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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 11.1893

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Nr. 3
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Probst, Josef: Uebersicht über die Künstler und Kunstwerke Oberschwabens von 1550 bis zum 30 jährigen Kriege, [2]
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Farbige Reproduktionen von Meisterwerken Fiesole's
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https://doi.org/10.11588/diglit.15910#0035

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28

So erfreulich es ist zu sehen, wie bei
diesem Bauwesen die künstlerischen Kräfte
der Gegend von alleil Seiten her wie in
einem Brennpunkt sich vereinigen, so ge-
winnt man doch auch den weniger erfreu-
lichen Eindruck, daß es dem Grafen Joacknm
sauer genug geworden sein mag, sein Ziel
ans diesem Wege^ ohne Beiziehnng ent-
fernter und ausländischer Kräfte, zu er-
reichen. Die beiden Städte, die bisher an
der Spitze standen, Ulm und Memmingen,
traten bei diesem Ban fast ganz zurück.
Von Ravensburg, das besser vertreten
ist, weiß zwar Hafner*) noch eine Reihe
von Namen von Malern und Meistern des
Bangewerkes anzuführen, aber über Werke
derselben läßt sich nur sehr wenig berichten.

Ueberlingen besitzt noch in seinem
Münster einen bedeutenden Schatz von
Metallgefäßen, besonders ans der Periode
der Hochrenaissance Z) da aber hier wieder-
holt das Beschanzeichen der Stadt Augs-
burg vorkommt, so ist es zweifelhaft, in-
wieweit dieser Zweig des Knnstgewerbes
dort wirklich von einheimischen Werkstätten
betrieben wurde?) Dagegen war in Ueber-
lingen eine Familie Z i r n ansäßig, welche
den Hochaltar des Münsters, jedoch erst
1634 erstellte (Kraus 1. c. @.603); diese
Familie scheint sich auch nach W a l d s e e
verzweigt zu haben (Kraus 1. c. S. 604).
Ihre Arbeiten für Ueberlingen fallen aber
theilweise schon so spät (1640), daß die-
selben nicht mehr der Renaissanceperiode
im engeren Sinn zugetheilt werden können,
sondern schon dem ansangendeu Barockstil
znfallen. Andererseits fallen die Chorstühle
des Franenchors zu Heiligkreuzthal

st „Württembergische Bierteljahrshefte" 1890
Seite 121.

2) cf. Kraus: Kunstdenkmäler des Großherzvg-
thums Baden I S. 614 und folgende.

3) Die Kußtafel daselbst in Silber ans Eben-
holz von 1606 stimmt bis auf Einzelheiten mit
einem gleichen Gefäß, das bei Falke (Geschichte
des deutschen Knnstgewerbes S. 133) aus dem
Schatz der kaiserlichen Bnrgkapelle in Wien ab-
gebildet ist. Dasselbe wird von ihm mit Wahr-
scheinlichkeit dein Augsburger Matthias Wall-
baumer zugeschrieben. Auch im Gewcrbemnseum
zu U l nr befindet sich eine beträchtliche Anzahl
von Gvldschmiedarbeiten vereinigt; sie stammen
theilweise von lllmer Familien, sind aber auch
theilweise auf dein Weg des Handels erworben
worden. lieber die Werkstätten hat sich eine
nähere Kunde noch nicht ergeben.

etwas früher als die hier besprochene Pe-
riode (1533). Wir erwähnen dieselben
aber, weil der Name des Meisters: Mar-
tin Z e y von Riedlingen genannt ist.

farbige Reproduktionen von
Meisterwerken Aesole's.

Wir haben im Jahrgang 1887 des „Ar-
chivs" dem Engel der kirchlichen Malerei
Fra Giovanni da Fiesole, genannt Fra
Angelico, eine Reihe von Artikeln gewidmet.
Hier können wir unterlassen, weiter ans sein
gottbegnadetes Schassen einzngehen und
die Bedeutung dieses Meisters in der Ge-
schichte der kirchlichen Malerei näher dar-
znthnn. Wir erinnern nur daran, daß
unter allen heiligen Thematen nichts ihm
nach dem ganzen Charakter seines Innern
und seiner Knust näher lag, als die hei-
lige Jungfrau und Gottesmutter mit sei-
nem Pinsel zn verherrlichen oder Schil-
derungen aus der Engelwelt zu geben. Er,
der in holde Verwirrung, in liebliche Ver-
legenheit geriet, wenn er Dämonisches malen
sollte wie in seinem Gerichtsbild, er fühlte
sich so ganz in seinem Element, wenn er
Engel und die Königin der Engel zu malen
hatte, denn mit ihnen verkehrte er unun-
terbrochen; sein ganzes Wesen und seine
Kunst hatte etwas Engelhaftes, weßwegen
seine Zeitgenossen ihm jenen schönen Bei-
namen gaben.

Es ist bekannt, mit welch miniatur-
artiger Feinheit er besonders seine Taselge-
mälde auszusühren pflegte und wie nament-
lich sie eine kaum je wieder erreichte weiche
Harmonie der Linien und reiche Musik der
Farben auszeichnet. Zn den besten unter
ihnen gehört zweifellos das Tabernakel
oder das Triptychon, das er einst für die
Leineweber, die Zunft der Linainoli in
Florenz, malte und welches jetzt in den
Uffizien daselbst aufbewahrt wird. Das
Mittelbild zeigt in Lebensgröße die thro-
nende Madonna mit dem Kind; die glatte
schräge Fläche des tiefen Rahmens, welcher
es im Bogen umschließt, ist bemalt mit
zwölf musizirenden Engeln; die Flügel ha-
ben ans der Innenseite das Bild des Täu-
fers und des Evangelisten Markus, auf
der Außenseite das des Petrus und Mar-
kus; St. Markus ist zweimal vertreten als
Patron der Leineweber.
 
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