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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 11.1893

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Nr. 6
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Bach, Max: Beziehungen des Martin Schongauer zu Ulm, [3]
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Probst, Josef: Beziehungen zwischen Oberschwaben und Tyrol, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15910#0065

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56

int Stuttgarter Museum vaterländischer
Alterthümer. Nur das eine scheint sicher zu
sein, daß Martins Brüder Ludwig sich in beit
Jahren 1479—1486 in Ulm aufgehalteu
haben muß, laut einem durch Häßler ver-
öffeutlichteu Eintrag in das Ulmer Bürger-
aufnahmebuch aus den letzten Dezennien des
15. Jahrhunderts, wo es unterm Jahre
1479 heißt: „Uff Cuurade eodem anno
hat eilt Natt Ludwigen Schongawer Mal-
ler das Bürgerrecht gescheuckt allso das er
nun füro unser eingesessene Burger sein.
Bnd uns füro sturen dienen und aller
verbott und gebot und och sachen gehor-
sam und gewärtig, und verbunden sein soll
als andere unsere Burger nngefehrlichen."
Leider läßt sich diese wichtige Urkunde
nicht mehr kontrolliren, da neuere Nach-
forschungen im Ulmer Archiv ergeben haben,
daß ans dem betreffenden Bürgerbuch ge-
rade die Jahrgänge 1483—1492 heraus-
geschnitten sind! Auch das Steuerbuch
von 1484 fehlt jetzt, in welches frühere For-
scher erstmals den Namen Zeitblom ein-
getragen gefunden haben wollen.

Auffallend ist jedenfalls, daß dieser Lud-
wig, nachdem er 1479 sich ins Ulmer Bür-
gerrecht anfnehmen läßt, schon 1486 das
Augsburger Bürgerrecht erkauft und im
Jahr 1493 Bürger in Colmar ist, schließ-
lich aber doch wieder nach Augsburg zieht,
wo es im dortigen Malerbuch sub 1497
heißt: „Item Meister Ludwig Schonaner
hat gehabt zway Kinder, die haben der
Zunft Gerechtigkeit mit Namen Martin
und die Tochter Znsanna."

Bilder von Ludwig sind nicht nachweis-
bar, er hat nur einige Kupferstichehinterlassen.

Also nochmals: ans den bis jetzt bei-
gebrachten Materialien können sichere
Schlüsse ans eine Thätigkeit Schonganers
oder seiner Schule in Ulm und Ober-
schwaben nicht gezogen werden, und ich
glaube auch, daß eine solche überhaupt
niemals stattgefnnden hat.

Beziehungen zwischen Ober-
schwaben und T^rol.

Von Pfarrer Dr. Probst in Essendorf.

Zweiter A r t i k e l.

Weitere Verbindnngsfäden zwischenOber-
schwaben und Tyrol ziehen sich schon sehr
frühzeitig in dem Cistercienserkloster S t a m s

(am Inn oberhalb Innsbruck) zusammen
und halten sich dort längere Zeit.

Atz in seiner Kunstgeschichte Tyrols,
S. 377, äußert sich darüber folgender-
maßen: Das Kloster Stams bildete eine
ganz eigene Werkstätte ans unter dem
Abte und Maler Heinrich Grussit,
1369—1387; dieser war aus Ueberlingen
in Schwaben gebürtig (l. c. S. 330).
Noch vorhanden ist von ihm eine fignren-
reiche Krönung Mariä, welche ehedem das
gemalte Mittelstück eines Flügelaltars
bildete, und Atz glaubt (1. c. S. 349),
daß durch den Einfluß dieser dauerhaften
Werlstätte in Stams der süddeutsche Ein-
fluß in ganz Nordtyrol überwiegend wurde,
daß insbesondere in späterer Zeit noch der
Einfluß des Martin Schonganer, Zeitblom,
Dürer von hier aus nach S ch w a tz
(Krenzgang im Franziskanerkloster daselbst)
übertragen worden sei. Es ist aber auch
möglich, daß direkter Nachschub ans Ober-
schwaben in Stams eintraf. Baumann
berichtet in seiner Geschichte des Allgäus
(11, S. 459), daß Karl IV. den Kirchen-
satz der Martinskirche zu L e u t k i r ch,
dazu die Kirchenvogtei, dem Kloster Stams
schenkte (1352; 1359), wozu sowohl die
deutschen Kurfürsten als auch der ober-
schwäbische Landvogt ihre Zustimmung er-
theilten; erst im 16. Jahrhundert wurde
diese Verbindung gelöst. Ein Mönch in
Stams, der als Mystiker einen Ruf hatte,
Johannes, stammte ans Kempten
(1. c. II, 709). Noch intensiver und nach-
haltiger waren die Verbindungen einer
Linie der oberschwäbischen, freiherrlichen
Familie Freiberg-Eisenberg zu F ü ß e n
im Allgäu mit dem gleichen Kloster. Ban-
mann führt an (1. c. S. 581), daß Fried-
rich v. Freiberg 1396 in Stams eine
tägliche hl. Messe für seine Familie stiftete
und dieses Kloster zum Begräbnißplatz
seiner gesammten Familie erwählte, in der
Weise, daß das Kloster die Leichen ans
20 Meilen Wegs abholen mußte. Ein
späterer Angehöriger dieser Familie ließ
1476 die Grabsteine im Krenzgang zu
Stams erneuern und einen gemeinsamen
Grabstein dort errichten (1. c. S. 583).
Auch sonst treten recht verwickelte Nechts-
beziehnngen *) zwischen beiden Provinzen

0 ck. Banmann, l. c. II, S. 206.
 
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