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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 10.1892

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Nr. 9
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Das Kloster Kirchheim im Ries und seine Kunstschätze, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15909#0083

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Archiv für christliche Nunst.

Organ des Rottenburger Diozesan-Vereins für christliche Kunst.

perausgegeben und redigirt von Professor Dr. Keppler in Tübingen.

Verlag des Rottenburger Diözesan-Aunftvereins, für denselben: der Vorstand Professor Dr. Keppler.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährlich für M. 2.05 durch die wnrttembergischen (-Ai 1.90
im Stuttgarter Bestellbezirk), ^M2.20 durch die bayerischen und die Reichspostanstalten,

>» fl. 1.27 in Oesterreich, Frcs. 3.40 in der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden Il6s0^

L* y * auch angenommen von allen Buchhandlungen, sowie gegen Einsendung des Betrags direkt lOy
^ von der Expedition des „Deutschen Volksblatts" in Stuttgart, Urbansstraße 94, zum
Preise von M. 2. 05 halbjährlich.

Das Kloster Kirchheim im Ries
und feine Kunstschatze.

(Fortsetzung.)

In der Mitte des Raumes ist in den
Boden ein Doppelepitaph eingelassen mit
den Reliefgestalten zweier Aebtissinnen,
sehr gute Skulpturen. Es sind zwei
Schwestern, welche nach einander des hei-
ligen Amtes walteten und welche hier im
Grab vereinigt wurden; das sagen uns
die sprechend ähnlichen, kräftig-milden Ge-?
sichtszüge; das bestätigt auch die Inschrift:
anno dni MCCCLXXXVIII . . . anna

de haidek.dni MCCCC dna

Kunigundis de haidek abatissa in
Kirchra (oder en). due sorores. Jede
hat ein Hündchen zum Piedestal, das Haupt
ruht ans einem Doppelkissen, darüber sind
ihre Wappen angebracht. Sie haben aus
einem besonderen Grunde gerade hier ihre
Ruhestätte gesunden; ihnen dankte der
Frauenchor reiche malerische Ausstattung,
deren Reste noch erhalten sind, und allem
nach auch zwei weitere Altäre. Dies
geht daraus hervor, daß gerade ihre Wappen
groß über dem Portal angemalt sind, und
daß in der Laibung des großen Ostfeu-
sters angeschrieben steht: anno domini
MCCCLXXXXVIII dedicatum est al-
tare hoc in honorem omnium sanc-
torum; ebenso stand in der folgenden
Fensterlaibung über dem zweiten Altar
das Jahr seiner Errichtung und sein Titet
angeschrieben; die Jahrzahl ist noch er-
halten und lautet ebenfalls 1398; der
zweite Theil der Inschrift ist durch die
spätere theilweise Vermauerung des Fensters
verdeckt, durch welche offenbar die An-
bringung eines Altarschreines ermöglicht
werden sollte.

Eine genauere Besprechung verdienen
die Wandmalereien, mit welchen

ungefähr ein Jahrhundert nach ihrer Er-
bauung dieser Frauenchor unter den ge-
nannten Aebtissinnen geschmückt wurde.
Eine Hanptfeindin, die Tünche, blieb ihnen
ferne; aber es haben ihnen so viele andere
Feinde zngefetzt, daß sie leider unaufhalt-
sam der baldigen und völligen Zerstörung
entgegengehen. Die Malereien der West-
seite sind bis ans wenige Spuren und
drei Konsekrationskrenze ganz vernichtet,
hauptsächlich in Folge der späteren Durch-
brechung der Mauern mit unschönen
Fensteröffnungen. Die noch erhaltenen
Gemälde der anderen Wände haben in
Folge von Feuchtigkeit die Schönheit des
Kolorits verloren und sind vielfach durch
Mauerrisse derdorbeu; zum Theil siud,
namentlich da, wo die Farbe ohne Unter-
grund in ganz dünnen Schichten unmittel-
bar auf den behauenen Stein anfgetragen
ist, wie in den Fensterlaibnngen, die Farben
abgeblättert, oder sie hängen, schon halb
vom Stein gelöst, nur mehr lose an;
manche Bilder sind nur mit Mühe noch
zu erkennen. Der Zustand der Malereien
erlaubt keine Restauration mehr; um so
mehr habe ich es für Pflicht gehalten,
die schönsten noch erkennbaren Figuren
und Scenen kopiren zu lassen, um sie
wenigstens in der Nachbildung zu retten
und um eine deutliche Vorstellung vom
Charakter der Malerei zu ermöglichen
(siehe die Beilage dieser Nummer; die ge-
treuen Aufnahmen stammen, wie alle Illu-
strationen dieses Aufsatzes, von der tüch-
tigen Hand des Herrn Bildhauers Schnell
sunior in Ravensburg).

Zu einem geschlossen Cyklnö giengen,
nach dem Erhaltenen zu schließen, die dar-
gestellten Seemen nie zusammen. Ein
durchlaufender Plan waltet nur insofern,
als immer wieder zwischen die Schilde-
rungen heiliger Begebenheiten Apostel-
 
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