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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 10.1892

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Nr. 11
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Wolff, Odilo: Rede über die christliche Kunst
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Entwürfe für Missions- und Wegkreuze
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https://doi.org/10.11588/diglit.15909#0109

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98

nitas et benignitas Salvatoris nostri)
und ist Er uns nicht mehr ein „Wolken-
sammler Zeus" oder ein Jupiter tonarm,
und wird uns statt des Mednsenhauptes,
des erschreckenden, das liebliche Antlitz der
Juufrau gezeigt — es liegt nun einmal
doch in der tiefsten Menschennatnr, daß
uns das Heilige nicht allzu nahe gebracht
und nicht allzu vertrant werden darf —
sonst wird es prosanirt.

Ich rede hier nicht von einer Kunst ä la
Wereschagin. Ich würde der gesammten
christlichen Künstlerschast Schmach anthun,
wenn ich nur daran denken würde. Aber
das elende Streben nach der falscheit Natnr-
wahrheit des Modells und der Photo-
graphie zeigt sich uns gar oft in katho-
lischen Heiligenbildern und salonfähigen
Illustrationen — auch in katholischen Zeit-
schriften — so daß ich mir oft sage: Es.
gibt Wege, die nicht weit ab voit Were-
schagin führen. Es gibt auct) sogenannte
katholische Kunstwerke für den Salon, die
eher in einen Spiritistenzirkel gehörten.

Die Kirche hat allezeit, in all ihren
Institutionen, keinen anderen Zweck als die
Ehre Gottes und das Heil der Seelen.
Sie kann sich auch in der Kunst nicht
widersprechen. Auch die Kunst soll tiach
ihrer Ansicht nicht eine subjektive Gefühls-
frömmigkeit pflegen, sondern das große
Dogma predigen, das die Kirche zu
verkündigen gesandt ist, und dessen Formn-
lirung sie wahrlich nicht einem Jeden über-
läßt.

Ihre Kunstsprache darf darum nicht anders
klingen als die Sprache ihrer Liturgie.
Die Kunst darf nur ein Lichtreflex jener
sein, eine Uebersetznng der Ton- in Licht-
wellen. Die Kunstwerke müssen eine Wider-
strahlnng jenes Geistes sein, der in der
kirchlichen Liturgie und ihrem Glanz, in
der Gesetzmäßigkeit und Ordnung ihrer
Zeremonien herrscht.

Und damit sie das werde, muß die Kunst
zu den Prinzipien der Alten zurückkehren,
muß sie das große Gesetz, den Urgedanken
Gottes, den Er mit Flammenschrift als ein
Nene, Thekel, Phares, ein „gezählt, ge-
wogen , gemessen", in die Schöpfung ge-
schrieben hat, und nach der Er alles ge-
schaffen hat in „Zahl, Maß und Gewicht",
wieder stndiren.

Mit einem Worte: Die Kunst muß sich

in allem unterwerfen dem ewigen Gesetze
des „höchsten Künstlers", dem Gesetze
der Zahl, d. i. der ewigen Wahrheit,
dem Gesetze des Maßes, d. i. der
ewigen Schönheit, und dem Gesetze des
Gewichtes, d. i. der ewigen Heiligkeit
oder der Moral.

Entwürfe für Missions- utib weg-
kreuze.

Noch immer hat sich in katholischen
Gegenden der schöne alte Brauch erhalten
— möge er nie anssterben, — in der Um-
gebung und im Weichbild der christlichen
Städte und Dörfer, an Straßen und Flur-
wegen Kreuze anzubringen — Wegzeiger
zum Himmel an den Erdenwegen des
Christen, Sieges- und Friedenszeichen des
Christenthums in der unchristlichen Welt,
theilweise auch ins liturgische Leben der
Kirche einbezogen als Zielpunkte der Flnr-
gänge und der Fronleichnamsprozession.
Ferner werden auch regelmäßig als Denk-
zeichen an abgehaltene Missionen Missions-
krenze errichtet und eingeweiht. Es liegt
viel daran, daß diese in aller Oeffentlich-
keit ausgestellten Zeichen unseres heiligen
Glaubens auch würdig und der christlichen
Kunst entsprechend gestaltet seien. Leider
ist das vielfach nicht der Fall. Recht un-
würdig und armselig sind häufig die an-
gehefteten Bildnisse des Gekreuzigten. Es
ist eine große Schwierigkeit, für unser
Klima wetterbeständige Kruzifixbilder her-
zustellen; alle aus Holz oder Stein ge-
fertigten verwittern viel zu rasch, auch
wenn sie durch ein Schutzdach einiger-
maßen geborgen werden. Man half sich
vielfach in der Weise, daß man ans starkem
Blech eine Körper-Silhouette ausschnitt
und diese mit dem Bild des Heilandes
bemalte — ein dürftiger Nothbehelf, selbst
wenn die Malerei gut ansgesührt wird.
Noch mehr ist heut zu Tage das Guß-
eisen zu Ehren gekommen für Kreuze und
Krnzifixbilder. Aber die üblichen ver-
goldeten gußeisernen Kruzifixe sind doch
meist nichts als eine recht rohe und plumpe
Masse ohne alle Beseelung, Schönheit und
erbauende Wirkung. Es gibt eigentlich
nur Einsganz empfehlenswerthes Material,
welches dauerhaft und dabei der Nach-
arbeitung und Nachziselirnng, daher der
 
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