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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 10.1892

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Nr. 10
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Beck, Paul A.: Kunsthandwerker früherer Zeiten in und aus Schwaben
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.15909#0102

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91

bau er und nachherigen Baumeister Pater
Evermod Schmid zu nennen; der immer
noch nicht festgestellte Meister des dortigen
feinen Barockchorstuhlwerkes dürfte vielleicht
Simon Feuchtmader aus Salem, der
Urheber des Weingartener Chorgestühles sein.
Das Schreinerhandwerk vererbte sich hier,
wo seit dem 17. Jahrhundert bis zum Jahr
1830 Zünfte bestanden, im 17. und 18.
Jahrhundert generationenweise in der Familie
Kopf, welche manch tüchtigen Kloster-
fchreiner lieferte. Aus R i e d l i n g e n,
einer der fünf österreichischen Donaustädte,
wird von früherer Zeit her ein sehr tüchtiger
Maurer- und Werkmeister Hans Lutz er-
wähnt, welcher nach dein 30 jährigen Kriege
das durch die Schweden in: Jahr 1647 ein-
geäscherte Kloster S ch u s s e n r i e d Orck.
?raemov5trLt. größtentheils wieder aufbaute;
im vorigen Jahrhundert machte sich da-
selbst die Bildhauerfamilie Christian
bemerklich, von welcher ein Glied Joseph
Christian von 1747 bis 1756 in Zwiefalten
sowie im Cistercienferstifte Schönthal, ein
arideres, Johann Anton, zu Wibliiigen von
1772 bis 1781 thätig war. — Ein sehr ge-
schickter vielgesuchter Baumeister war für
seine Zeit der deutschorden'sche Baudirektor
zu Altshausen Jos. Kaspar (alias Anton)
Bagnato in Ravensburg, welcher u. A.
das Schloß auf der Mainau, das „Korn-
haus" zii Rorschach, ein heute noch stehendes,
weithin sichtbares Wahrzeichen am Bodensee,
das ebenfalls noch stehende ehemals Thurn-
und Taxis'sche Postgebäude am Graben zu
Ravensburg sowie im Jahr 1750 das auf
einer ansteigenden Terrasse imposant gelegene
„iieue Schloß" zu Meersburg, in dessen
zweitem Stock sich eine prachtvolle Zimmer-
reihe, das Getäfel von Eichenholz mit Gold
und an den Wänden Gobelins mit Jagden
und idyllischen Vorstellungen befinden, mit
dem schönen Treppenhause erbant hatte. Als
Goldarbeiter hatte zu Anfang des vori-
gen Jahrhunderts Meister Christ adler
von Wangen i. A. einen Ruf, welcher u. A.
im Jahr 1712 eine schwere silberne Mon-
stranz nach Ottobeuren, ein hervorragendes
Stück des dortigen Kirchenschatzes, verfertigt
hatte. Dieses schöne Werk ist 3', 4", 6'"
hoch, stark in Silber getrieben; ganze Figu-
ren zieren die Vorderseite. Zu oberst ist
Gott Vater und der hl. Geist in Gestalt
einer Taube; etwas tiefer der hl. Joseph
und die seligste Jungfrau Maria. Unter
diesen befindet sich der hl. Alexander mit
einem Schild, in welchen daS heutige Gottes-
haus, und der hl. Theodor, gleichfalls mit
einem Schild, in welchen die ehemalige
Gebietskarte eingravirt ist. Zu beiden Seiten

des Ostensoriums sind der hl. Benedikt, seine
Schwester Scholastika und die hl. 3 Könige
angebracht. Um das Ostensorinm herum
schweben die 9 Chöre der Engel. Am Fuße
ist eine Platte ans Silber eingelassen, die
eine auf den damaligen Reichsprälaten Ru-
pert II. Reß ans Wangen i. A. bezügliche
Inschrift trägt.

Als vorzüglicher Uhrenmacher, welcher
hauptsächlich eine große Kundschaft in den
Klöstern itnb Schlössern Südwestdeutschlands
hatte, galt im vorigen Jahrhundert Jean
Linder in Ravensburg; noch heute sieht man
manche seiner zierlichen, mit seinem Namen
gezeichneten Standuhren. Ein Jos. Linder
in Ravensburg war Thurmuhrenmacher; er
fertigte u. A. im Jahr 1750 die Kirchenuhr
zu Schussenried.

Literatur.

Die Kun st lehre Dante' s und
Giotto' s K u n st. Antrittsvor-
lesung, gehalten in der Aula der K.
Universität in Leipzig am 4. Mai
1892 von Hubert I a n i t s ch e k,
o. Pros, der Kunstgeschichte. Leipzig,
F. A. Brockhaus 1892. 31 S. Preis
60 Ps.

Mit dieser Rede nahm Janitschek von dem
Lehrstuhl Anton Springers Besitz. Dieselbe ist
sehr gehaltvoll und beachtenswerth und läßt nur
bedauern, daß sie nicht genügend Raum bietet,
um die angebrochenen Probleme eingehend zu
behandeln und so mancher lichtgebenden Er-
kenntniß weiter nachzugehen. Nach einer sehr
berechtigten lauclatio seines Vorgängers gibt der
Vers, kurz sein kunstgeschichtliches Programm,
hierauf die Hauptsätze der thomistischen Aesthetik,
als deren Ausfluß er Dante's Kunstlehre erweist.
Die letztere faßt er so zusammen: „Das Schöne
der geschaffenen Dinge ist eine Ausstrahlung der
Urschönheit, welche Gott ist; je Heller der Oie-
danke Gottes in den irdischen Dingen sich spie-
gelt, um so schöner sind sie; da aber die Wahr-
heit der Dinge nach Thomas nur in ihrer Ileber-
einstimmung mit dem vorgedachten Gedanken
Gottes liegt, so ist ihre Schönheit auch ihre
Wahrheit. Die Thätigkeit des Künstlers ist ein
Analogon zur schöpferischen Thätigkeit Gottes.
Die kunstschöpferische Stimmung kommt von der
Inspiration her, aus dieser geht die künstlerische
Idee hervor. Darstellen kann der Künstler nur,
was er innerlich zu erleben vermag. Lebens-
wahrheit ist das höchste Ziel des Künstlers. Das
Kunstwerk bleibt immer hinter der künstlerischen
Absicht um einen Schritt zurück." (S. 21.) Volle
Klarheit über Aufgabe und Ziele der Kunst haben
allein Dante befähigen können, über Cimabue
und Giotto' ein Urtheil zu sprechen, das die Kunst-
geschichte als durchaus richtig erfunden und bei-
 
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