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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 10.1892

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Nr. 11
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Entwürfe für Missions- und Wegkreuze
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.15909#0110

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99

künstlerischen Durchbildung fähig ist: Zink
oder Bronze. Daraus sehe man es ab;
sind die Kosten für einen Zink- oder
Bronzegnß nicht zu erschwingen, so ist es
weit besser, sich mit dem bloßen Kreuz zu
begnügen und ans das Bild zu verzichten.

Aber auch die einfachen, leeren Kreuze
beleidigen oft das Auge. Hier solche, die
lediglich in den Boden gesteckt oder un-
genügend befestigt wurden und die daher
bald windschief werden und oft Jahre lang
so stehen bleiben, nicht mehr Monumente,
sondern Ruinen des Christenthums, die
den Glauben der Gemeinde, welcher sie
angehören, mehr in Zweifel setzen als
beurkunden. Dort andere, bei welchen sich
die Dorfschreiner, denen ihre Fertigung
meist überlassen wird, sich in den Maßen
vergriffen haben, bei welchen die Quer-
balken zu hoch oder zu nieder, zu breit oder
zu kurz angebracht sind, so daß Miß-
verhältnisse entstehen, welche dem Auge
wehe thnn. Dann wieder andere, welche
die Schreinerphantasie mit allerlei ans-
gesägten Ornamenten bedacht hat, die meist
ebenso geschmacklos wie zerbrechlich sind
und bald nur mehr als Fetzen am Kreuz
paradiren.

Die Beilage bietet in der Mitte einen
Entwurf für ein hölzernes Missions- oder
Fetdkrenz. Hier ist ein tüchtiger und
hoher Steinsockel vorgesehen, in welchen
der Hanptbalken eingelassen wird, so daß
er gegen Anfanlnng von unten geschützt
ist. Die Ornamente des Hanptstammes
wie der Batkenenden und der Vierung sind
ans dem Stück geschnitzt, auch die Einsätze
an den vier Krenzungspnnkten kräftig und
massiv. Das Material sei womöglich
Eichenholz; Tannenholz würde einen Hart-
holzanstrich erhalten ohne weitere Poly-
chromirnng; höchstens könnten die Fasen
mit einigen farbigen Linien bedacht werden.
Wollte man dem Kreuz noch mehr Schmuck
geben, so wäre die Verbindung des Schmied-
eisens mit dem Holz zu empfehlen; eben
die vier an der Kreuzung eingesetzten Flügel
sowie die Nägelköpfe in den Dreipaßenden
könnten aus Schmiedeeisen gefertigt und
anfgeschranbt werden. Von den beiden
andern Entwürfen für Weg- und Flur-
krenze ist der eine ans quadratischer, der
andere ans achteckiger Grundlage ans-
gebant, die steinernen Socket mit Sänlchen

dekorirt; die Kreuze sind in Schmiedeeisen
gedacht, die Krnzisixbilder in Zink- oder
Bronzeguß. Die Entwürfe stammen von
Herrn Architekt Cades in Stuttgart.

Literatur.

La porte de Sainte-Sabine ä
Rome. Etüde archeologique par
Le P. J. J. Berthier actuellement
recteur de l’Universite de Fribourg
(Suisse). Fribourg (Suisse) Librairie
de l’Universite 1892. XII et 90 p.

Die Kirche der hl. Sabina wurde im Anfang
des fünften Jahrhunderts auf dein Aventin an
Stelle und theilweise mit den Trümmern der
Tempel der Diana und Inno erbaut. Ihre ur-
sprüngliche Anlage hat sich noch erhalten. Beson-
ders berühmt aber ist ihr Thor ans Cypressenholz
mit reichem Reliefschmnck. Es ist ziemlich sicher,
daß dasselbe ans der Erbannngszeit der Kirche
stammt und ein griechisches Werk ist. Von den
ursprünglich 28 Reliefs sind zehn verschwunden,
wahrscheinlich bei den llmgestalt,rügen, welche
die Kirche 1585 durch Sixtus V. erfuhr. Das
sind die Ergebnisse des eiirleiteirden Theils
obiger Schrift; der Hanpttheil befaßt sich mit
Beschreibung, Deutung und Würdigung der 18
Reliefs, welche je phototypisch abgebildet sind.
Hochwichtig ist das Krenzignngsbild, das älteste
Relief-Kruzifix, ivelches existirt. Unrichtig ist,
was Seite 26 zu lesen, daß das Suppedanenm
ain Kreuz durch die römischen Gesetze gefordert
sei mrd daß die Künstler, welche es anbringen,
der Wahrheit näher stehen; der römische Brauch
kennt kein Srrppedaireum, sondern nur einen
Sitzpflock in der Mitte des Kreuzes. Es folgt
die Heilung des Blinden (Joh. Kap. 9, nicht
Kap. 8, wie es Seite 29 heißt), mit der wunder-
baren Vermehrung der Brode und Fische und
mit der Verwandlung des Wassers auf Einer
Bildtafel verbunden, dann die Erscheinung des
Auferstmrdenen vor drei Jüngern bezw. die Ueber-
tragung der Lösegewalt an sie, sodann drei zn-
sammengruppirte alttestamentliche Scenen: Moses
hütet die Schafe, der brenneirde Dornbusch, Moses
mrd Aaron erhalten von Gott ihre Sendung. Das
fünfte Basrelief stellt dar die Verurteilung Jeftr
durch Pontius Pilatus und die Händewaschung,
und gesellt sich zu den Ivenigen Darstellungen
dieser Scene auf Sarkophagen mrd einer Mosaik
voir Apolliirare Nuovo in Ravenna. Hierauf
folgt die Erscheirimrg des Engels vor den Frauen
am Grabe, eine der ältesten ausdrücklichen Dar-
stellungen der Auferstehung. Sehr interessant
sind wieder die mosaischen Bilder der siebenten
Tafel: Moses nimmt auf Weisung Gottes voir
dem Holze eirres Baumes und versüßt damit
die bitteren Wasser, die Israeliten speisen die
Wachteln, die ihnen von Gott besorgte Fleisch-
nahrung, die Israeliten speisen das Manna,
Moses schlägt Wasser ans dem Felsen. Achtes
Relief: der Anferstandene erscheint zrvei heiligen
 
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