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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 11.1893

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Nr. 3
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Probst, Josef: Uebersicht über die Künstler und Kunstwerke Oberschwabens von 1550 bis zum 30 jährigen Kriege, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15910#0033

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26

eine, von Pancraz Labetuvolf in Nürn-
berg, ist in die Wand der Nordseite inner-
halb der Kirche eingelassen; dasselbe ist
datirt von 1551 und ist dem Grafen
Gottfried von Zimmern und Mößkirch ge-
widmet. Dieses Denkntal ist auch schon
zuvor von Lübke in der Geschichte der
Renaissance in Deutschland (1. c. I S. 80)
als eilt glänzendes Werk dieses Künstlers
bezeichnet worden. Des andern Werkes
daselbst aber, das gegenüber aus der Süd-
seite der Kirche eingelassen ist und offen-
bar, nach Umfang und Anlage, als ein
Gegenstück des vorigen anfgestellt wurde,
macht Lübke gar keine Erwähnung. Das-
felbe ist dem Grafen Wilhelm von Zim-
mern-Wildenstein gewidinet und 1599 von
W o l f g a n g N e i d h a r t in Ulm ge-
gossen. Es ist dem Labenwolsschen Werk
in allweg ebenbürtig und es tritt durch dieses
Werk allein schon Ulm als ein ganz be-
deutender Sitz der Gießkunst in der Re-
naissanceperiode hervor, das hinter Nürn-
berg in keiner Weise zurückblieb.

Aber auch in Radolfzell, das wie-
derum reich ist an Epitaphien, hat sich
eine mit Inschrift versehene Gedächtniß-
platte des Wolf von Honbnrg, gegossen
von Hans A l l g e y e r H zu U l m 1568,
erhalten (abgebildet bei Kraus 1. c.
S. 320), welche Kraus einen „ausge-
zeichneten Spätrenaissancegnß" nennt. Bei
andern Epitaphien ist der Name und Wohn-
ort des Gießers nickt angegeben. In
dem Verzeichniß der Württ. Künstler im
„Königr. Württemberg" (II. S. 286) ist
noch von Werken die Rede, welche der
oben genannte Neidhart nach Augsburg
(1596) geliefert hat; sodann hat eine
Familie Sch all er (Hans Sck. von Ulm
1566—1610 und Michael Sch. 1568,
1585—1604 in Ulm), wie aus der An-
gabe in obigem Verzeichnisse hervorgeht,
viele Grabdenkmäler gefertigt, über deren
künstlerische Bedeutung rc. aber nichts gesagt
ist, auch nicht, ob dieselben in Stein oder
in Guß ausgeführt wurden.2)

9 Eines Valentin Allgaier, der wohl
auch mit dieser Werkstätte im Zusammenhang
steht, wird Erwähnung gethan in dem „Verzeich-
nisse im Königreich Württemberg" II S. 286; der-
selbe verfertigte verzierte Glocken für Neresheim,
Ebnat, Henbach. Keppler nennt die Glocke des
letztgenannten Orts von 1600 einen prächtigen Guß
(c5. Kirchliche Alterthümer S. 133).

Für Konstanz wird bei Kraus noch
ein I o n a s G e s n s, Bronzegießer c. 1589
als Verfertiger eines Monnments in Möß-
kirch genannt (I. c. S. 398).

Durch das Kraussche Werk tvtlrde fer-
ner der Vergessenheit entrissen:

4) Hans Morink von Konstanz;
derselbe arbeitete zwischen 1580 und 1600
und war Plastiker tu Stein. Eine Arbeit
desselben ist das Tabernakel in St. Ste-
phan zu Konstanz (cf. Kraus, Knnstdenk-
mäler des Großherzogthnms Baden IS. 99)
vom Jahr 1594. Ebendaselbst ein Stein-
relief von 1591 als Monument für (eine
verstorbene Hausfrau. Auch drei weitere
Reliefs ans der Passion daselbst werden
ihm zngetheilt (1. e. S. 100). Schöne
Skulpturen seiner Hand stammen aus
Schloß Hegne bei Konstanz von 1580,
die jetzt in Karlsruhe sich befinden (l. c.
S. 672 und 673 mit Abbildung in Licht-
druck) und das Relief an dem Altar der
Annakapelle des Münsters in Konstanz
(L c. S. 169—172 mit Abbildung). Auch
das Schellenbergische Epitaph in Hüfingen
bei Donaneschingen 1583 wird auf den
gleichen Meister znrückgeführt (1. c. II. B.
S. 36). Das alte Wohnhaus desselben
in Konstanz trägt ein Relief von 1608
(I. c. I S. 294) mit Inschrift.

5) Isaak K i e n i n g, Maler in Jsny
c. 1568. Derselbe pflegte seinen Arbeiten
außer seinem Namen auch die Bezeichnung:
pictor Isnensis nebst dem Datum beizn-
fügen. Seine Zeit fällt hiernach in den
Anfang der zweiten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts. Er betrieb jedoch eine besondere
Spezialität der Knnstübung, wobei die
Malerei eine mehr untergeordnete Rolle
spielte. Das Material, welches er bear-
beitete und auf das er seine Zeichnungen
anftrug, waren Platten des Solenhofer
Kalkschiefers, den er mit Aetzmitteln be-
handelte, um Vertiefungen und beziehungs-
weise Erhöhungen hervorzubringen. Die
Figuren wurden dann theils mit Farben
und Vergoldung hervorgehoben, theils auch
in der natürlichen Steinfarbe belassen. 9

9 Ueber die Epitaphien in der Kirche zu
Nenfra, OA. Riedlingen, cf. Keppler: Kirchl.
Kunstalterthümer S. 288. Leider sind die Na-
men der Künstler nicht bekannt. Aehnlich bei
Zwiesaltendvrf (1. c. S. 289) und von dem
Märchen in der Gottesackerkapelle zu Ehingen
(1615) und andern zerstreuten Werken.
 
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