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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 10.1892

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Nr. 8
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Die neue kath. Kirche in Ebingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15909#0078

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70

bann war anch hier die Möglichkeit späterer
Vergrößerung vorznsehen. Eben mit Rück-
sicht ans die letztere gab man dem Ban
eine starke Breite-Entwickelung, welche jetzt
in keiner Weise als Störnng der richtigen
Verhältnisse empfunden, aber bei späterer
Verlängerung der Kirche sich in noch besseren
Einklang mit Höhe nnd Länge setzen wird.
Das Absehen mnßte aber auch hier nicht
mir ans breite Stnhlreihen, sondern auch
ans breite Seitengänge gerichtet werden,
welche die Entfaltung von Prozessionen
innerhalb der Kirche ermöglichen. Das
Problem ist ähnlich, aber doch wieder
wesentlich anders gelöst als in Schwen-
ningen.

Der Manerban ist in Langhaus und
Chor ersparnißhalber so niedrig als mög-
lich gehalten. Um gleichwohl im Schiff
die nöthige Jnnenhöhe zn erreichen, ist die
Decke desselben, eine sichtbare Holzdecke,
in hohem Halbkreisbogen gespannt nnd
stark in den Dachstnhl eingezogen (siehe
den Querdnrchschnitt nnd Längenschnitt).
Diese Holztonnenwölbnng, welche in der
spätgothischen Periode in unserem Land,
besonders im Zabergäu, hänsig vorkommt,
ist hier mit Glück nnd Nutzen verwendet;
sie erhöht den Junenraum um fast ein
Drittel. Man staunt, wenn man nach
Besichtigung des anspruchslosen, etwas ge-
drückt erscheinenden Aeußeru in diese freie,
schön gewölbte, hohe unb weite Halle ein-
tritt.

Anch hier sind die Seitengänge als
eigene Räume dem Schiff angefügt. Vier-
große Arkadenbögen ans schlanken Pfeilern
setzen beiderseitig diese Nebenränme mit
dem Ha^iptraum in Verbindung. Aber die
Anbauten für die seitlichen Gänge sind
nicht wie in Schwenningen mit eigenen
Pultdächern abgedeckt, was eine bedeutende
Erhöhung der Arkadenmanern und damit
eine beträchtliche Steigerung der Kosten
nöthig gemacht hätte. Vielmehr deckt Ein
Dach Schiff und Gänge (siehe den Quer-
dnrchschnitt). Der Raum der letzteren ist
von Joch zu Joch mit einem dem Arkaden-
bogen parallel laufenden spitzbogigen Ge-
wölbe überdeckt, welches auf den zwischen
Außenwand und Arkadenpfeiler einge-
spannten Manerbögen ruht. Damit erhält
der Steinkörper des Baues solide Festig-
keit, welche eine weitere Verstärkung durch

Strebepfeiler entbehrlich macht; die Holz-
decke und der gewaltige Dachstuhl findet
ein genügendes Widerlager. Da Oberlichter
hier wegfallen, so wurden in jede Travee
große Doppelfenster eingeordnet, welche
durch die hohen und weitgesprengten Ar-
kaden unbehindert das Licht dem Haupt-
raum zuführen. Auch hier ist in der
letzten Travee dem Chor zu der Seiten-
gang nach außen erbreitert für Aufnahme
der Beichtstühle und auch mit eigenem,
niedrigerem Dache gedeckt, so daß beider-
seits eine Art Querschisf am Langhaus
heranstritt und die äußere Silhouette
belebt.

Der Chorbau wurde nicht größer aus-
geführt , als für würdigen Vollzug der
Liturgie erforderlich, nicht höher als für
Gewinnung guter Verhältnisse nöthig ist.
Um den Chorbogen etwas höher spannen
zu können, was gegenüber der hohen Wöl-
bung des Schiffes wünschenswerth erschien,
wurde die erste Gewölbekappe künstlich
etwas höher gestelzt (siehe Längenschnitt).
Am Aeußeru waltet noch mehr als im
Innern die äußerste Sparsamkeit. Auf
Maßwerke in den Fenstern, auf Zier-
glieder an der Fa^ade, ans alle nicht absolut
nothwendige Verwendung von Werksteinen
wurde verzichtet. Gnrtgesimse, Fenster-
bogen, Manerblenden sind durchweg aus
Backstein ansgeführt. Die unteren Thurm-
geschosse entbehren aller Gliederung. Und
doch wirkt der bescheidene Ban selbst außen
trotz der niederen Sargmanern bebeuteub
und kraftvoll, im Innern sogar imposant
und durchaus befriedigend. Konstruktive
Meisterschaft, logische Klarheit und Durch-
dachtheit, glückliche Stimmung der Ver-
hältnisse geben ihm eine geistige Schönheit,
welche dekoratives Beiwerk leicht vermissen
läßt.

Die Hauptmaße sind folgende:

Gesammtlichtlänge .... 27,0 m
Lichtweite im Schiff ohne Gänge 10,4 „

„ „ „ m.d. Gängen 14,30 „

Schisfhöhe bis zum Deckenscheitel 11,50 „
Chorlänge im Licht . . . . 7,40 „

Chorweite.6,0 „

Chorhöhe bis zum Gewölbescheitel 8,50 „

Thurmbreite.5,06 „

Thurmhöhe bis zum Hauptgesims 20,0 „

„ „ zur Kreuzspitze . 35,5 „
 
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