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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 10.1892

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Nr. 6
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Probst, Josef: Ueberblick über die aus Oberschwaben gebürtigen Künstler des achtzehnten Jahrhunderts, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15909#0059

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51

Thiere der Wilduiß, nicht nur Hirsche,
Rehe, Steinböcke, Wildschweine, Gemsen,
Bären, Luchse und andere jagdbare Thiere
des Nordens, sondern auch Löwen und
Tiger, Panther, Elefanten, Nilpferde,
Rhinocerofse und alle übrigen Thiere des
Südens. Jagend oder gejagt, in stolzer
Ruhe oder in den verschiedensten Affekten
stellt er sie dar. Was er ansdrücken will,
liebt er durch erläuternde Ueberschriften in
deutscher, lateinischer und französischer
Sprache, manchmal in Prosa, öfter in
Versen auszudrücken. Sein Gesammtwerk
stellt sich, abgesehen von seinem mehr in
der Lebendigkeit der Gesammtanfsassnng,
als in der Feinheit des Einzelnen be-
ruhenden künstlerischen Werth, einerseits
als treuer praktischer Rathgeber für Jäger
und Reiter, andererseits als großartiger
zoologischer Anschauungsunterricht für die
ganze Welt dar. Daß er sich auch Dar-
stellungen des Erdenparadieses nicht hat
entgehen lassen, versteht sich dabei von
selbst. Die „Erschaffung des Menschen"
in seiner aus 12 Blätteru bestehenden
Paradiesesfolge gehört zu den poesievollsten
und malerischesten Vorstellungen dieser Art.
Im übrigen ist es schwer, ans der Fülle
seiner oft mit besonderem Titel in Heften
oder in Buchform erschienenen Folgen Ein-
zelnes hervorzuheben. Genannt seien noch:
„Die Fürstenjagdlust", Augsburg 1729;
die Parforcejagd des Hirsches; die Ab-
bildung der jagdbaren Thiere mit ange-
fügten Fährten und Spuren; die Be-
trachtung der wilden Thiere. Ferner:
Die neue Reitkunst; die neue Reit-
schule; Kämpfe reißender Thiere und
die lehrreichen Fabeln, Augsburg 1740."
(Woltmann.)

3) A u t ü n F r a n z M a u l p e r t s ch
(Jauitschek: Gesch. der deutschen Malerei,
S. 561; Woltmaun-Wörmann 1. c. III.
S. 1012; Lübke: Gesch. der deutschen
Kunst, S. 843) von Langenargen am
Bodensee, geb. 1724, ch in Wien 1 796.

Er war meist als Wandmaler thätig;
seine Hauptwerke sind die Fresken der
Piaristenkirche zu Wien, in welcher der
Einfluß Tiepolos in günstiger Weise merk-
bar ist (Jauitschek). Ueberdies findet man
eine erstaunliche Zahl seiner mit grösst
ter Handfertigkeit hingeworfenen Fres-
ken in Oesterreich und Ungarn, so in der

Bibliothek deö Stifters Strahos zu Prag,
in der Pfarrkirche zu Schwechat, in
der Piaristenkirche zu Nicolsburg, in
dem großen Staatssaal im Schlosse zu
Kremsier, in der Jesnitenkirche zu Ko-
ni orn, in der Kathedrale zu Waitzen,
in der Residenz zu Innsbruck n. s. w.
(Lübke). Eine sehr günstige Benrtheilung
wird ihm gu Theil durch v. Lützow in
seiner Geschichte der kaiserl. königl. Aka-
demie der bildenden Künste S. 35. Er
hebt hervor: „daß die zahlreichen Altar-
blätter und Gewölbemalereien des genialen
Schwaben, wie seine brillanten Fresken in
der Piaristenkirche zu Wien, an venezia-
nischen Schwung und Farbenglnth erinnern"
(Woltmann-Wörmann).

4) Joachim Franz Beich (Wolt-
mann-Wörmann I. c. III., S. 886), geb. in
Ravensburg 1665, ch in München 1748.

„Der eigentliche Münchner Land sch a fks-
maler im ausgehenden 17. und beginnen-
den 18. Jahrhundert war der mit seinem
Vater Daniel Beich von Ravensburg nach
München übergesiedelte Joachim Franz
Beich. Nachdem er den ersten Unterricht
bei seinem Vater genossen, bildete er sich
später in Italien durch das Studium
Salvator Rosa's weiter. Seine durch ihre
Lichtwirkungen ausgezeichneten Landschaften
stehen im Ganzen denen des Landschafters
Agricola (geb. zu Negensburg) uahe, sind
aber größer im Wurf und breiter in der
Pinselsührnng. Für den Bürgersaal in
München malte er zwölf Ansichten baye-
rischer Wallfahrtsorte, für den chur-
bayerischen Hof elf Schlachtenbilder. Land-
schaften seiner bekannten Art sieht man in
der kaiserlichen Galerie Lichtenstein zu
Wien, in der Münchener Pinakothek, in
der Schleißheimer, Augsburger und Bam-
berger Galerie, in den öffentlichen Samm-
lungen zu Brannschweig, Mannheim, Stutt-
gart n. s. w. Geschätzt sind auch seine
Radirungen." (Woltmann-Wörmann.)

Außer diesen vier talentvollen und streb-
samen Männern, welchen die Heimat bald
zu enge wurde, blieben auch nicht wenige,
besonders Maler, in der Heimat zurück.
Sie waren freilich ganz Kinder ihrer Zeit
und in ihrer Weise thätig. Wir nennen
nur kurz: Joseph E sp e r l in, geb. 1707
in Jngoldingen, OA. Waldsee; er malte
in den Kirchen von Biberach, Mittel-
 
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