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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 10.1892

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Nr. 6
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Probst, Josef: Ueberblick über die aus Oberschwaben gebürtigen Künstler des achtzehnten Jahrhunderts, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15909#0057

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Archiv für christliche Ärmst.

(Organ des Rottenburger Diözesan-Oereins für christliche Kunst.

perausgegeben und redigirt von Professor Or. Aeppler in Tübingen.

Verlag des Rottenburger Diözesan-Runstvereins, für denselben: der Vorstand Professor Dr. Reppler

Erscheint monatlich einmal. Halbjährlich für M. 2.05 durch die württembergischen (J6.1.90
im Stuttgarter Bestellbezirk), ^E2.20 durch die bayerischen und die Reichspostanstalten,

JÄ-«» /C" fl. 1.27 in Oesterreich, Frcs. 3.40 in der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden

O» auch augeuommeu von allen Buchhandlungen, sowie gegen Einsendung des Betrags direkt -»

von der Expedition des „Deutschen Volksblatts" in Stuttgart, Urbansstraße 94, zum
Preise von Ji 2. 05 halbjährlich.

lleberblicf über die aus 0ber-
schwabeii gebürtigen Künstler des
achtzehnten Jahrhunderts.

Von Pfarrer vr. Probst in Estendorf.

Nachdem die Leiden und Erschöpfungen
des dreißigjährigen Krieges einigermaßeil
überwunden waren, begann im südlichen
Deutschland eine Thätigkeit ans dem Ge-
biete der bildenden Kunst, die sich, wenig-
stens was den Eifer und Aufwand der
Mittel anbelangt, mit jeder der andern vor-
angegangenen Perioden messen kann. Das
Stift Kempten gieng in der oberschwäbischen
Gegend mit einem Neubau voran, dem
dann im achtzehnten Jahrhundert in wei-
tem Umkreise zahlreiche Bauten folgten.

Wir beabsichtigen nun, die Erinnerung
auf eine stattliche Anzahl von Künstlern
hinznlenken, die auf oberschwäbischem
Boden geboren und mehr oder weniger
herangebildet wurden. Dieselben verließen
allerdings meist, und gerade die bedeutend-
sten, die engere Heimat schon frühzeitig
und bürgerten sich in auswärtigen Gauen
Deutschlands ein; allein das war in jener
Zeit allgemeine Regel. Im fünfzehnten
Jahrhundert hielten die Meister in der
Heimat mit wenigen Ausnahmen treu aus
(die wichtigste Ausnahme ist Stephan Lochner
von Meersburg); im achtzehnten aber
scheint die engere Heimat den fesselnden
Reiz verloren zu haben. Um so mehr ist
es angezeigt, einen Ueberblick über die
tüchtigsten Persönlichkeiten dieses Zeitalters
zu geben, ans welche Oberschwaben die
unveräußerlichen Rechte der Gebnrtsstätte
besitzt.

Selbstverständlich enthalten wir uns
einer eigenen Würdigung dieser Männer;
es wäre aber auch ungenügend, selbst bei
den bedeutenderen Männern, die sich einen
Platz in der Kunstgeschichte dauernd er-

worben haben, bloß die Namen und Ge-
burtsorte anznführen. Um so mehr Werth
ist aber zu legen auf die Urtheile, welche
in den Werken der Kunstgeschichte von
berufenen Männern niedergelegt sind. Wir
stützen uns dabei hauptsächlich ans Wolt-
mann und Wörmann (1888), Falke(1888),
v. Lützow (1891), Janitschek (1890) und
andere, denen ein sachliches und unbe-
fangenes Urtheil zuzutrauen ist. Bei den
weniger Hervorragenden beziehen wir uns
ans das Verzeichniß, welches in dem Werk:
Königreich Württemberg 1884 gegeben ist.

1) Johann Melch iorDinglinger,
geb. in Biberach 1664, f 1731 in
Dresden (ck Falke: Geschichte des deutschen
Knnstgewerbes, S. 174 und folgende).

In der Zeit, als dw--Könige August II.
und III. die berühmte Gemäldegalerie in
Dresden gründeten und das grüne Ge-
wölbe daselbst mit Knnstschätzen füllten,
entsandte auch die Reichsstadt Biberach in
Oberschwaben dorthin einen Mann, der in
ihren Mauern das Tageslicht erblickt hatte.
„Gegen Ende des 17. und im Anfang des
18. Jahrhunderts war es vor allen andern
Johann Melchior Dinglinger, der sich mit
den kostbaren Arbeiten in Edelsteinen und
Halbedelsteinen, ans Krystall, Achat, Onyx,
Carneol, Topas rc. einen großen Namen
machte. Geboren zu Biberach in Schwaben,
lernte er zuerst in Augsburg und bildete
sich dann weiter in Paris unter Aved ans.
Seine durch mehrere Jahrzehnte dauernde
Thätigkeit in Dresden scheint schon vor
dem Jahre 1694, noch unter dem Chnr-
fürsten Johann Georg IV. begonnen zu
haben. Hauptsächlich fällt sie aber in die
Regierung des Pracht itnb Kunst liebenden
Königs August des Starken, der an den
Künsten Dingliugers so besonderes Wohl-
gefallen fand, daß heute noch zahlreiche
Arbeiten seiner Hand die Zierden der säch-
 
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