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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 11.1893

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Nr. 8
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Zu den Wandgemälden in Burgfelden
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https://doi.org/10.11588/diglit.15910#0083

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Archiv für christliche Aunst.

Organ des Rottenburger Diözesan-Vereins für christliche Kunst.

perausgegeben und redigirt von Professor Dr. Aeppler in Tübingen.

Verlag des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins, für denselben: der Vorstand Professor Dr. Reppler.

Or. 8.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährlich für Jk 2.05 durch die württembergischen {Jk 1.90
im Stuttgarter Bestellbezirk), Jk 2.20 durch die bayerischen und die Reichspostanstalten,
fl. 1.27 in Oesterreich, Frcs. 3.40 in der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden
auch angenommen von allen Buchhandlungen, sowie gegen Einsendung des Betrags direkt
von der Expedition des „Deutschen Volksblatts" in Stuttgart, Urbansstratze 94, zum
Preise von Jk 2. 05 halbjährlich.

1893.

gu den Wandgemälden in Burg-
felden.

Als ich eben die in Nr. 1 und 2 des lau-
fenden Jahrgangs erschienenen Artikel über
diese hochwichtigen Wandgemälde nieder-
geschrieben hatte, wandte sich Herr Hofrath
F. X. Kraus in Freiburg au mich, um
über diese Malereien nähere Auskunft zu
erhalten. Ich sandte ihm diese Artikel nebst
der inzwischen in der 28. Lieferung der
„Kunst- und Alterthumsdenkmäler im König-
reich Württemberg" erschienenen Abbildung
des Gerichtsbildes und einer im württem-
bergischen „Staatsanzeiger" veröffentlichten
Besprechung desselben zu und setzte ihn in
die Lage, einer sehr gehaltvollen Studie
noch eine Notiz über den Bnrgseldener
Fund einzufügen.

Diese Studie betrifft zunächst die
Wandgemälde in St. Angelo in
Formis bei Capua in Italien. Sie
erschien im „Jahrbuch der Königlich preußi-
schen Kunstsammlungen" 1893, sodann auch
iu einem Sonderabdrnck (Berlin, G. Grote).
Ihre Resultate ziehen viel weitere Kreise,
als der Titel vermuthen läßt, und berühren
indirekt auch die Malereien von Burgfelden,
weßwegen wir unfern Lesern davon Kennt-
niß geben.

Um die Mitte des 11. Jahrhunderts
gründete das Kloster Monte-Cassino in
Capua eine Klosterfiliale, welche in der
Zeit zwischen 1056—1086 eine stattliche
dreischiffige Sänlenbastlika mit drei Absiden
und einer Vorhalle erhielt. Vorhalle und
Kirche wurden ganz ansgemalt, und ein
großer Theil dieses Freskenschmnckes hat
sich verhältnißmäßig gut konservirt, so daß
Kraus seiner Studie aus großen Tafeln
Lichtdrnckreproduktionen derselben beigebeu
konnte, die ein ziemlich klares Bild geben.

Die Vorhalle war geschmückt mit einer

Darstellung des hl. Michael in Brustbild,
mit einem Orantebild der seligsten Jung-
frau, mit Darstellungeu aus der Legende
des hl. Antonius und Paulus. Im Innern
der Kirche nimmt die Westwand eine große
Gerichtsdarstellnng ein, ans welche wir
nachher etwas eingehen. In der Hanpt-
abside thront Christus zwischen den vier
Evangelisteu-Symbolen, darunter fünf große
Heiligengestalten. Ein großer Bildercyklus
zieht sich an den Hochwänden des Mittel-
schiffes hin. In den Arkadenzwickeln
Prophetengestalten mit Sprnchbildern, unter
ihnen auch eine Sibylle. Darüber in drei
Horizontalstreifen vertheilt neutestamentliche
Scenen. An der Südwand: Zachäus,

Christus und die Samariterin, die Ehe-
brecherin, Heilung des Blindgeborenen am
Quell Siloah, Auferweckung des Lazarus,
Christus und die Mutter der Zebedaiden,
Gastmahl in Bethanien, Einzug in Jeru-
salem, letztes Abendmahl. An der Nord-
wand : Christus am Oelberg, Verrath des
Judas, Verspottung, Handwaschnng des
Pilatus, Kreuztragung, Kreuzigung, Grab-
legung, Besuch in der Vorhölle, die Engel
am Grabe, der Gang nach Emans, der
Anferstandene am See Genesareth, Thomas
und der Auferstandene, Himmelfahrt; der
zweite Bilderstreifen ist stark verdorben,
zu erkennen noch u. a. die Parabel vom
reichen Prasser und armen Lazarus iu
zwei Darstellungen; im obersten Horizon-
talstreifen: die Weisen ans dem Morgen-
land (?), der bethlehemitische Kindermord,
Jesus im Tempel, Predigt des Täufers (?),
Taufe Christi, Versuchungsbilder (?), —
im ganzen ursprünglich über sechzig Sce-
nen. Dazu im nördlichen Seitenschiff noch
eine Serien von alttestamentlichen Dar-
stellungen.

Diese Wandmalereien von St. Angelo
sind seit 1860 der Kunstforschung bekannt,
 
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