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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 10.1892

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Nr. 7
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Das Kloster Kirchheim im Ries und seine Kunstschätze, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15909#0065

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Archiv für christliche Ruiist.

Organ des Rottenburger Diözefan-Vereins für christliche Kunst.

Lferausgegeben und redigirt von Professor 0r. Reppler in Tübingen.

Verlag des Rottenbnrger Diözesan-Aunftvereins, für denselben: der Vorstand Professor 0r. Aeppler.

7-

Erscheint monatlich einmal. Halbjährlich für Jh 2.05 durch die wnrttembergischen {Jl. 1.90
im Stuttgarter Bestellbezirk), ^2.20 durch die bayerischen und die Reichspostanstalten,
fl. 1.27 in Oesterreich, Frcs. 3.40 in der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden
auch angenommen von allen Buchhandlungen, sowie gegen Einsendung des Betrags direkt
von der Expedition des „Deutschen Voltsblatts" in Stuttgart, Urbansstraße 94, zum
Preise von J(i 2. 05 halbjährlich.

Das Kloster Kirchheim im Ries
und feine Kunstschätze.

In eigenthümlicher, nicht reizloser, aber
etwas herb und streng veranlagter Gegend
breitet sich am Fuß des nordöstlich vom
Jpf anfsteigenden Blasienberges, ans dem
erhöhten westlichen Rand des Ries das
Dorf und KlosterKirchheim aus, 1 ^Stunde
von Nördlingen, 1 Stunde von Bopfingen
entfernt. Nicht weniger als drei Kirchen
erheben sich aus der Ortschaft von nicht
ganz 900 Einwohnern: außer der katho-
lischen Klosterkirche noch die protestantische
Kirche zu St. Jakob mit romanischeil Resten
und gothischenl Chor, dann die eben-
falls protestantische Gottesackerkirche zu
St. Martin, frühgothisch mit achteckigem
gewölbtem Chor, in dessen einem Strebe-
pfeiler ein altrömischer Stein mit nicht
mehr zu entziffernder Inschrift einge-
mauert ist.

Unsere volle Aufmerksamkeit nimmt in
Anspruch das, was von dem ehemaligen
Cistercienserinnenkloster noch erhalten ist.
Es war 1267 vom Grasen Ludwig von
Oettingen und seiner Gemahlin Adel-
heid von Hirschberg gestiftet worden und
blieb durch Jahrhunderte hindurch das
Schutz- und Schooßkind der Herren von
Oettingen. Mehrere Töchter dieses Ge-
schlechts standen als Aebtissinneu demselben
vor. Durch reiche Stiftungen und gute
Verwaltung wurde dasselbe allmählich eines
der reichsten Fraueuklöster des Landes.
Schon 1284 waren drei Klostergeistliche
angestellt; die große Zahl von Altären,
die theils noch erhalten, theils in den Ur-
kunden genannt sind, weist auf eine be-
deutende Vermehrlnig derselben in den
folgenden Jahrhunderten hin. Wenn auch
mehrmals, so besonders im Bauernkrieg,
Feindeshand an die Klosterpforte pochte,

so litt dasselbe doch nie größeren Schaden,
und seine Geschichte ist im Vergleich mit
andern Klöstern eine friedliche zu nennen.
Auch der Versuch des Oettinger Grafen
Ludwig XV., im Jahr 1534 die Refor-
mation ins Kloster einznschleppen, ward
ohne größere Schwierigkeiten mit ruhiger
Entschlossenheit abgewehrt. Es kam dem
Kloster zu gut und gereicht ihm zum
Ruhm, daß schon 1465 die Aebtissin
Margaretha von Oettingen Disziplin und
inneres Leben wahrhaft reformirt hatte,
ein Reformwerk, das durch eine Kloster-
ordnnng von 1500 Abschluß und Festi-
gung erhielt. Nachdem es in Ehren die
Schwelle unseres Jahrhunderts über-
schritten hatte, fiel es 1803 dem Gewalt-
akt der Säkularisation znm Opfer; der
Reichsdepntations-Hauptrezeß sprach es
dem Fürsten von Oettingen-Wallerstein als
Eigenthum zu. Alsbald wurde das Kloster
ansgehoben; doch dursten die Frauen in
demselben absterben.

Ein im Jahr 1802 von dem Ingenieur
Hanptmann Joseph v. Jocher ansgenom-
mener Grundriß des ganzen Kloster-
komplexes, jetzt in der fürstlichen Samm-
lung in Maihingen, *) giebt ein genaues
Bild von der ganzen ausgedehnten Kloster-
anlage mit ihrem rings von hohen Mauern
umfriedigten großen Areal, den schönen,
über acht Morgen einnehmenden Banm-
nnd Gemüsegärten, den in langen Trakten
sich hinziehenden Oekonomiegebänden und
endlich dem mächtigen Klostergnadrat, dessen
einen Flügel die Kirche bildet. Zwei
Flügel dieses Hanptbanes wurden vor
einigen Dezennien zu gründlicher Verein-

0 Diese und andere wcrthvolle Nachrichten
danken wir der Freundlichkeit des Bibliothekars
und Vorstandes der Oettingen-WaUersteinschen
Sammlungen, des Herrn Dr, G. Grupp in
Maihingen.
 
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