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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 11.1893

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Nr. 6
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Bach, Max: Beziehungen des Martin Schongauer zu Ulm, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15910#0064

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weilen müssen wir also darauf verzichten,
das Bild in der angezogenen Beschreibung
des Wengenklosters näher bezeichnen zu
können.

Was schließlich die weiteren Beziehungen
M. Schöns zu Oberschwaben anbelangt,
so hat Pfarrer Or. Probst in seinem Aufsatz
in Nr. 8 1891 vergessen, daß auch im
Kloster Söflingen bei Ulm angeblich Spu-
ren Schonganerscher Kunst nachzuweisen
find. Ich sage angeblich, denn die Quelle,
ans welcher W. Schmid in seiner Abhand-
lung über Schonganer in Dohmes „Kunst
und Künstler" 1875 I schöpft, ist nicht
angegeben. Derselbe sagt: daß Schon-
gauer für das Kloster Söflingen ein Ge-
mälde ansgesührt habe, beweise der Brief
eines Mönchs von Straßburg an eine
Nonne des Klosters, worin er derselben
anfträgt, der Aebtissin zu melden, er habe
in Colmar von Meister Martin erfahren,
daß dieser sich baldigst nach Söflingen be-
geben wolle, um seine Arbeit für das
Kloster zu Ende zu führen. Das klingt
sehr unwahrscheinlich, wird auch von den
neuesten Biographen Schonganers Wnrz-
bach und Burckhard gar nicht erwähnt;
obgleich es ja auf der Hand liegt, daß
bei den wenigen Nachrichten, welche man
von dem Leben des Künstlers hat, ge-
rade dieser Brief von großer Bedeutung
wäre.

Neu war mir die von Or. Probst mit-
getheilte Notiz ans dem „Freiburger Diö-
zesanarchiv" 1887, woselbst die Hand-
schrift eines unbekannten Geistlichen abge-
drnckt ist, welcher sämmtliche Biberacher
Kirchen, Kapellen und kirchliche Anstalten
mit ihren reichen Knnstschätzen beschreibt.
Hier wird nun der ehemalige Hochaltar
der Pfarrkirche eingehend beschrieben.
„Von der Dassel aufs dem Altar
im Chor. Jttem uff dem Altar im
Chor da ist gestanden ein köstliche schöne
Dassel, hat der Gnoth Meister Hüpsch
Marte gemahlet. Die hat gehabt zivei-
fach Flügel ist bis ahn die Büne hinanff
gangen." Am Schluß heißt es dann,
„Alles ganz lustig und von Hüpsch Martin
dem bössten (besten) Maler gemahlet ist
gesein." Ans der ganzen Beschreibung
geht hervor, daß das Werk ein großer
Wandelaltar mit doppelten Flügeln und

großem Aufsatz, Tabernakel genannt, ähn-
lich wie in Blanbenren war. Im Schrein
befanden sich in geschnitzten Figuren die
Jungfrau Maria mit dem Kinde, zu ihren
Seiten die Apostel Petrus und Paulus;
ans den inneren Flügeln waren „nßge-
schnittene Stnckh" je zwei zu zwei ver-
theilt und zwar: die Geburt, hl. drei
Könige, Beschneidnng und Kindermord.
Auf den Außenseiten, d. h. am einmal ge-
öffneten Altar waren Gemälde und zwar
Darstellungen ans der Passion ans jedem
Flügel zwei Stück, zusammen acht Tafeln
wie folgt: Gebet am Oelberg, Gefangen-
nahme, Geißelung, Verspottung, Christus
vor Pilatus, Christus wird dem Volke
gezeigt, Kreuztragung und Kreuzannage-
lung. Diese Bilder sind es nun ohne
Zweifel, welche für Martin Schön in
Anspruch genommen werden. Doch ent-
steht die Frage: waren es Originale oder
Kopien nach seinen Kupferstichen? Wir
halten das letztere für wahrscheinlicher,
denn gerade diese Passionsfolge wurde von
Schonganer in Kupfer gestochen. Und
wie sollten damals die Biberacher dazu
gekommen sein, ein großes Altarwerk iin
fernen Colmar zu bestellen? Augenschein-
lich gehört der Altar seiner ganzen Anlage
nach dem Ansgange des 15. Jahrhunderts
an; Schonganer starb aber schon 1491
und war in den letzten Jahren seines
Lebens ohile Zweifel mit einem Altarwerk
in Breisach beschäftigt. Nun ist aber auch
die Beschreibung erst 40—50 Jahre nach
Aufstellung des Altars etwa 1531—40
entstanden und überdies) nur in einer Ab-
schrift aus der zweiten Hälfte des 17. Jahr-
hunderts ans uns gekommen. Nach all
dem können wir diesen Aufzeichnungen eines
Unbekannten nicht den Werth einer unan-
fechtbaren Original - Urkunde beimessen,
wenn auch das Ganze den Eindruck großer
Objektivität macht.

Ueberblicken wir das bis jetzt über
Schonganer Erforschte, so sind alle Ver-
suche, dem Meister eine Thätigkeit in Ulm
und Oberschwaben anzusinnen, als geschei-
tert zu betrachten. In den meisten Fällen
handelt es sich nur um Kopien nach sei-
nen Kupferstichen; Altärchen im Münster
zu Ulm, Passionsbilder in der Alterthümer-
sammlnng daselbst und Ritter St. Georg
 
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