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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 10.1892

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Nr. 4
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Pfitzer, Anton: Zwei Wandgemälde in der Heiligkreuzkirche zu Schwäbisch-Gmünd
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https://doi.org/10.11588/diglit.15909#0038
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31 —

ausdrückeudeu Hände ein ergreifendes Bild
bietet. Will man diese edle Gruppe deuten,
so kann man nur denken au die drei Frauen
bei Johannes 19, 25 u. 26: „Es standen
aber bei dem Kreuze Jesu seine Mutter,
und die Schwe-
ster seinerMut-
ter, Maria, die
Frau des Cleo-
phas, u. Maria
Magdalena."

Wendet man
seinen Blick auf
die Gestalt der
zuni Gekreuzig-
ten anfblicken-
deu, mit tief-
stem Schmerze
ringenden Mut-
ter und auf das
zu ihr sich wen-
dende erster-
bende Auge des
göttlichen Soh-
nes, so ist es,
als hörte mau
das letzte Ver-
mächtuiß des
Sterbenden:

„Weib, siehe
deinen Sohn!

Sohn, siehe
deine Mutter!"

Dieser Gruppe
entspricht die
unter dem lin-
ken Arme des
Gekreuzigten.

Hier steht im
Vordergründe
der Lieblings-
jüngerd. Herrn.

Wie schon aus
seiner ganzen
Gestalt, ist er
noch besonders
erkennbar an
dem Evange-
lienbuch in seiner Linken; die Rechte legt
er auf die Brust, wie betheuernd, daß er
den letzten Willen seines Herrn und Mei-
sters gewissenhaft vollziehen und das letzte
Vermächtnis^ alle Tage feines Lebens in
Ehren halten werde. Zu seiner Seite

stehen drei Krieger: int Vordergrund in
ganzer Figur der heidnische Hauptmanu
in voller Rüstung mit dem Schwerte au
der Seite, dem Panzer um die Brust und
dem Helme auf beut Haupte. Ergriffen ob

all des Geschau-
ten und nutet'
dem Kreuze Er-
lebten blickt er
voll heiligen
Ernstes zu dein
Gekreuzigten
ans, laut und os-
feu bekennend:
„Wahrlich, die-
ser Mensch war
Gottes Sohn."
Matth. 27, 54.

Auf dem Bo-
den am Fuße des
Kreuzes hocken
drei Burschen,
als episodisches
Beiwerk in klei-
nerem Maßstab
gehalten; sie
würfeln über
das Gewand
des Herrn, sind
aber schon mit
einander in hef-
tigen Streit ge-
rathen. Sie
raufeit sich uit-
ter einander,
und der Mitt-
lere hat seinen
Kameraden zur
Linken bereits
mit Schopf er-
faßt und schlägt
mit geballter
Faust auf dcn-
selben los.

Dieser Rauf-
scene unten aut
Fuße des Kreu-
zes etttspricht
über dem Querbalken der Kampf eines
Engels des Lichtes mit flammendem Schwert
gegen ben Fürsten der Finsterniß; der letz-
tere hat aber schon mit seinem eiltet' Ofeu-
gabel ähnlichen Neptnitischen Dreizack die
Flttcht ergriffen.
 
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