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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 10.1892

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Nr. 8
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Das Kloster Kirchheim im Ries und seine Kunstschätze, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15909#0073

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Archiv für christliche Kunst.

Organ des Rottenburger Diözesan-Vereins für christliche Run st.

perausgegeben und redigirt von Professor Dr. Keppler in Tübingen.

Verlag des Rottenburger Diözesan-Aunstvereins, für denselben: der Vorstand Professor Dr. Keppler.

8.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährlich für JL 2.05 durch die wnrttembergischen {J& 1.90
im Stuttgarter Bestellbezirk), -/Ä 2.20 durch die-bayerischen und die Reichspostanstalten,
fl. 1.27 in Oesterreich, Frcs. 3.40 in der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden
auch angenommen von allen Buchhandlungen, sowie gegen Einsendung des Betrags direkt
von der Expedition des „Deutschen Volksblatts" in Stuttgart, Urbansstraße 94, zum
Preise von Ji 2.05 halbjährlich.

1892.

Das Kloster Kirchheim
im Ries und seine
Runstschätze.

(Fortsetzung.)

Höher steht die an der
gegenüberliegenden Wand an-
gebrachte Statne der hl. Bri-
gitta mit Stab und Wander-
tasche, die wir gleichfalls hier
abbilden.

Die Ansführnngszeit mag
die gleiche sein, aber hier
verräth sich in der ganzen
Haltung der Figur und in der
Anordnung der Gewandung
ein Meister von künstlerischem
Feingefühl. Es wird fast
manirirt im Streben nach
Grazie und nach Effekten in
der Drapirung, aber der
schlichte Gesichts-
ausdrnck wahrt der
Statue den Reiz
mittelalterlicher
Naivität. Die Fas-
sung ist neu, aber
eine genaue Wieder-
herstellung der ur-
sprünglichen. Die
schöne Statne hatte
jedenfalls einst ihren
Standort in der ab-
gebrochenen Brigit-
tenkapelle. An der-
selben Wand ein
nicht unschönes Re-
lief : St. Wendelin,
mit Hund und
Schafen, noch go-
thisch. Ferner in
der Seitenkapelle
eine Mutter Anna

selbdritt, noch von gothischer
Art, aber von zöpfischer Aus-
führung; rechts und links
davon in ein Cartonchen-
ornament eingefügt die Brust-
bildchen der vierzehn Noth-
helfer; die Krönung oben
mit vier Bildchen fehlt.

Aus dem Altar dieser Sei-
tenkapelle aber befindet sich
ein wahrer Juwel alter
Skulptur, ein über l m
hohes und breites Pieta-
bild ans weißgraner, sehr
schwerer Masse, nicht be-
malt, nur an den Gewand-
sänmen vergoldet. Wie die
untenstehende Copie zeigt, ist
es an manchen Stellen, so
am Kopsschleier, am Gewand
links unten beschädigt, die
Füße des Leichnams
sind abgeschlagen.

Schon aus dieser
Nachbildung läßt
sich die hohe Schön-
heit dieses Kunst-
werkes abnehmen.
Es verbindet in sel-
tener Weise einen
ausgebildeten Rea-
lismus, der beson-
ders in der Dar-
stellung des Leich-
nams sich kundgibt
und hier bis zu sorg-
fältigster Wieder-
gabe des Adernge-
flechts, ja des Ein-
drucks der Hand ans
dem Arme geht, mit
einem streng ge-
wahrten traditio-
 
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