedition des „Deutschen Volksblatts^ in Stuttgart, Urbansstraße *94, zum
Preise von JL 2. 05 halbjährlich.

(ywei Mandgemälde in der Lseilig-
krenzkirche zu ^»chwäbisch-Gmünd.

Von Stadtpfarrer P fitz er in Gmünd.

Den frühesten ornamentalen Schmuck der
an Kunst und Schönheit im Lande einzig
dastehenden Heiligkreuzkirche zu Gmünd
bildete die plastische Darstellung des
hl. Grabes. Dasselbe befindet sich in
der mittleren der elf Chorkapellen und ge-
hört unbestreitbar den letzten Dezennien
des 14. Jahrhunderts an. Das den im-
mensen Dimensionen des ganzen Gebätldes
entsprechende kolossale Bild des im Grabe
ruhenden Heilandes ist durch Meißel und
Schlegel aus Einem mächtigen Steinklotz
heransgearbeitet. Im Hintergründe des
Sarkophags stehen drei trauernde Frauen
von edelster Gestalt mit Salbgesässen;
zu Füßen und zu Hänpten befindet
sich je ein Engel, während im Vorder-
gründe am Rande des Grabes die das
Grab bewacheil sollenden, aber vom
Schlafe befallenen Krieger ihren Platz
haben.

Dieses großartige plastische Erstlings-
werk der kirchlichen Ausstattung hatte aber
von Mitte des 17. Jahrhunderts an ein
eigenes Schicksal. Durch ein großes, die
Auferstehung des Herrn darstellendes Lein-
Wandgemälde, welches die ganze Kapelle
deckte, war das hl. Grab selbst, gerade
200 Jahre hindurch, jedem Auge entzogen.
Nur die Karwoche über war das Anf-
erstehnngsgemälde so in die Höhe gezogen,
daß es die Stelle der oberen Lncida ein-
nahm und die Kapelle mit ihrem Balken-
gerüste sichtbar machte. In der Kapelle
war nämlich eine dreimal gebrochene Stiege
angebracht, welche bis zur Spitze des Ge-
wölbes führte. Hier ans diesem erhöhten
Standort wurde die große Monstranz mit
dem Allerheiligsten aufgestellt. Wie die-

selbe von dieser Höhe ans über den Hoch-
altar hinweg das ganze Mittelschiff über-
schaute, so sollte sie auch von dem äußer-
sten Westende der Kirche gesehen werden
können.

Der Gedanke war wohl gut gemeint,
aber seine Realisirnng geschah aus Kosten
eines edlen Schmucks der Kirche. Bei der
in deit fünfziger Jahren unternommenen
Restauration im Innern der Kirche wurde
auch mit der genannten Eingerüstnng
tabula ra^a gemacht. Da fanden sich
denn auch an den beiden Seitenwänden
der Kapelle zwei Wandgemälde, welcbe
alsbald die größte Aufmerksamkeit ans sich
zogen. Aber die Freude über den so er-
freulichen Fund wurde, je mehr das massen-
hafte Gebälk entfernt wurde, um so mehr
getrübt. Beim Wiedereintritt des Lichtes
in die Kapelle zeigten sich sofort die enor-
men Schäden, welche diese Malereien durch
die genannte Karfreitagsansstattnng er-
litten hatten. Wie auch sonst oft an und
in der Kirche war der „Zopf" mit scho-
nungsloser Weise eingezogen. Nicht waren
die Balken ans einander gestellt, sondern
zum großen Theil nur zwischen die beiden
Seitenwände der Kapelle beziehungsweise
deren Gemälde hineingespannt. Durch diese-
rücksichtslose Behandlung waren letztere
anss tiefste beschädigt worden. Das Bild
des hl. Johannes und des rechten Schä-
chers war geradezu um den Kops gekom-
men. So handelte eö sich bei diesen höchst
interessanten Malereien um Sein oder
Nichtsein, ob sie sollten einfach auch ab-
gerieben werden, oder ob man einen Ver-
such machen sollte, sie wieder in ihrer
ursprünglichen Gestalt herzustellen. Letz-
teres ist, uild sicherlich zur Freude aller
Freunde nicht nur des herrlichen Gottes-
hauses, sondern der christlichen Kunst ge-
schehen. Im Jahre 1864 wurden die
 
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