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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 10.1892

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Nr. 4
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Donauwörther Heiligebildchen
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Donauwörther Heiligebildchen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15909#0046

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nicht als kirchlich-künstlerischer Kanon, sondern
als reines Privatunternehmen eines Einzelnen
anzusehen. Für Würdigung und Erklärung
der Athos - Malereien bleibt es natürlich
immerhin von Werth.

Der dritte Abschnitt befaßt sich mit den
Miniaturmalereien, mit welchen ein
ziemlicher Theil der 1100—1200 griechischen
Handschriften geschmückt ist, die in den
Klöstern des Athos sich erhalten haben. Die
Anfänge dieser Buch-Malerei reichen ins
10. Jahrhundert zurück; ihre Blüthezeit, eine
Zeit frischen unb reichen Bildens und Schaffens
und lebendigen Sinnes für Formenschönheit
und Farbenpracht, fällt ins 11. und 12. Jahr-
hundert; im 13. und 14. Jahrhundert sinkt
sie langsam von dieser Höhe herab und erlahmt
ihre Produktivität. So ergänzen sich ans
Athos Miniatur- unb Wandmalerei; die
erstere geht der letzteren voran, und als
erstere müde zu werden begann, setzte die
letztere mit voller Kraft ein. In den Objekten
der Darstellung begegnen sich natürlich beide
und auch in der Darstellungsweise sind sie
nahe verwandt.

Der vierte Abschnitt verfolgt die nicht inö
Wesen greifenden Aenderungen im Knnstleben
der Athosklöster, welche sich als Folgen der
im 15. Jahrhundert eingetretenen Umschließung
des Athos durch das Türkenreich ergaben,
das Hereinspielen der türkischen Kunst unb
die spärlichen Einflüsse abendländischer und
russischer Kunst. Nur wenige italienische
Spuren sind zu entdecken. Ans Deutschland,
nämlich aus Dresden, stammt der 1669 ge-
fertigte Kronleuchter mit 84 Lichtern in der
Kirche von 5£tju Pawln. Im 19. Jahrhundert
rückt das Abendland dem Athos wieder näher
durch die Befreiung Griechenlands, und steigert
sich besonders der Einfluß Rußlands, welches
allein gewillt ist, dem Athos reiche Mittel
zuzuwenden. Die Architektur des Kloster-
baues und Kirchenbaues bleibt auch jetzt noch
im Wesentlichen in den alten Formen, wie
die jüngste Kirche von Aiju Pawln von 1845
beweist. Die Tafelmalerei wird auf Athos
noch sehr viel geübt, denn sie hat nicht nur
dem aus der Liturgie sich ergebenden Bilder-
bedars des Landes zu genügen, sondern auch
der starken Nachfrage seitens der Pilger,
namentlich der Russen, deren Wallfahrtsweg
nach Jerusalem immer auch über Athos führt,
lieber handwerksmäßige Reproduktionen,welche
die Mehrzahl bilden, streben hinaus die schönen
Leistungen der Joasaph-Brüder, welche sich
nach ihrem 1882 verstorbenen Meister be-
nennen. Die Oelmalerei hat nun auch in
Athos ihren Einzug gehalten, und der Cha-
rakter der alten Typen hat sich infolge starker
und etwas nrtheilsloser Nachahmung fremder

Kunstwerke ziemlich verloren. Die Fresko-
malerei ist im Lande fast ganz erstorben.
Dagegen kam in neuerer Zeit die Kunst des
Kupferstichs zu merkwürdiger Pflege und
Blüthe, und sie deckt jetzt das Hanptbedürfniß
an wohlfeilen Heiligenbildern für die Privat-
wohnungen und für die Pilger, sowie an
Ansichten von den einzelnen Klöstern, kann
aber mit den Erzeugnissen ihrer abendländischen
Schwester sich nicht messen. Im Ganzen zeigt
die Athosknnst der Gegenwart „ein ruheloses
Wesen, ein stetes Schwanken inmitten ein-
heimisch-byzantinischer, modern-russischer und
abendländischer Anregungen" (S. 263).

Der Anhang gibt zuerst eine Uebersicht
über die gestammte Athosliteratur, dann ein
Verzeichniß aller kirchlichen Gemäldecyklen,
endlich eine chronologische Anfsührnng aller
im Text besprochenen Kunstwerke. Ein genaues
Register erleichtert den Zweck des Buches.

Diese Zeilen werden wohl ihren Zweck
nicht verfehlen, aufmerksam zu machen ans
den höchst interessanten und reichen Inhalt
dieses schönen Buches und ihm Freunde zu
gewinnen. Seine Lektüre ist ein wahrer
Genuß, weil der Verfasser mit vollster Sach-
kenntniß und gründlicher Erörterung Eleganz
und Feinheit der Form 311 verbinden weiß,
und namentlich, weil seine Darstellung durch-
wärmt und durchglänzt ist von edler Pietät
und erleuchtetem Sinn für das Wesen christ-
licher Kunst.

Donauwörther Heiligenbildchen.

Im verflossenen Herbst erhielten die Geistlichen
Süddeutschlands, vielleicht ganz Deutschlands,
von der Buchhandlung von L. Aner in Donan-
wörth eine Ansichtssendung von Heiligeubildchen,
welche sich mit der gedruckten Entschuldigung ein-
fiihrte, das; es sich hier „um etwas ganz Außer-
ordentliches handle". Es werde beabsichtigt die
„Herausgabe von thatsächlich hübschen, in Kom-
position wie in Ausführung fein durchdachten,
ganz eigenartigen Heiligenbildchen". „Dabei leitet
uns das Bestreben, der von falsch- und ungläu-
bigen Spekulanten ausgehenden Schnndivaare die
Spitze zu bieten und der Ehre Gottes und der
Heiligen durch würdige Darstellungen zu dienen."
Keine Mühe und kein Opfer sei gescheut worden,
in der zuversichtlichen Hoffnung, daß das zeit-
gemäße, aber sehr kostspielige Unternehmen all-
seitig Würdigung, eifrigste Unterstützung und
Förderung sinde. Noch wird beigefügt, daß die
dem Unternehmen zu Grund liegende Idee so-
wohl, als auch die Art und Weise der Durch-
führung und namentlich auch der verhältnißmäßig
billige Verkaufspreis ungeteilten Beifall von Seite
vieler Fach- und Kunstverständigen geistlichen und
weltlichen Standes gefunden habe.

Wir haben die Frage der religiösen Bilder
für Schule und Haus, für Kinder und Erwachsene
in unserem „Archiv" (Jahrgang 1890, Nr. 5 ff.)
gründlich und ausführlich besprochen, dabei ans
 
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