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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 11.1893

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Nr. 1
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Die Wandmalereien in Burgfelden bei Balingen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15910#0005

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Archiv für christliche Kunst.

Organ des Rottenburger Diözefan-Vereins für christliche Runst.

perausgegeben und redigirt von Professor Dr. Aeppler ui Tübingen.

Verlag des Rottenburger Diözesan-Runftvereins, für denselben: der Vorstand Professor vr. Reppler.

I.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährlich für Jt 2.05 durch die württembergischen (Ji 1.90
im Stuttgarter Bestellbezirk), .«.2.20 durch die bayerischen und die Reichspostanstalten,
fl. 1.27 in Oesterreich, Frcs. 3.40 in der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden
auch angenommen von allen Buchhandlungen, sowie gegen Einsendung des Betrags direkt
von der Expedition des „Deutschen Voltsblatts" in Stuttgart, Urbansstraße 94, zum
Preise von Ji 2.05 halbjährlich.

Die Wandmalereien in Burgfelden
bei Balingen.

Als man daran gieng, das alte, höchst
unscheinbare Kirchlein in Burgfelden wegen
Banfälligkeit abzutragen — die Last der
Jahrhunderte hatte seine Lebenskraft ge-
brochen, und müde der Sturme, denen es
auf seiner luftigen Höhe ansgesetzt war,
schickte es sich eben an, langsam seinen
Dienst zu qnittiren und ausweichend nach
beiden Seiten sich zur Ruhe zu legen —,
da fand man, daß diese morschen, ehr-
würdigen Mauern noch Träger eines her-
vorragenden Knnstschatzes waren, den un-
verständige Zeiten in Tünche vergraben
hatten und der nun in unseren Tagen
seine Anserstehnng feiert.

Indem wir nähere Angaben über den
Kirchenban am Schlüsse nachtragen werden,
bemerken wir nur, daß derselbe des Chores
vollständig entbehrt und ein einfaches
Parallelogramm darstellt, ohne Gewölbe,
mit einem östlich Vorgesetzten Thurm, gleich
diesem ans solidem, regelmäßigem Qnader-
gemäner bestehend. Die alten Wand-
malereien sind es, welche vor allem unsere
Aufmerksamkeit beanspruchen, denn sie sind,
um das Endergebnis^ unserer Studie gleich
voransznnehmen, n äch st den W a n d -
m a l e r e i e n v o n R e i ch e n a u a u s de m
Anfang des 11. oder Ende des.
10. Jahrhunderts die ältesten
und bedeutendsten, welche bis
jetzt in Deutschland gesunden
wurde n.H

0 lieber diese Gemälde enthielt werthvvllc
Notizen ein Artikel in der Beilage 264 zum
„Staatsanzeiger von Württemberg" 1892; mehrere
Artikel über dieselben in den „Blättern des
Schwäbischen Albvereins", Dezember-Nummer
1892. Die Schriftleitung der letzteren hat in
zuvorkommender Weise die Cliches zu diesen
Artikeln uns für unser Blatt zur Verfügung
gestellt. Wir werden dieselben der Nr. 2 einstigen.

lieber die ganze Ostwand hin zieht sich
hoch über dem Boden in einem breiten
Streifen, unmittelbar unter dem einstigen
Plafond, eine große Komposition mit
etlichen vierzig Figuren, die kleinen Neben-
figuren nicht mitgerechnet, nach oben ab-
geschlossen durch einen reichen Mäander-
fries, nach unten durch eine einfache Bor-
düre. Der Mäander ist sehr kunstvoll
geschlungen und accnrat gezeichnet, mit
perspektivischer Seitenansicht der Bänder,
welche gelb und roth sich von hellgrünem
Grund abheben. Die Bordüre bilden
zwei schmale rothe Streifen mit einem
mittleren gelben, der mit dunklen Punkten
besetzt ist; in sie schneiden noch etwas ein
zwei romanische Fenstercben der Ostwand,
rechts und links vom Thurm.

Die Komposition stellt das jüngste
Gericht dar. Ihren Brennpunkt bildet
die imposante Gestalt des Richters,
welcher in mandelförmiger Glorie ans dem
Regenbogen sitzt und ans kleinerem, con-
centrischem Bogen die Füße aufstellt. Er
hat den dreigetheilten Nimbus, in der Mitte
gescheiteltes Haar, ovales Gesicht mit im
Ganzen jugendlicheni Ausdruck und großen
Angen; beide Arme und Hände breitet er
gleichmäßig ans; über dem Untergewand
trägt er einen ziemlich straff gelegten,
nur über den linken Arm reicher und
weicher niederfließenden, mit gelbem Zier-
sanm verbrämten hochrothen Mantel. Die
Mandorla wird durch sechs kräftige, paral-
lele Ellipsenlinien gegeben; der Zwischen-
raum zwischen den beiden innersten ist
durch Onerstrichelung belebt. Sie schneidet
in den vorher ausgezeichneten Mäander
stark ein und greift bedeutend über die
obere Grenzlinie der ganzen Komposition
hinaus, so daß sie die Möglichkeit bietet,
der Figur des Heilandes größere Propor-
tionen zu gebens als den übrigen. Weiter
innen ist eine siebente Parallellinie ge-
 
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